Zur Zeit fühlt sich alles unwirklich an. Es beginnt schon früh morgens beim Aufstehen. Der städtische Geräuschpegel bewegt sich auf sonntags bzw. feiertags-niveau. Es ist aber ein ganz normaler Werktag und normalerweise sorgen die ersten Frühaufsteher dafür, dass das Grundrauschen in Erlangen steigt.

Beim Bäcker stehen meine Nachbarn und ich in einer langen Schlange und warten auf Einlass. Es sind zwar auch nicht mehr als sonst, aber der Mindestabstand führt dazu, dass nicht alle in den kleinen Laden passen. Die netten Verkäuferinnen sind hinter Plexiglasscheiben geschützt.

Meine Kinder liegen noch im Bett, was zwar nichts ungewöhnlich ist, aber normalerweise würde ich sie jetzt unsanft aus den Betten werfen. Da aber die Schulen geschlossen sind, können sie ruhig noch ein wenig länger liegen bleiben.

Auf dem Weg zur Arbeit könnte ich mittig auf der vierspurigen Werner-von-Siemens-Straße mit dem Rad fahren und keiner würde sich beschweren. Es sind kaum Autos unterwegs. Mein Weg führt mich am Westbad vorbei, wo ich oft vor oder nach der Arbeit schwimmen gehe. Ich verbinde das Westbad darum mit Hobby, Spaß und Feierabend. Auf dem Parkplatz hat die Stadt Erlangen ein Corona Testzentrum aufgebaut. Abends sehe ich jetzt manchmal medizinisches Personal in Ganzkörperschutzanzügen.

Die Parkplätze vom GWE sind kurz vor 8:00 Uhr meist schon gut gefüllt. Jetzt zeigt das Parkplatzleitsystem noch 600 freie Plätze an. Die meisten Kollegen arbeiten seit ein paar Wochen von zu Hause. Im Büro sind wir als Notbesetzung nie mehr als zu dritt, hauptsächlich damit wir die Kollegen zu Hause zur Not vor Ort unterstützen können. Nach anfänglichen Schwierigkeiten funktioniert das recht gut. Ich habe unglaublich viele Telefonkonferenzen, viel mehr als sonst. Oftmals merke ich, dass die Kollegen einfach nur ein wenig plaudern wollen. Die täglichen kleinen Schwätzchen fehlen einfach. Wir sind eben soziale Wesen.

Positiv finde ich, dass wir uns in der Nachbarschaft gegenseitig so gut es geht unterstützen. Über Whatsapp werden Werkzeuge, Schrauben, Bretter und Lebensmittel munter hin und her getauscht. Noch vor ein paar Wochen wären wir - jeder für sich - in den Supermarkt oder in den nächsten Baumarkt gefahren.

Sportlich muss ich auf mein normales Schwimmtraining verzichten, dafür gehe ich mehr Laufen und mache beim Fitness-Training von meinem Sohn mit. Sein Handball-Trainer hat ihm ein anspruchvolles Trainingsprogramm verordnet. Das Training besteht aus Core-, Oberkörper- und Bein-Training und dauert ungefähr eine Stunde. Danach schmerzt mein ganzer Körper und zeigt dass Handballer die wahren Eisenmänner sind. Mein Sohn spielt übrigens in der D-Jugend und ich dachte immer, dass ich einigermaßen fit bin.

Beim Rennradfahren habe ich ein schlechtes Gefühl. Ich bin vor Jahren einmal in einen Feuerwehreinsatz mit meinem Rennrad geraten. Damals kam ich mir in meinen Sportklamotten und mit dem Rennrad in mitten der Feuerwehrleuten und den prallen Schläuchen am Boden, über die ich hoppeln musste, deplatziert vor. So ein ähnliches Gefühl habe ich jetzt auch. Ich fahre daher mehr Mountainbike im Wald.

Ich wünsche euch allen trotz aller Einschränkungen eine gute Zeit, macht das beste daraus und bleibt gesund.

 

Mit sportlichen Grüßen

Matthias

SGS Radsport

Sportgemeinschaft Siemens Erlangen Radsport