meine ereignisreiche Rad-Saison 2014 mit etwa 20 Radmarathons habe ich mit meinen ganz privaten Herbst - Brevet beendet. Ein Randonneur zeichnet sich dadurch aus, dass er selbstänidg meistert eine längere Strecke zu fahren, d.h. ohne fremde Hilfe sondern nur durch eigenständige Routenfindung und Selbstverpflegung. Üblicherweise finden sich mehrere Gleichgesinnte zusammen, doch heute wollte wie ich wie in dieser Saison schon so oft, ganz allein für mich sein. Viele sagen, dass es langweilig sei, mehrere Stunden alleine zu fahren. Für mich ist es etwas anderes. Ich genieße die Ruhe und Stille, wenn ich alleine durch verlassene Sträßchen entlang radel - ganz ohne Zeit- und Leistungsdruck. Da muss ich kein Hinterrad halten oder auf Mitradler achten. Ich bin ganz für mich allein, kann die Schöpfung der Erde voll genießen, meinen Gedanken neu sortieren, meine Problemchen durchdenken oder noch viel besser meine nächsten Pläne schmieden. Der Reiz der Langstreckenfahrten ist auf jeden Fall, dass intensive Gefühl eine individeulle Freiheit zu erleben.
Abgeerntes Feld in der Fränkischen Schweiz
Genug gesagt zur Einleitung, jetzt nehme ich Euch mit auf der erlebten Strecke (welche nun etwas sachlicher geschildert wird). Nach zwei Wochen Schmuddel-Wetter besserte sich das Wetter erheblich: Altweibersommer war angesagt. Anfangs wollte ich mit einen Spezl zusammen nach Regensburg radeln - doch aus mannigfaltigen Gründen wurde daraus leider nix - hoffentlich klappt es ein andermal. Schnell einen Tag auf der Arbeit von Besprechungen freigeräumt (dafür startete der nächste Tag schon um 7 Uhr mit der ersten Telefonkonferenz mit Asien) und schon ging es los. Raus aus den Federn um 4:45 und Abfahrt eine Stunde später saß ich auf den Stattel. Natürlich war es noch dunkel, doch mit 9°C war es wärmer als gedacht. Kaum war ich in Kunreuth am Fuße der Fränkischen Schweiz angelangt, fing es wider der Wettervorhersage an zu regnen. Grrrrh, Roland, da hast Du mal wieder den besten Tag der Woche ausgesucht!!! Alles Jammern hilft nix, entweder abbrechen oder weiter fahren und den Regen einfach ignonieren - es kann ja nicht ewig regnen. Tatsächlich hörte er auch nach einer Stunde wieder auf und nach einer weiteren waren auch die Straßen wieder trocken. Die Sonne trocknete mich und sollte auch den restlichen Tag scheinen.
Was ich an meinen Touren unter der Woche so schätze ist, dass die Bäckereien und Metzgereien geöffnet sind und das die stinkenden, lärmenden, nichtsnutzigen Motorrad-Fahrer so gut wie nicht auf der Straßen anzutreffen sind. Gerade in der Oberpfalz und Oberfranken ist man auf den Nebenstraßen so gut wie ganz alleine unterwegs.
Kalvarrienberg bei Thundorf
Zunächst ging es über Kasberg, Trubachtal und Gschwand nach Pegnitz. Danach führte mich die Route in die Oberpfalz nach Thundorf. In der Nähe gibt es eine kleine Wallfahrtkirche "Kalvarienberg" mit einer herrlichen Aussicht (heute aber eher trüb, als Fernsicht). Weiter ging es dann zum "Rauhen Kulm" - einen alten Vulkankegel.
Die Strecke war alles anders als eben. Nicht richtig bergig, doch die ständigen Last-Wechsel aufgrund der Hügel sind meiner Meinung nach schwieriger zu fahren als eine Alpenetappe, wo man einen Gang nur stupide durchdrücken muss. Mit über 4500 Höhenmeter ist dieseTour zumindest nicht als Flachetappe einzugruppieren.
Herrlich sind natürlich immer wieder solche Straßenverläufe wie diese. Gar nicht sattsehen kann ich mich davon ... Schon die Leitpfosten aus Holz sind es wert genauer anzuschauen.
Dann ging es östlich vom Ochsenkopf über die europäische Wasserscheide ....
... bevor ich nach Wundsiedel kam. Weiter ging es durch das Fichtelgebirge. Auch hier färbte sich das Laub schon herbstlich. Interessant fand ich die Straße durch etliche Felsenkeller, die leider schon teilweise den Verfall preisgegeben werden.
Endlich erreichte ich nach knapp 200 km Schwarzenbach an der Saale, wo sich meine Fahrtrichtung umkehrte, so dass der straffe kühle NO-Wind nicht mehr von vorne sondern nur noch von der Seite blies. Schon wurde es mir erheblich wärmer und ich war froh, dass ich die Ärmel meiner Jacke abzippen konnte. Mit Rückenwind ging es nun durch die südlichen Ausläufer des Frankenwaldes. Hier und da erkannte ich Strecken, die ich letztes Jahr schon mit Thilo, Hartmut und Andreas geradelt bin. Dann ging es mit rasanter Abfahrt in das Tal der Rodach und weiter nach Kronach mit der Feste Rosenberg.
Es war kurz nach 17 Uhr, die Sonne schien immer noch. Jetzt in den Zug einsteigen - nein, die letzen Sonnenstrahlen wollen genutzt sein - also weiter geht's in Richtung Lichtenfels. Wieder durch die schöne hüglige Gegend von Oberfranken fahre ich nach Burgkunstadt. Dort blicke ich auf die Uhr und bemerke, dass ich den Zug in Lichtenfels verpassen werde. Warten am Bahnhof ist doof - also fahre ich weiter. Kaum habe ich den Jura bei Lahm erklettert, denke ich mir, dass der Weg nach Staffelstein nicht viel weiter ist als nach Bamberg. Abgesehen von den Schweinbuckel kurz vor Rothmannstal und Wattendorf ist es auch so. Danach geht es immer bergab bis Scheßlitz. Dort erblicke ich die Giechburg (wohlbekannt aus der Abschlussfahrt der Mittwochsgruppe). Weiter geht es nach Memmelsdorf, wo die Figuren aus den Schloß Seehof stehen.
Die Dämmerung hat längst eingesetzt und ich habe wieder meine Warnweste angezogen und mein Licht eingschaltet. Jetzt nur noch nach Hause. Ich wähle den schnellsten Weg quer durch Bamberg - verfahre mich noch kurz und dann geht es auf Radl-Highway am Kanal entlang nach Strullendorf, Hirschaid bis Seusling. Dann noch das Aischtal entlang. Nun habe ich eigentlich keine Lust mehr -aber es hilft nix - treten, treten, treten und dann komme ich nach 358 km leicht geschafft, aber mental völlig befreit wieder daheim an. Rein formal war es eine Blindleistung, da ich am Abend nicht weiter entfernt war als am Morgen. Doch was kümmert es mich ......
Die nächste lange Tour kommt bestimmt, wenn auch nicht im Jahre 2013. Mal sehen, ob jemand anderen noch das Randonneurs-Fieber noch packt (siehe Bericht des Magazin Rennrad aus den Jahre 07/2013 u.a. auffindbar auf Karls Homepage (auf Seite 18 bin rechts neben der Liegerad-Zigarree zu sehen ).
Ciao, bis zur Weihnachtsfeier
Roland
P.S.: Hier noch die Tour - die Daten stimmen irgendwie mit meinen Tacho und Höhenmesser nicht überein:
Route 2,347,809 - powered by www.bikemap.net
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