Nachdem uns die Firma jeden Freitag freigibt, muss man die freie Zeit auch nutzen. So kaufte ich mir schon vor Wochen ein Zugticket nach Erfurt für schlappe 17.90 EUR, um mal wieder den Thüringer Wald zu überqueren. Diesmal wählte ich zuerst die Zugfahrt aus, weil man dann keinen Zeitdruck hat zu einer festen Zeit am Bahnhof zu sein.

So starte ich bereits kurz nach 5 Uhr, damit ich den ICE in Erlangen erwische. Diesmal kommt der Zug auch - das letzte Mal (siehe Dresden-Tour) fiel der Zug aus. Der ICE hat nur 3 Stellplätze für Räder. Kein Wunder, dass es schwierig ist eine Reservierung für den Stellplatz zu bekommen. Ruckzuck geht es über die Neubaustrecke nach Erfurt, wo ich bereits um 7:30 ankomme.

2020 06 26 Erfurt 150

Natürlich schaue ich mir die thüringische Landeshauptstadt kurz an. Besichtigen kann man nicht sagen, wenn man einfach mal durch die Gassen rollt und dabei noch aufpassen muss, dass man nicht in die Straßenbahnschienen einfädelt. So geht es vorbei am Fischmarkt und Dom weiter  ...

2020 06 26 Erfurt 030

 

... zur Krämerbrücke, die sich über den Fluss Gera spannt. 

2020 06 26 Erfurt 070

 

 So sieht die Brücke von innen aus. Dank der frühen Stunde ist diese auch menschenleer. Links und rechts säumen sich die Läden mit allerlei Süßen und Grimsgrams.

2020 06 26 Erfurt 100

 

 Dann geht es unter stahlblauen Himmel (es wird den ganzen Tag die Sonne pur scheinen) zunächst durch das Hügelland in Richtung Thüringer Wald. Einzig die Windrichtung passt nicht - er bläst mir stetig ins Gesicht.

2020 06 26 Erfurt 200

 

 Hier und da immer wieder schöne kleine Ortschaften mit schieferbedeckten Kirchen.

2020 06 26 Erfurt 250

 

Etwas exotisch wird es, als ich an einer Straußenfarm vorbeikomme.

2020 06 26 Erfurt 280

 

 

 Stadtilm ist ein Kleinod mit hübschen Häuschen, Gassen und einen alten Postamt.

2020 06 26 Erfurt 340

 

 Möglichst auf kleinen Straßen geht es über einige Anstiege immer höher in den "Wald", wie die Thüringer sagen.

2020 06 26 Erfurt 390

 

Das auf und ab ist kein Problem, solange man schalten kann. Doch plötzlich kann ich nicht mehr auf das große Kettenblatt wechseln. Die Ummantelung vom Schaltzug ist geplatzt. Jedes Jahr tausche ich eigentlich immer die Züge, nur dieses Jahr habe ich keine Lust gehabt. Schon bekomme ich die Rechnung meiner Schludrigkeit präsentiert.

2020 06 26 Erfurt 830

 

 Mit den 34er  Blatt zu fahren, macht keinen Sinn. Da kurbelt man sich ja zu tote. Zum Glück habe ich ja noch einen Oldtimer, wo die Züge außen verlegt sind. So kann ich den Zug am Flaschenhalter festklemmen und so fest auf das große Kettenblatt wechseln. Bergab und in der Ebene ist es ideal.

2020 06 26 Erfurt 450

 

 So komme ich auch zu meinen Sight-Seeing-Ziel der Oberweißbacher Bergbahn. Mit einer Standseilbahn werden in Breitspur auf kanpp 1.4km Länge rund 323 Höhenmeter überwunden, was einer Steigung von 24-25% entspricht.

2020 06 26 Erfurt 510

 

 Dann heißt es für mich auch den Thüringer Wald zu überqueren. Die ideale Kettenlinie muss ich ignorieren und fahre langsam in die Steigung rein. Sie wird steiler und steiler und bald bin ich im Wiegetritt. Bei 12% Steigung geht mir bald die Puste aus. Bevor ich aus Atemnot umkippe, gönne ich mir eine Verschnaufspause. Die nächste Herausforderung ist dann bei den dicken Gang wieder in die Pedale zu kommen. Am nächsten Tag habe ich einen Fetzen Muskelkater in den Armen.

2020 06 26 Erfurt 610

 

Doch ohne weitere Vorkommnisse komme ich in Neuhaus am Rennweg an. Meine Route ist gesperrt, doch mit den Radl findet man doch immer noch 2cm Belag auf den man vorwärtskommt.

2020 06 26 Erfurt 680

 

Unspektabulär geht es den Berg hinab. Der Verkehr nimmt zu. Ausweichrouten gibt es bis Sonneberg so gut wie keine. Dann geht es wieder über Nebenstraßen weiter und ich komme in Fürth an.

 

2020 06 26 Erfurt 760

 

 In Staffelstein schaue ich den Adam Riese noch kurz in die Augen, bevor es das Maintal gar heimgeht. Eigentlich wollte ich über die Fränkische Schweiz fahren, aber das große Kettenblatt zwingt mich zu flacheren Straßen. 

2020 06 26 Erfurt 780

 

Eintönig und endlos pedaliere ich die Strecke entlang. Häufig bin ich die Strecke schon gefahren. Am Kanal nach Bamberg zieht sich die Strecke wie Kaugummi. Eigentlich hätte man sich eine Pause im Biergarten gönnen müssen, damit man davon nicht so viel mitgebekommt.

 2020 06 26 Erfurt 790

 

 Immerhin komme ich nach 252km und 23er Schnitt gut wieder daheim an. Die Uhr schlägt noch nicht einmal sieben, so dass ich gemeinsam mit meiner Familie sogar noch zu Abend essen kann.

 

Ciao

Roland

 

 

 

 

Route:

 

Comments (3)

 
  • Hallo Roland
    ich finde es phänomenal, dass Du solche Touren unternimmst.
    Nehme an, Du planst die Routen jeweils vorher - oder fährst Du "aufs Geradewohl"???
    Dass Du dann auch noch so viele und vor allem auch tolle Fotos machst, ist erstaunlich - wenn ich nämlich von mir schließe: ich fahre dann immer weiter und weiter, ohne anzuhalten und die highlights entsprechend zu würdigen....
    Der Bericht ist sehr informativ und gibt einen guten Eindruck von Deiner Tour! Wie Du dann auch noch die technischen Probleme gelöst hast, alle Achtung! Das hat Dich scheinbar gar nicht beeinträchtigt - ich wäre gestorben - ! Hättest Du nicht den Zug so fixieren können, dass das mittlere Kettenblatt belegt ist? Dann hättest Du alles Durchschalten können?
    Hut ab!
    Mit Gruß
    Bernhard
    1
     
  • Hallo Roland!
    Deinen Bericht habeich gern gelesen.
    Vielen Danke:
    Dieter
    0
     
  • Hallo Bernhard,
    Vielen Dank für Deinen Kommentar. Freut mich, dass Dir der Bericht gefällt. Eine solche Wertschätzung tut den Autor gut, denn dann weiß er, dass die ganze Arbeit nicht umsonst ist.
    Solche Radtouren kann man nicht aus den Geradewohl abspulen. Dafür ist im Vorfeld eine gute Planung notwendig, wenn man hauptsächlich Nebenstrecken fahren will und keine Hauptstraßen. Bei den Nebenstrecken ist die größte Herausforderung herauszufinden, ob sie auch Rennrad-tauglich sind; aber dann kommt so eine Baustelle und dann fährt man doch wieder durch den Schotter ...

    Das mittlere Blatt habe ich mir damals auch überlegt. Allerdings fahre ich eine fein abgestufte Jugend-Übersetzung, wo das kleinste Ritzel 15 Zähne hat. Damit kommt man mit den mittleren Blatt zwar wunderbar die Berge hoch, aber bei 30km/h ist dann auch schon die maximale Geschwindigkeit erreicht. Eventuell hätte ich vor den Berg nochmal umbauen sollen.

    Ciao
    Roland

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