Dieses Jahr entschlossen wir uns noch ein paar unberadelte Länder auf der Europakarte zu erschließen. Da wir nur 11 Tage Zeit hatten, versuchten wir ein Ziel zu finden, bei dem An- und Heimreise unkompliziert und so günstig möglich sind. Auch in den Norden sollte es gehen, da wir die Nordsee sehen wollten.
Straßburg -Den Haag: 902 km 29.08.19- 08.09.19
Anreise: Appenweier Straßburg 25 km / 200 Hm
So fuhren wir von Nürnberg mit dem Zug nach Straßburg. Da Tickets nach Straßburg nochmal gut 20€ teurer sind, da man eine Landesgrenze überschreitet haben wir uns entschlossen nur bis an den Rhein zu fahren und die letzten 5km selbst zu radeln. Der letzte Zubringerzug schloss jedoch am Bahnsteig vor unseren Augen die Türen, sodass wir kurzerhand von Appenweier losradelten.
In Straßburg angekommen bezogen wir unser Hostel für die Nacht und machten uns nach einem kurzen Sommergewitter auf den Weg um die Stadt zu erkunden.
Ein obligatorisches Flammkuchen - Abendessen darf natürlich in dieser Gegend nicht fehlen
Tag 1: Straßburg – Lagarde 118 km / 950 Hm
Das Wetter war sehr gut und es wurde sehr schnell sehr warm. Wir verließen die Stadt in Richtung Norden und folgten dem Rhein-Marne-Kanal. Dieser ist samt Schleußenanlagen noch in Betrieb und wird, so wie wir es beobachtet haben, von Hobbyskippern und kleineren Schüttgutkähnen benutzt.
Entlang der Strecke gibt es häufig sehr schöne Rastanlagen. Bei diesem reichen sogar unsere nicht vorhandenen französisch Kenntnisse aus, um die Bedeutung hinter dem Schild zu entschlüsseln
An diesem Abend übernachteten wir in einem Bed&Breakfast. Da in diesem Abschnitt auch viele Hausboote zu sehen sind, auf denen überwiegend Deutsche Urlaub machen, sind in den meisten kleineren Orten die Häfen demensprechend ausgebaut, wodurch es auch kaum eigenständige Gastronomie gibt. So blieb uns keine andere Wahl, als in ein vermeintliches Nobelrestaurant zu gehen und ein Gericht für 25€ auszusuchen von dessen Qualität wir nicht überzeugt wurden.
Tag 2: Lagarde – Metz 106 km / 708 Hm
So mancherlei Barriere begegnete uns auf dem Weg
Für die Wasserversorgung von Metz bauten die Römer damals ein Viadukt über die Mosel. Ein bisschen was davon steht auch heute immer noch.
Tag 3: Metz – Luxemburg 76 km / 688 Hm
Da unsere Unterkunft etwas außerhalb von Metz gelegen war, sahen wir die Stadt nur im Durchfahren.
Die Landesgrenze nach Luxemburg ist überschritten. Die restlichen gut 20km fuhren wir parallel einer Autobahn. Nicht die schönste Strecke aber der Radweg war gut und wir waren schnell am Ziel, sodass wir noch genug Zeit hatten uns Luxemburg anzuschauen.
In Luxemburg gibt es eine Ober- und Unterstadt, welche über Treppen oder Aufzüge miteinander verbunden sind.
So hat man entlang der Blockfelsen einen tollen Blick auf die Alzette. Generell fällt auf, dass Luxemburg eine sehr grüne Stadt ist, welche man gut zu Fuß erkunden kann, da eigentlich alle Stadteile über Parks und Fußgängerzonen verbunden sind.
Wir waren mit dem Fahrrad unterwegs, sodass wir keinen ÖPNV benötigen. Dieser ist jedoch in Luxemburg (schon als wir dort waren) komplett kostenlos. Interessant auch die neue Straßenbahnlinie durch die Innenstadt. Hier fährt die Bahn komplett ohne Oberleitung, der Akku wird an den Endhaltestellen bzw. an Streckenabschnitten mit Fahrdraht geladen.
Wir hatten das Glück, dass zu unserer Zeit gerade Volksfest in Luxemburg ist. Die Gelegenheit sich die Stadt aus dem Kettenkarussell von oben anzuschauen, war somit günstig. Auch boten sich viele Gelegenheiten für ein Abendessen.
Tag 4: Luxemburg – Champlon 116 km / 1337 Hm
Die nächsten 100km fuhren wir fast ausschließlich auf einem alten Bahnstreckenradweg. Dieser war entweder fein geschottert oder perfekt asphaltiert. Auch Tunnel und Brücken sind weitestgehend erhalten. Die Schalspurstrecke, welche von Luxemburg nach Echternach führt, wurde 1950 stillgelegt.
Weiter folgten wir dem „PC17 de l'Ouest“, welcher uns weiter Richtung Belgien führte.
Champlon ist ein Ort, an dem sich 2 Autobahnen kreuzen und es eine Jugendherberge gibt, nennenswert ist die heutige Unterkunft daher nicht wirklich.
Tag 5: Champlon – Namur 90 km / 980 Hm
Unser nächstes Ziel war Namur, daher folgten wir also der Mosel ein ganzes Stück. Das Wetter war eher trist und auch nicht mehr so warm, so waren wir froh in der Jugendherberge einzuchecken.
Die Zeit nutzten wir und stiegen empor zu Festung von Namur. Oben angekommen erwartete uns ein schöner Blick auf die Mosel und die Einmündung der Maas.
Die goldene Schildkröte ist eines der Wahrzeichen von Namur. Zum Abendessen gab es das erste, aber nicht das letzte Mal belgische Fritten.
Tag 6: Namur – Brüssel 74 km / 690 Hm
Obwohl wir die Ardennen in den letzten Tagen schon überwunden hatten, war es etwas hügelig auf der Etappe nach Brüssel. Da es nur eine kurze Etappe war, sind wir nichtsdestotrotz zeitig in der Hauptstadt angekommen. Leider fing es ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt das regnen an, sodass wir mit unserer Stadtbesichtigung noch etwas warten mussten.
Nachdem wir alle Touristenspots und das Europaviertel abgelaufen hatten, sind wir anschließend noch etwas essen gegangen und dann zu unserem Hotel zurückgekehrt.
Man merkte Brüssel die Größe an, da es viel Verkehr gab, aber auch sind uns viele Obdachlose in der Stadt aufgefallen. Von dem so prollig erscheinende Europaviertel kommend steht man in der nächsten Straße in einer heruntergekommenen Gegend in der Leerstand und Verwahrlosung herrscht; so wird das im Fernsehen natürlich nicht gezeigt.
Tag 7: Brüssel – Brügge 113 km / 417 Hm
Das Wetter wurde besser, die Berge flacher, dafür kam der Wind von vorne. Das ist meistens das Zeichen, dass man am Meer angekommen ist.
Ein Glück, dass wir zu dem Zeitpunkt in Belgien waren, dort gibt es unterwegs Waffelstände, an denen man sich stärken und motivieren kann.
In Brügge angekommen waren wir positiv überrascht. Da es schon Abend wurde, sind die meisten Touristen nicht mehr in der Stadt.
An der Ecke standen recht viele Fotographen. Es scheint wohl das Fotomotiv schlechthin zu sein, also gesellte ich mich zu ihnen und machte auch ein Foto.
Es war unser letzter Abend in Belgien und somit stand das Abendessen auch fest. Die Fritten der Belgier sind einfach zu gut.
Tag 8: Brügge – Ouddorp 101 km / 430 Hm
Dass es an der See windig ist, damit ist zu rechnen. Aus jahrelanger Erfahrung wissen wir auch, dass der Wind egal wohin man fährt immer von vorne kommt. So hielten wir auch den angekündigten starken Westwind für eher unrealistisch.
An diesem Tag stellten wir neue Geschwindigkeitsrekorde auf und fuhren die 100Km in Rekordzeit.
Berge gibt es keine und der Radweg verläuft die meiste Zeit auf dem Deich.
So sind wir die meiste Zeit mit >30km/h Richtung Den Haag gedüst.
Auf einem der Sperrwerke, die wir an diesem Tag des Öfteren überquert haben, finden die jährlichen „Gegenwindrennen“ statt. Gewonnen hat derjenige, der auf einem traditionellen Hollandrad das Sperrwerk als schnellster gegen den Wind überquert hat. Das Sperrwerk ist 8,5km lang.
Für diesen Tag haben wir uns auf einem Campingplatz am Meer ein Gartenhaus gemietet. Nachdem wir angekommen waren, haben wir mit Wind im Rücken einen Strandspaziergang gemacht. Als wir uns umdrehten und zurückkehren wollten, standen wir auf einmal vor einer schwarzen Wand. Klatschnass erreichten wir unsere Hütte und föhnten uns erstmal trocken, bevor wir anfingen Abendessen zu kochen.
Tag 9: Ouddorp – Den Haag 74 km / 260 Hm
Es ist die letzte Etappe auf unsere Reise und so sind wir in Richtung Den Haag aufgebrochen.
Wir fuhren ein ganzes Stück an den Auslegern des Hafens von Rotterdam vorbei, die Größe der Schiffe und der Lagerkapazitäten an Land ist gigantisch.
Fast schon erwartet hatten wir die guten Radwege, welche uns auch dieses Mal nicht enttäuscht haben.
Gewächshäuser dürfen in Holland natürlich auch nicht fehlen.
Angekommen in Den Haag haben wir uns ein Nahverkehrsticket gekauft, da wir noch einmal an den Strand wollten. Auch so ließ sich mit Straßenbahn und Bussen gut die Stadt erkunden.
In Den Haag fand an diesem Wochenende ein Musikfest in der Stadt statt. Jedes Land hatte seine eigene kleine Bühne und tritt mit entsprechender Musik auf.
Heimreise
Wir fuhren zuerst mit dem Flix-Bus nach Düsseldorf, um von dort einen Nacht-IC nach Nürnberg zu nehmen. Sicherlich nicht die entspannteste Form des Reisens, da ich am nächsten Tag jedoch auf die Arbeit musste, bin ich so noch rechtzeitig vor Sonnenaufgang zuhause angekommen um noch ein bisschen Schlaf zu bekommen.
Daniel
Video:
Track:
https://www.alltrails.com/de/explore/recording/radreise-strassburg-den-haag-luxemburg-brussel-brugge