Ein Erlebnisbericht von einer 10-tägigen Etappenfahrt von Cumiana (in der Nähe von Turin / Italien) nach Erlangen.
Hallo allerseits !
01) Hintergrund der Veranstaltung
02) Eckdaten der Tour
03) Anfahrt und Aufenthalt in Cumiana
04) Erste Etappe: Cumiana (I) - Bourg St.Maurice
05) Zweite Etappe: Bourg St.Maurice(F) - La Clusaz
06) Dritte Etappe: La Clusaz (F) - Yvoire
07) Vierte Etappe: Yvoire (F) - Montzillion
08) Fünfte Etappe: Montzillion (CH) - Guebwiller
09) Sechste Etappe: Guebwiller (F) - Schweighausen
10) Siebente Etappe: Schweighausen
11) Achte Etappe: Tübingen (D) - Untergröningen
12) Neunte Etappe: Untergröningen
13) Zehnte Etappe: Gebsattel
14) Abschluss-Tag in Erlangen (D) am Samstag, den 11.07.2009
15) Teilnehmer der Friedensfahrt
16) Und hier noch ein Beitrag zur Friedensfahrt von Hartmut.
01) Hintergrund der Veranstaltung
Kurz vor dem Ende des zweiten Weltkrieges, Anfang April 1944, erschossen Faschisten im piemontesischen Städtchen CUMIANA 51 Geiseln als Reaktion auf Aktionen der Partisanen (Genauere Info). Das Erschiessungs-Kommando führte ein deutscher SS-Offizier, der sich später in Erlangen niederließ und hier Jahrzehnte unbehelligt lebte. Nach Recherchen eines Turiner Journalisten erhob die italienische Justiz 1999 Anklage gegen den SS-Offizier, der einer Verurteilung durch seinen Tod im Jahre 2000 entging. Die Erlanger Bevölkerung erfuhr von dem Massaker aus der Presse und durch eine Ausstellung mit Diskussions-Veranstaltungen. Seitdem hat das Erlanger Bündnis für den Frieden Verbindung mit Cumiana aufgenommen, um die Betroffenheit der Erlanger Bürger kundzutun, um die Leiden gemeinsam zu tragen, aber auch um alles zu unternehmen, dass solche Gräuel in Zukunft nicht mehr geschehen können.
Die ausgestreckte Hand aus Erlangen wurde in Cumiana auf eine überaus freundliche, und, so nicht erwartet, herzliche Art ergriffen. Seit über fünf Jahren gibt es nun einen regen Austausch auf allen Ebenen, wobei sich erfreulicherweise auch die Verwaltungen beider Städte und parteiübergreifend die politischen Vertreter / innen engagieren. Gegenseitige Besuche offizieller Delegationen, von
--- Tanzgruppen,
--- Schulklassen,
--- Sportvereine
--- aber auch vieler Privatpersonen
vertiefen seither die Beziehungen und zeigen die Möglichkeiten der Überwindung der schmerzhaften Vergangenheit unter dem Motto
Nie wieder Krieg - nie wieder Faschismus auf.
Schon 2002 hatten einige leidenschaftliche Radfahrer die Idee, eine Tour mit Rennrädern nach Cumiana zu organisieren. Im Juni 2003 starteten 14 Radsportler zu einer siebentägigen Friedensfahrt
--- über insgesamt 1100 Kilometer
--- durch Österreich, die Schweiz und die italienische Region Piemont
--- nach Cumiana.
Mittlerweile ist es Tradition geworden, alle zwei Jahre - auf wechselndem Streckenverlauf - diese Friedensfahrt durchzuführen. So war es anfang Juli 2007 und nun auch in diesem Jahr.
02) Eckdaten der Tour
Diesmal wird die Strecke
--- von Cumiana über einen der höchsten Alpenpässe im Osten Frankreichs,
--- durch den Schweizer Jura,
--- das Elsass,
--- den nördlichen Schwarzwald,
--- die Schwäbische Alb und
--- den Steigerwald bis nach Erlangen
von den Radlern aus Cumiana und Erlangen gemeinsam gefahren
--- auch ein Zeichen von Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigem Verständnis.
Gesamtstrecke: 1238 km / > 20.000 hm verteilt auf 10 Etappen
Zeitraum: 28.Juni bis 10. Juli 2009
Route:
Organisiert wurde die Tour von Manfred und Hans. Manfred kümmerte sich wie schon bei den letzten Touren aufopfernd um die Radler. Zum einen stellte er mit seinen Volvo und riesigen Anhänger den Gepäcktransfer und zum anderen die Verpflegung während des Tages sicher. Langweilig wurde ihm garantiert nicht. Das Auffüllen des Wassertanks und das Beschaffen der Verpflegung u.a. war nicht ganz einfach. Nach dem dritten Tag unterstützte ihn Angel, der trotz der Widrigkeiten immer eine gute Laune ausstrahlte.
03) Anfahrt und Aufenthalt in Cumiana
Während Hans und Jörg (mit 3 weiteren Begleitern) die Anfahrt nach Cumiana schon mit den Rad meisterten, fuhr unser Zug am 28.06.09 um 5:43 aus Erlangen ab. Da um die Uhrzeit noch keine Busse fuhren entschieden sich Erna und Gerth noch früher aufzustehen und die 6 km zum Bahnhof zu laufen.
Nach 4-maligen Umsteigen und Überqueren der Alpen über die Gotthard-Route kamen wir spät abends in Cumiana an. Am nächsten Tag montierten wir unsere Räder, die Manfred auf seinem Anhänger nach Italien brachte. Jeder drehte anschließend eine persönliche Einrollrunde, um die Funktionalität des Rades zu testen. Nach den Mittagessen gedachten wir mit einer Kranzniederlegung der Opfer des Massakers. Mir ging es gehörig ans Innerste direkt von Angehörigen der Opfer zu erfahren, dass damals ganze Familien ihre männlichen Verwandten verloren hatten. Umso erfreulicher ist es, dass wir so herzlich von den Italienern aufgenommen wurden - das ist keine Selbstverständlichkeit.
04) Erste Etappe: Cumiana (I) - Bourg St.Maurice
--- 01.07.2009
--- 163 km / 3600 hm ( zur Route )
Die geplante Route ist hart und gleich am ersten Tag kommt die Königsetappe. Keine Zeit zum Einrollen!
--- Wie harmoniert die Gruppe?
--- Wer fährt mit wem?
--- Hält das Wetter im Hochgebirge?
--- Angeblich sind die Tunnels am Iseran unbeleuchtet und lebensgefährlich.
Nach Tagen der "radsportlichen Unttätigkeit" geht es endlich los und die aufgestauten Spannungen können sich lösen.
Im Gruppeto rollen wir nach der Colletta die ersten 50 km einigermaßen flach nach Susa. Auf den Weg dahin stellt sich heraus, dass nicht alle Räder fit für die Tour sind. Ein Glück, dass Jörg mit dabei ist und die Räder wieder soweit hinzaubert, dass das Peloton weiterfahren kann. Bis Ende der Tour musste Jörg immer wieder sein fachliches Können unter Beweis stellen. Wo wären wir geblieben ohne seine Expertise?
Von Susa steigen wir auf zum ersten Alpen-Pass, den
Col du Mont Cenis (2081m) / (zum Profil).
Auf die Spuren von Hannibal, Karls des Großen, Heinrich IV (auf seinem Gang nach Canossa) und weiteren berühmter Persönlichkeiten (Details) erklimmen wir mit 1553 hm den längsten Anstieg der ganzen Tour. Das Gruppeto zerfällt in einzelne Grüppchen, was der guten Stimmung keinen Abbruch tut. In meiner Gruppe fahren Felice, Hartmut, Pasquale und Carsten. Nach kurzer Rast an der Passhöhe geht es rasant hinab ins Tal der Arc.
Doch die Abfahrt dauert nicht lange und in sengender Mittagssonne geht es hinauf zum Col de Iseran (2770 m) / (zum Profil), den höchsten echten Alpenpass (Details). Die Landschaft im Hochtal wird immer karger, die Baumgrenze ist längst passiert, erste aufziehende Wolken tauchen die Grashänge in ein trübes Licht. Von den längeren Rampen kann man sich an mehreren Flachstellen gut erholen. Hin und da hört man die Murmeltiere pfeifen, ein Exemplar überquerte sogar kurz vor mir die Straße. Nach dem Tunnel ziehen die Wolken richtig zu. Ein kühler Wind pfeift. Der Tritt wird schwerer, ich muss einen Gang höher schalten. Liegt es an der Höhe von über 2500 m? Endlich der Gipfel erreicht, doch welch Schreck, von der Nordrampe zieht ein Gewitter hinauf. Wohl dem, der schon hier ist, wehe dem, den das Wetter noch im Aufstieg erwischt!
Hans, Hartmut, Carsten und ich entscheiden, so schnell wie möglich nach Val d'Isere abzufahren, was uns auch noch auf trockener Straße gelingt. Wir stellen uns unter und sehen nach und nach Radler unserer Gruppe in winterlicher Kleidung den Pass hinunterkommen. Da hat man eine 50 km lange Abfahrt zum Schluss und kann sie wegen der Witterung nicht genießen. Shit happens. C'est la vie. Dafür entpuppten sich die gefürchteten Tunnels auf der Abfahrt als ungefährlich. Der Ausbau vor einigen Jahren hat ihnen den Schrecken genommen.
Durchnässt am Ziel eingetroffen, heißt auf den Koffer zu warten. Wie vereinbart bleibt Manfred solange am Pass bis auch der letzte den Iseran überquert. Spät treffen wir uns ausgehungert zum Abendessen. Jeder ist froh die harte Etappe ohne ernsthafte Blessuren überstanden zu haben.
05) Zweite Etappe: Bourg St.Maurice(F) - La Clusaz
--- 02.07.2009
--- 124 km / 3800 hm / ( zur Route )
Bourg St.-Maurice ist Etappenzielort der Tour der France 2009 und dann ausgebucht. Wer schläft in unserem Hotel-Bett. Ist es ein bekannter Profi? Wir werden es nie erfahren.
Wie die Profis (bzw. potentielle Dopingsünder) beginnen wir bei schönem Wetter die Anstieg hinauf zum
Cormet de Roselend (1968 m) / (zum Profil).
Obwohl eine gemeinsame Abfahrt um 9 Uhr vereinbart wurde, fahren nach und nach die einzelnen Grüppchen los - schnell sind wir über die gesamte Südostrampe verteilt. Wer von uns als erstes die Passhöhe erreicht ist nicht bekannt, die Fahrer der Tour de France jedoch schon. Die Schönheit des Passes ist erst nach der ersten Hälfte sichtbar. Insbesondere das Panorama bei der Abfahrt ist atemberaubend. Entgegen der vorgeschlagenen Route schlagen Carsten und ich den Weg entlang des Sees ein und fahren berauscht vom Farbenspiel hoch zum
Col du Pre (1748 m) / ( zum Profil ).
Majestätisch überragt in der Ferne der Mt. Blanc alle anderen Gipfel. Auf schmalen Pfad geht es holbrig hinab - erst abends erfahren wir, dass die eigentliche Abfahrt vom Roselend phantastisch ist, da die Straße kurz vor der Tour grunderneuert wurde und somit keinerlei Mängel aufweist. Es wurde doch der falsche Weg eingeschlagen!
Wie bei der 17. Tour - Etappe steht als nächstes der
Col de Saisies (1650 m) / ( zumProfil )
auf der Marschtabelle. Der Schlenker war noch nicht genug. Wir entscheiden uns zuvor den
Signal de Bisanne (1939 m) / ( zum Profil )
zu erklimmen. Auf einer Nebenstrecke praktisch ohne Verkehr geht es zwischen Grasmatten auf schmaler Straße hinauf. Der Anstieg ist als Radsport-Strecke ausgewiesen und jeden Kilometer wird die zu erwartende Steigung angezeigt. In Mittagshitze und leichter Brise ging es in West angenehm gekühlt zügig hinauf. Leider war jedoch nach der nächsten Serpentine in Gegenrichtung keinerlei Windzug mehr zu verspüren, so dass der Schweiß nur so den Körper hinabfloss.
Wieder einmal machte ich die Erfahrung,
--- dass die ersten 500 hm angenehm zu fahren sind. Man sich
--- für die zweiten 500 hm bemühen muss und
--- alles darüber hinaus so richtig anstrengend ist. Belohnt wurden wir an der Bergstation des Ski-Liftes dafür mit einen grandiosen 360° Panorama-Blick incl. Mt. Blanc.
Mit Schwung hinab und kurzen Gegenanstieg trafen wir gerade noch Manfred und Angel an der Passhöhe von Saisies an. Verdutzt schauten sie in unsere Gesichter "Woher kommen die den auf einmal her?" - hatten sie doch schon alles wieder reisefertig verpackt.
Auf den letzten Anstieg des Tages hoch zum
Col des Aravis (1486 m) / ( zum Profil )
bekamen wir wieder Anschluss zu unseren Freunden. Da der Tag noch jung war und die Sonne weiterhin strahlte, schloss ich den Tag mit einen kurzen Abstecher zum
Col de la Croix Fry (1477 m)
ab, bevor es endgültig ins Tal hinab nach La Clusaz hinabging.
06) Dritte Etappe: La Clusaz (F) - Yvoire
--- 03.07.2009
--- 105 km / 2000 hm / ( zur Route )
In unserer letzten Alpenetappe fuhren wir wieder auf der Route der 17. Tour de France Etappe hoch zum
Col de la Colombiere (1618 m) / ( zum Profil ),
allerdings in entgegengesetzter Richtung. Bei klarer Luft strahlten die Bergwände in der Morgensonne. Ein letztes Mal über 1500 m, alle restlichen Anstiege werden niedriger sein, aber die Abfahrt stiftet Verwirrung - der Ort "Cluses" im Tal ist an einer Kreuzung in beiden Richtungen ausgeschildert. Prompt bleiben Jack und Karin auf der Route der Tour de France und nehmen den Gegenanstieg via Romme.
Auch in Cluses verfranzt sich die eine oder andere Gruppe. Das Chaos ist perfekt, als es sich herausstellt, dass der Treffpunkt am Friedhof von Marignier mit Manfred nicht eindeutig ist, da es zwei Friedhöfe gibt. Das große Gruppeto zerfällt, die einen fahren die Hauptstraße D26, die anderen suchen die Nebenstrecke auf der anderen Talseite, die sich als praktisch Autofrei herausstellt.
Mit einigen Künsten kann ich Carsten dazu bringen, die geplante Route mal wieder zu verlassen und über den Gorge Risse hinauf zur Hochebene Plain Joux (1249 m) zu radeln. Unerwartet hart zieht sich die Straße hinauf. Kurz vor Schluss muss sogar eine Rampe mit 15% hochgedrückt werden. Auf der Hochebene begrüßen uns saftige grüne Wiesen. Quasi in der Abfahrt treffen wir wieder auf den Col de Perret (963 m) und sind wieder auf der Original-Strecke. Manfred und Angel wollen wieder den Versorgungspunkt gerade verlassen, als wir aus dem Nichts ankommen. Ab jetzt sind sie nicht mehr überrascht, wenn wir mal wieder unerwartet als die letzten über den Pass rollen.
Zwischen uns und den Genfer See stellt sich nur noch der
Col du Saxel (994 m),
der sich von der Südseite nur als "Schippe Sand" in den Weg stellt. Fast nur noch bergab ging es hinunter zum malerischen Yvoire direkt am Genfer See. Der ganze Ort ist auf den Tourismus ausgelegt. Die historische Altstadt besteht quasi nur aus kleinen Geschäften, Souvenirläden und Restaurants - ohne jedoch den Charme des Örtchens zu verschandeln. Nur die Touristenströme stören das Idyll. In regelmäßigen Abständen ertönt die laute Hupe der Dampfer an der Anlegestelle.
Endlich Zeit ein paar Mitbringsel zu besorgen oder ein erfrischendes Bad im See zu nehmen. Spätestens beim Abendessen mit Blick auf Altstadt und Genfer See sind die Anstrengungen der Alpenpässe vergessen.
07) Vierte Etappe: Yvoire (F) - Montzillion (CH)
--- 04.07.2009
--- 193 km / 2900 hm / ( zur Route )
Für die nächste Etappe war ursprünglich eine Bootsfahrt nach Nyon geplant. Schon daheim stellten wir fest, dass die Schiffe in Yvoire zu spät ablegen bzw. keine Räder mitnehmen. Doch ohne Überfahrt verlängert sich die Etappe um 50 km, da man weit um den See fahren muss. Vor Ort fanden unsere Italiener heraus, dass es eine Ortschaft weiter eine Passagierfähre gibt. Früh am Morgen sind wir auch gleich zum Hafen geradelt, um festzustellen, dass diese samstags nicht verkehrt. So fuhr die gesamte Gruppe doch bis nach Genf und am Westufer wieder zurück. Der Verkehr hielt sich in Grenzen (Wer fährt schon Samstag morgens um 7:00 nach Genf !) und meistens begleitete ein guter Radweg die Hauptstraße. Die Teamarbeit klappte wunderbar und schnell war Nyon erreicht.
In Nyon verließen wir den Genfer See und der Aufstieg in den Jura beginnt. Langsam, aber stetig gewinnen wir an Höhenmeter. Während des Anstieges haben wir das beste Navi-System dabei, dass man sich vorstellen kann - ein einheimischer Schweizer zeigt uns die ideale Radler-Route hoch zum
Col du Marchairuz (1447 m) / ( zum Profil ).
Leider ist von der viel umworbenen Aussicht kaum etwas zu sehen, denn kurz nachdem wir ankamen, sahen wir auf der anderen Talseite schwere Gewitterwolken aufziehen. Also nichts wie hinab ins das
Vallée de Joux (ein Hochtal in rund 1000 m Höhe)
und raus aus den Gewitter. Der Weg ist abwecklungsreich, hier und da säumen aufgeschichtete Trockenmauern die Straße. Auf der Flucht vor dem Wetter können wir die Landschaft kaum genießen.
Der Col du Mollendruz (1181 m) / ( zum Profil )
ist von der Nordseite schnell erreicht und jetzt heißt es eine Abfahrt hinunter zum
Kloster Romainmôtier
zu genießen. Eine kurze Besichtigung des ältesten Klosters in der Schweiz ist Pflicht. Weiter über durch den Kanton Waadt geht es nach Orbe, wo wir noch bei schönen Wetter kurz rasten. Kaum fahren wir weiter, fängt es zu regnen an. Zu allem Überfluss sause ich an einer Kreuzung zu schnell in die Abbiegerspur und finde mich unverhofft auf den Asphalt wieder. Der einsetzende Regen hat wohl die Fahrbahn mit einen rutschigen Schmierfilm überzogen. Doch Glück im Unglück - nur mit leichten Schürfwunden setzte ich die Fahrt fort.
Wieder führt uns die Marschtabelle hoch auf die nächste Gebirgsfalte im Jura. In Vuiteboeuf treffen wir wieder auf Route der Tour de France. Entgegen der Tour steigen wir hoch auf zum
Col des Etroits (1151 m) / ( zum Profil ).
Oben an der Passhöhe haben wir Manfred mit seinem Verpflegungsmobil erwartet, aber weit und breit ist keiner zu sehen. Das Wetter verschlechtert sich zusehens. Im Regen fahren wir am Hang des Berges
Chasseron hinab ins Val de Travers.
Der Landstrich hat bei schönen Wetter bestimmt seine Reize, aber bei Regen ist es einfach nur kalt. Nur nicht stehenbleiben, um ja nicht auszufrieren. Wegen des schlechten Wetters entschieden wir uns den letzten Schlenker auszulassen und unser Quartier direkt anzusteuern.
Doch laut Landkarte kommt auf der Hauptstraße noch ein längerer Tunnel, den wir nicht fahren wollen. Kurzerhand heißt das ein letzter steiler Aufstieg. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen. Die Strecke führt uns durch das schöne Hochtal
Vallée de la Sagne
mit weiten Wiesen und geschützter Moorlandschaft links und rechts der Straße. Zum Schluss ein kleiner Anstieg hoch zum
La Tourne (1170 m) und schon sehen wir den Lac de Neuchâtel
auf dessen nordwestlicher Anhöhe unser Bio-Hotel liegt.
Obwohl wir schnell unterwegs waren, sind wir nicht die ersten am Hotel, sondern Erna und Gerth. Beide haben eine flache Route entlang des Genfer und Neuenburger Sees gewählt, welcher auch wesentlich kürzer war. Beim Abendessen - ein Bio-Menü vom feinsten und Weizen von der Neumarkter Lammsbräu - stellt sich heraus, dass jede Gruppe ihren eigen Weg gesucht hat. Manch einer hat sogar die Strecke mit einer Bahnfahrt von Genf nach Lausanne abgekürzt.
08) Fünfte Etappe: Montzillion (CH) - Guebwiller
--- 05.Juli 2009
--- 226 km / 3300 hm / ( zur Route )
Der nächste Tag ist beinahe ein perfekter Tag geworden. Die Regenwolken haben sich verzogen, die Luft ist klar und in der Ferne kann man die Gletscher des Berner Oberlandes sehen. Das Frühstück im Biohof schmeckt so gut, dass man gar nicht aufstehen will. Mit vollen Bauch geht es im Jura sofort mit einen Anstieg hoch auf den ersten Pass
Les Pontins (1110 m) / ( zum Profil ).
Der Straßenverlauf ist überaus reizvoll, zieht er sich doch mit leichten Kurven zwischen Steinmauern hinunter nach St. Imier, wo uns schon der nächste Aufstieg zum
Col du Mont Crosin (1227 m) / ( zum Profil )
erwartet. Die Rampen sind mit 8 - 11% ziemlich steil und wir sind froh endlich auf den Höhenzug Montagne du Droit angekommen zu sein, wo uns die Route auf einer Hauptstraße führt. Schnell wird umdisponiert und über schöne Nebenstraßen kommen wir zum Gorge du Pichoux.
Hier kommt mal zur Abwechslung unsere Fahrer der Begleitfahrzeuge ins Schwitzen. Die Tunnels sind niedrig. Sind sie hoch genug für den Anhänger und den Wohnmobil? Zwar in Schneckentempo aber ohne Kratzer zwängen sich die Fahrzeuge durch die Tunnel.
Nach Stärkung mit guten Müsli-Riegeln (sponsored by Theo - Vielen Dank nochmals) ist die letzte Falte des Juras leicht zu bezwingen. Auf breiter Bundesstraße (zum Glück mit wenig Sonntagsverkehr) und in praller Sonne geht es hoch zum
Corniche du Jura, ein Höhenzug zwischen den Fluss Doubs und Sorne.
Hartmut scheint an der letzten Verpflegung ein Wundermittel gefunden zu haben. Er fliegt nun nahezu alle Anstiege hinauf - nur Carsten kann ihm folgen.
Nachdem wir über 8 km an der schweiz-französichen Grenze entlangfahren, schaffen wir doch noch den Grenzübertritt nach Frankreich. Das Terrain flacht mehr und mehr ab und im Oberrheingraben sind kaum noch Wellen zu überwinden. In der Sonne ist es heiß, das Ziel ist noch fern. Wir wollen endlich zum Hotel. Schnell formieren wir uns zum Vierer und mit Teamwork lassen wir bei Tempo 35 - 45 km/h die Meilensteine nur so purzeln. Beim nächsten geplanten Stopp merken wir, dass wir auch unser Begleitfahrzeug abgehängt haben. Macht aber nix, so tanken wir bei freundlichen Franzosen unsere Trinkflaschen wieder auf.
Währen meine Begleiter weiter zum Etappenort streben, zieht mich der
Grand Ballon (Großer Belchen)
magisch an. Nur der Weg dahin ist etwas verzwickt. An einen Kreisverkehr habe ich nur die Wahl zwischen einer vierspurigen Schnellstraße oder einen Umweg. Ich entscheide mich für den Umweg und komme doch noch über Nebenstraßen nach Uffholz am Fuße vom
Grand Ballon (1343 m) / ( zum Profil ).
Der Anstieg hoch zum Vorpass Col du Herrenfluh (835 m) ist ein erstklassiger Roller-Berg mit gleichmäßiger nicht allzu steiler Steigung. Leider verhindert der Wald die Aussicht, bietet aber dafür kühlen Schatten.
Unerwartet geht es zwischen den Col du Herrenfluh und Col Amic immer wieder auf und ab. Vollkommen überrascht bin ich von den Kehren mit Kopfsteinpflaster - ein Glück, dass es nicht feucht und rutschig ist. Nun lässt die Bewaldung nach und man hat eine freie Sicht über die Rheinebene, Schwarzwald und den Vogesen. Leider ist es aber sehr dunstig, so dass man nicht allzu weit blicken kann. Der Wind nimmt mit steigender Höhe zu und die kahle Berkuppe bietet keinerlei Schutz. Also nichts wie ab hinunter zum Ziel nach Guebwiller. Ab Markstein fahre ich wieder auf der Strecke der Tour 2009 hinab. Mit Roberto komme ich zeitgleich als letzter im Hotel an.
Der perfekte Tag wird für einige durch das Abendessen getrübt. Jeder der Fleisch statt Fisch gewählt hat, quälten in den nächsten Tagen Verdauungsprobleme.
09) Sechste Etappe: Guebwiller (F) - Schweighausen (D)
--- 06.07.2009
--- 167 km / 2200 hm / ( zur Route )
Schon in der Nacht haben sich einige Radler-Freunde das Essen durch den Kopf gehen lassen, aber hart im nehmen geht es bei trüben Wetter hoch zum
Col du Bannstein (483 m) / ( zum Profil ),
immerhin ein Anstieg der 3. Kategorie. So schnell wie Heinrich Haussler (Sieger der 13. Etappe nach Colmar) flogen wir nicht den Berg hinauf, genossen aber dafür den Flair der elsässischen Ortschaften wie
Osenheim, Gueberschwihr und Eguisheim,
das als eines der schönsten Ortschaften in Frankreich gilt. Am Kirchturm stolzierten die Störche, in den malerischen ringförmigen Gassen der Altstadt ist kaum jemand zu sehen. Nur am Marktplatz flanieren die Touristen durch die Straßen. Wir erkunden das Örtchen per Radl und begeben uns dann auf der elsässischen Weinstraße weiter in Richtung Colmar.
Colmar begrüßt uns mit den Trikots der Tour de France. Viele Fachwerkhäuser und Klein-Venedig laden zum Verweilen ein. In der Stiftskirche bewundern wir die filigranen Glasmalereien. Ein schöner Ort, um unsere Mittagspause zu verbringen.
Die geplante Route sieht nun die Überquerung des Rheingrabens und einen einzigen kurzen Anstieg hoch in den Schwarzwald vor. Viel interessanter für mich sind jedoch die höheren Gipfel rund um Freiburg. So mache ich mich allein auf den Weg, um bei der Festungsstadt
Neuf-Breisach und Breisach
den Rhein zu überqueren. Am Fuße des Kaiserstuhls entlang führen mich wunderschöne gut ausgeschilderte Radwege in das Glottertal.
Der befürchtete Verkehr hielt sich in Grenzen und langsam kurbele ich mich hoch zum
Kandel (1241 m) / ( zum Profil ).
Die Passhöhe war der letzte Anstieg über 1000 m für diese Tour. Die Aussicht von der Passhöhe ist super, aber wenig spektakulär. Wo sind jetzt noch die Highlights?
Nach rasanter Abfahrt fahre ich über Nebenstraßen hoch nach Freiamt. Die Anstiege, wie z.B. nach
Gescheid (460 m)
sind nun wesentlich kürzer aber auch steiler (bis 17%). Die grünen Wiesen strahlen im Sonnenschein. Die Höhenstraße zwischen Freiamt und Schuttertal gibt immer wieder herrliche Panoramen preis. So macht radeln richtig Spaß. Am Hotel angekommen, stelle ich mal wieder fest, dass ich der letzte bin. C'est la vie.
Am Abend feiern wir Theo's runden Geburtstag. Mit deutsch italienischen Gesängen, begleitet vom Gasthaus - Wirt am Keyboard, lassen wir unser Geburtstagskind hochleben. Spät kommen wir in unsere Zimmer zurück (in welchen eine Art Pappschachtel mit WC eingebaut ist - der Investitionsstau ist nicht zu übersehen).
10) Siebente Etappe: Schweighausen (D) - Tübingen (D)
--- 07.Juli.2009
--- 125 km / 1400 hm / ( zur Route )
In der Nacht fing es zum Regnen an und hörte auch nach den Frühstück nicht auf. Bei allen drei Touren der letzten Jahre hatten die Italiener in Deutschland so ein Sauwetter. Wahrscheinlich liegt es an den südlichen Gemüt, dass sie dennoch die Tour nach Erlangen radeln. Jetzt kommt das Steckschutzblech zum Einsatz, das ich nur mitgenommen habe, damit es ja nicht regnet. Leider hat diese Strategie diesmal nicht funktioniert.
Gleich vor Haustür sind wir schon im Anstieg zum
Geisberg (640 m).
Wer an der Passhöhe noch nicht nass war, wird es spätestens bei der Abfahrt hinunter nach Steinach. Durch das Kinzigtal führt eine vielbefahrene Bundesstraße. Hans hat eine Alternativ-Route auf Nebenstraßen und Radwege ausgearbeitet, aber die Wegfindung ist trotz Einsatz von Navi-Systemen nicht einfach, weil Regentropfen auf Brille und Gerät gehörig die Sicht erschweren. Auch in den Schwarzwald-Städtchen Haslach und Hausach verdirbt uns das Wetter die vielen schönen Fachwerkhäuser genauer anzuschauen.
Zum Glück reißt die Wolkendecke mehr und mehr auf und in Schiltach kommt die Sonne hervor. Bei der Verpflegung reißt meine Gruppe auseinander und ich radle mit Pasquale und Felice weiter. Über mehrere leichte Anstiege verlassen wir den Schwarzwald und ein starker Rückenwind treibt uns durch das Glatt-Tal hin zum schönen Wasserschloss.
Der Bundesstraße am Neckar weichen wir über Flurbereinigungswege aus, der Preis für die autofreien Straßen ist allerdings, dass wir einen Anstieg um 150 hm auf die Hochebene nehmen müssen. Nächster Stopp ist Horb am Neckar, der Geburtsort von Veit Stoß. Bei der Stadtbesichtigung per Rad überwinden einen steilen Fußweg, der halbseitig mit Treppenstufen versehen ist, um in die Altstadt zu hochzukommen. Die Passanten schauten uns nur mir großen Augen an.
Weiter mit kräftigen Rückenwind unterqueren wir die 127 m hohe Autobahnbrücke Weitingen und kommen auf den Neckartalradweg abseits vom Verkehr rasch nach Rottenburg. Hier treffen wir unerwartet auf Carsten, der eine Stunde später gestartet ist und somit den Regen aus den Weg gegangen ist. Scheinbar hat er weniger Foto-Stopps eingelegt. Den Radweg weiter folgend umgehen wir den starken Verkehr und kommen nach Tübingen.
Unser Quartier ist heute die Jugendherberge, die wegen Umbau-Arbeiten derzeit keinen Fahrradkeller hat. Doch Manfred sorgte mal wieder vor und kundschaftete in der Nachbarschaft eine leere Garage für unsere Räder aus. Nach den Abendessen schlenderten wir noch gemütlich durch die malerische Altstadt.
11) Achte Etappe: Tübingen (D) - Untergröningen (D)
--- 08.Juli 2009
--- 179 km / 2500 hm / ( zur Route )
Nach der kurzen 7. Etappe führt die offizielle Route uns streckenweise Necktartal- und Schwäbische Alb - Radweg nach Schwäbisch Gmünd, aber umging die Albaufstiege. Ich war noch nie in der Alb und wollte mit daher ein eigenes Bild der Albaustiege machen und radelt die 95 km alleine bis nach Süßen.
Auf den Weg bis zum ersten Auftstieg musste ich mich durch den Berufsverkehr von Reutlingen quälen, dann ging es weiter auf autofreier schmaler Straße (Eninger Weide) hoch zum Albgut Lindhof, einer Außenstelle der Universität Tübingen. Das Sträßchen schlängelte sich mit etlichen Kurven durch den Wald bei nicht allzu steiler Straße. Kaum auf der Hochebene angekommen, verschlechterte sich das Wetter. Dicke Wolken zogen auf, aber noch blieb es trocken. Kaum fing es zu regnen an, bin ich bei der Wegfindung nicht bei ganz bei der Sache und verließ in Gächingen den Ort in falscher Richtung - natürlich steil bergauf um am Ortsausgang festzustellen, dass ich falsch fahre. Zum Glück bin ich allein und erzeuge keinen Unmut bei den anderen.
Der Regenschauer hörte bald wieder auf und in Luftkurort Bad Urach schien wieder die Sonne. Nach kurzer Rast und Sight-Seeing der alten Fachwerkhäuser kommt der nächste Albauftstieg nach Hülben. Dieser Aufstieg ist reizlos, da auf ziemlich breiter Straße mit etlichen Verkehr zu bewältigen ist. Dafür ist der nächste Albaufstieg (nach schöner Abfahrt) zum Krebsstein wieder ein Highlight. Erneut ist die Straße so breit wie ein Auto und führt idyllisch und menschleer durch den Wald hoch zum Weiler Krebsstein.
Regen zwang mich wieder in die Regenjacke und verließ nun die Alb über den Kornbergsattel und fädelte mich wieder auf die offizielle Strecke ein. Den Umweg bewußt, habe ich mich auf Selbstversorgung eingestellt. Umso mehr freute ich mich, dass ich bei Süßen unser Begleitfahrzeug und das Gruppeto um Udo und Hermann antraf. Eigentlich wollte ich mit ihnen die nächsten Kilometer weiterradeln, aber bei der Abfahrt nach der Verpflegung klaffte eine Lücke hinter mir. In Süßen bin ich den Radwegweisern gefolgt - kurz danach sehe ich über einen Kornfeld die andere Gruppe auf der stark befahrenen Hauptstraße entlang sausen. Ein Zusammenschluss war leider nicht mehr möglich.
Nun auf den Lauter-Radweg (einer ehemalige Bahntrasse) umging ich den Verkehr der B466, aber hinauf zum Furtlepass (640 m) nervte mich der Verkehr derart, dass ich einen Einheimischen um Alternativ-Strecke frage. Dieser riet mir über den Hornberg (683 m) zu fahren. Super, wieder menschenleere Straßen, leider aber auch keine Wegweiser mehr. An einer Gabelung muss ich mich entscheiden. Links oder Rechts? Beide Wege sind ähnlich gut ausgebaut. Ich wählte den steileren Weg bergauf und stellte am Gipfel fest, dass statt auf den Hornberg nun am Knörzerhaus (783 m) bin. War wohl doch die falsche Richtung! Also zurück und nun über eine irre steilen Weg (Gefälle >20 %) bremste ich mich nach Schwäbisch Gmünd hinab.
Auf den Marktplatz traf ich zu meiner Freude Karin, Jack, Hartmut, Oswald und Carsten. Im Würgegriff des Verkehrs verließen wir die Stadt. Nur Hauptstraßen keine Nebenwege konnten wir finden. Kaum sind wir auf ausgeschilderten Radwegen entpuppten sich diese in schlechten Zustand oder sind gar nur grob geschottert. Richtig genervt wegen des Verkehrs und schlechten Wetter kamen wir im Braureigasthof in Untergröningen an. Ursprünglich war ein anderes Quartier gebucht, aber kurz vor der Tour stellte Manfred heraus, dass dieses insolvent ist. Welch ein Glück, dass Manfred die Tour so gewissenhaft organisiert - dies wäre eine üble Überraschung für uns alle geworden.
Abends lassen wir uns das selbstgebraute Bier und die gutbürgerliche Küche schmecken.
12) Neunte Etappe: Untergröningen (D) - Gebsattel (D)
--- 09.Juli 2009
---102 km / 800 hm / ( zur Route )
An diesen Tag wurde der ursprüngliche Plan ziemliche auf den Kopf gestellt. Zunächst besichtigten wir die Brauerei Lamm. Der Chef höchstpersönlich erklärte uns die Bierherstellung, was für unsere italienischen Freunde begeistert aufgenommen wurde. Erst am Tag der Verabschiedung soll sich herausstellen, dass Manfred je ein halbes Dutzend Seidel Bier als Geschenk für die Italliener in seinen Hänger versteckte.
Weiterhin veranlasste Hermnann eine Routenänderung, da er seine Wurzel in Dinkelsbühl hat und sich anbot uns die alte Reichsstadt zu zeigen. Gesagt, getan. Einziges Hindernis war, dass kein Kartenmaterial / Marschtabelle für die gesamte Radl-Gruppe vorhanden war. Als Lösung entschieden wir, 3 Gruppen jeweils geführt von Hans, Jörg und Theo (ausgestattet mit Navigations-System) zu bilden. Die Aufteilung der Gruppe war noch einfach, aber die Gruppetos zusammenzuhalten war schon schwieriger. Waren wir doch gewohnt in unseren individuellen Tempo in Kleingruppen zu fahren. Schon in der Ebene zerfledderten leicht die Radordnung.
Noch stärker machte sich die unterschiedliche Leistungsstärke am Berg bemerkbar. An jeder Anhöhe mussten wir uns neu auftstellen und bis der Troß wieder gut zum Laufen kam, dauerte es schon fast mehrere Kilometer. Vom Ziehharmonika - Effekt leicht genervt entschied ich mich schächere Radler/innen zu unterstützen. Jörg sorgte für Windschatten und hat mit seiner ADFC-Erfahrung sowieso ein gutes Gefühl für das richtige Tempo der Gruppe und sorgte für das passende Tempo. Statt wie bisher vorne in Wind zu stehen, begab ich mich nach hinten. Bei eingien Anstiegen schubste ich den einen oder anderen kurz an, damit er wieder an der Gruppe Anschluss findet. So kamen wir gut in Pulk bis nach Ellwangen, wo wir eine kurze Rast einlegten.
Um die fränkische Lebensart weiterzugeben, holte ich ein paar Semmel mit warmen Leberkäs und verteilte sie unter den Italienern, den sie offentsichtlich ebenfalls mundeten. In Dinkelsbühl besuchten wir Hermann's Mutter im Seniorenheim in Dinkelsbühl, welche sich durch Kaffee und Dinkelsbühler Schneckennudeln bedankte. Dieser durchaus familiäre Abstecher schätzten unsere Freunde hoch ein. Hermann zeigte uns noch die Sehenswürdigkeiten im Schnelldurchgang und schon ging es weiter.
Im großen Pulk radelten wir entlang der "Romantischen Straße" in Richtung Rothenburg. Bis Wörnitz folgte die Route idyllische Nebenstraßen, auch der Wettergott hatte Einsicht und bescherte uns nach einen heftigen Schauer am Morgen nur noch heiter bis wolkiges Wetter. In Wörnitz verpflegte uns Manfred uns wieder. Ab hier wollten auch Gaia und Arianna bis zum Ziel mit unseren Guide Jörg bis zum Ziel radeln. Die Abfahrt von der Rast endete beinahe im Chaos. Während die ersten schon losfuhren und ohne Rücksicht auf den Rest richtig Tempo machten, tröpfelten nach und nach immer noch ein paar Italiener nach. Ohne Karte und Marschtabelle ausgestattet wären sie verloren in der Landschaft. Anfangs sah ich noch die Gruppe in hundert Meter Entfernung. Immer wieder versuchte ich vergebens die Lücke zu schließen, aber die Kondition der Nachkömmlinge war schon sehr strapaziert, so dass sich der Abstannd mehr und mehr vergrößerte. Einen hätte ich vielleicht noch nach vorne schieben können, aber vier Companions waren zuviel .Von Warten und Rücksichtnahme der Gruppe keine Spur. So hatte ich mir den Teamgeist der Spitzengruppe wirklich nicht vorgestellt, kein einziger drehte sich zu uns um!!!. Zum Glück habe ich immer eine Karte mit dabei und bastelte mir die Route selbst zusammen und führte meine 4 italienischen Freunde zum Etappenort Gebsattel.
Hier treffen wir einige aus der ersten Gruppe. Viele Deutsche haben keine Lust weiter nach Rothenburg zu radeln. Auch ich kenne Rothenburg schon aus mehreren Besuchen, aber aus Freundschaft entschließe ich mich meinen Freunden weiter nach Rothenburg zu geleiten und ihnen den einen oder anderen malerischen Winkel zu zeigen. Leider fehlte uns die Zeit auch einen Spaziergang auf der Stadtmauer oder das Krinimialmuseum zu besichtigen, aber immerhin bekommen wir einen Eindruck von der Stadt.
Fazit des Tages: Dieser Tag unterschied sich vollständig von den anderen in jeder Beziehung (Höhenmeter, familärer Kontakt und Gruppendynamik sowohl positiv und als auch negativ.
13) Zehnte Etappe: Gebsattel (D) - Erlangen (D)
--- 10.Juli 2009
--- 109 km / 500 hm / ( zur Route )
Anmerkung: Dieser Beitrag ist von Karin.
Nach einer ruhigen und kühlen Nacht im Gästehaus des Gasthaus Lamm geht es um 9.00 Uhr wieder auf die Räder. Der Himmel ist nun wieder blau und verspricht eine trockene Etappe. Aber leider ist mit der gestrigen Regen- auch eine Kaltfront angekommen, d.h. Abfahrt bei frostigen 11 Grad Celsius.
Wie beim Abendessen beschlossen, soll diese Etappe als komplette Gruppe gefahren werden und die Strecke wurde mittels Hans' Navigationsprogramm "glatt gebügelt", so dass es lediglich 500 Hm zu absolvieren gilt.
Damit die Gruppe auch über die gesamte Etappe als solche funktioniert, wurde einigen Mitradlern Dienst für die Allgemeinheit aufgetragen:
Hans und Jörg sind wieder Frontfahrer und Streckenguides; Hartmut und Jack sollen Ausreißversuche (nach hinten!) als Lumpensammler verhindern und die Ausreißer wieder an die Gruppe heranfahren; Und Roland stellt eindrucksvoll seine Qualitäten als drill-master unter Beweis (was allerdings so manche/n Mitradler/in gelegentlich dem plötzlichen Herztod einen Schritt näher brachte).
Diese Jobverteilung erweist sich als sehr hilfreich und so radeln wir gemeinsam bei gleichmäßigem Tempo durch unsere wunderschöne Heimat. Diese Etappe führt durch den Naturpark Frankenhöhe auf die Hochstraße Richtung Cadolzburg, Ammerndorf über Fürth und Nürnberg nach Erlangen.
Den letzten Streckenabschnitt will sich auch Angel nicht entgehen lassen und nutzt den allerletzten Verpflegungsstopp bei Virnsberg um sich diesmal radelnd und in der Hoffnung, dass wenigstens auf den letzten Kilometern sein Knie hält, unter die Radler zu begeben.
Auf der Hochstraße bei Oberdachstetten gesellen sich zu unserer großen Freude Fritz und Rainer zu uns und geleiten uns über Röthenhof, Neudorf, Seubersdorf, Oberreichenbach, Hornsegen, Rütteldorf, Vogtsreiher nach Fürth und Nürnberg über schöne Wege entlang der Rednitz und Pegnitz. In Nürnberg - Muggendorf bei "Toleranz", dem Catering-Betrieb der Pegnitz-Werkstätten der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung GmbH erwarten uns Wolfgangs Sohn, Karin N. und ein herrliches, italienisches Mittagsbüffet! Auch unsere italienischen Freunde sind von den kulinarischen Köstlichkeiten und der Herzlichkeit unserer Gastgeber begeistert und vergeben fünf Sterne! Gut gesättigt und bestens gelaunt werden wir von Karin N. entlang der Pegnitz über Kraftshof und durch das Knoblauchsland nach Erlangen geführt. Karin kennt wunderschöne Ecken und so lernen wir u.a. auch die St. Georgskirche in Kraftshof kennen.
Bei Reutles vor Tennenlohe wird gehalten und die Töchter Gaia und Arianna von Daniela und Daniele radeln die letzten Kilometer mit uns zum Rathausplatz nach Erlangen.
Der Empfang durch unsere Familien, Freunde und den Oberbürgermeister Dr. Balleis ist sehr bewegend und so wirklich wahrhaben will kaum einer, dass nun alles vorbei sein soll!
Nach einem kleinen Empfang löst sich die Gruppe auf, um das Gepäck in Büchenbach beim Gasthof Nägel abzuholen.
14) Abschluss-Tag in Erlangen (D) am Samstag, den 11.07.2009
Anmerkung: Dieser Beitrag ist von Karin.
Ein sonniger Samstag mit angenehm milden Temperaturen versüßt unseren italienischen Gästen die angesetzte Stadtführung in italienischer Sprache und den anschließenden individuellen Stadtbummel.
Gegen 13 Uhr treffen wir uns in der Altstadt im Café Moravia, wo Udo ein leckeres Nudel- und Salatbuffet organisiert hat. Die reservierte obere Etage des Lokals platzt aus allen Nähten, weil sich die deutschen und italienischen Radler so zahlreich eingefunden haben. Manfred hat auch hier die Fäden in der Hand und koordiniert wieder alles. Gegen 15 Uhr löst sich die Gesellschaft langsam auf und man freut sich schon auf das Abschieds-Abendessen in Büchenbach.
Der Abschiedsabend wird ebenso wie die Ankunft zu einem berührenden Moment - man freut sich über die gemeinsam verbrachte Zeit und ist gleichzeitig wegen des nahen Abschieds und dem nun unausweichlichen Ende des "Maratona per la pace 2009" auch ein wenig traurig. Eine sehr schöne Stimmung herrscht den ganzen Abend, geprägt von Freundschaft, Respekt und Dankbarkeit. Dieser Geist wird nicht zuletzt durch die diversen gehaltenen Reden offenbart!
Es ist ein unvergesslicher Abend mit den Radfreunden und deren Familien und wieder sehr leckeren Speisen. Die italienischen Freunde werden mit fränkischen Spezialitäten und neuen Trinkflaschen vom Freilauf beschenkt. Und zum Ausdruck unserer tiefen Wertschätzung und Dankbarkeit für Manfred hat Hans schon unterwegs von jedem/r einen Obolus eingesammelt und in der Kürze der Zeit ein Geschenk für Manfred besorgt: Ein Netbook samt Zubehör.
Manfred war sehr gerührt, aber auch tief beeindruckt von seinem neuen Spielzeug. Er bedankte sich u.a. mit dem Versprechen, damit dann die Organisation der nächsten Tour im Jahr 2011 zu übernehmen.
Schon vor Morgengrauen brechen unsere italienischen Freunde auf, um wieder nach Hause zu fahren.
Die folgenden Bilder sind Detailbilder des obighen Bildes:
CIAO und bis demnächst
Euer Roland