Nach der Radtour von 2016 von Florenz nach Bari und 2018 von Bari nach Palermo stand für Jahr 2020 die Fortsetzung der Tour in Sizilien an. Fahrkarten für Bahn & Fähre, sowie die Hotels waren schon gebucht und dann kam die Pandemie. Alles wurde storniert und teilweise nur mit Gutscheinen ersetzt, die ich nun vor den Verfall im Jahr 2022 einlöse. So geht es mit 2 Jahren Verspätung los.
Übersicht
21.05. Roma - Cassino 157km / 1800 hm
22.05. Cassino - Napoli 153km / 1300 hm
23.05. Palermo - Alia 123km / 2530hm
24.05. Alia - Nicosia 153km / 3140hm
25.05 Nicosia - Fiumara d'Arte - Nicosia 136km / 2910hm
26.05. Nicosia - Sant'Agata - Floresta 154km / 3293hm
27.05. Floresta - Taormina - Catania 132km / 1900hm
28.05. Catania - Etna - Catania 130km / 1900hm
29.05. Catania - Siracusa - Cassibile 111km / 1180hm
30.05. Cassibile - Noto - Caltagirone 121km / 1870hm
31.05. Caltagirone - Piazza Armerina - Villa Romana - Enna
01.06 Enna - Caltanissetta - Agrigento 97km / 1745hm
02.06. Agrigento - Scale dei Turchi - Agrigento 33km / 385hm
03.06. Agrigento - Caltabellotta - Sciacca 100km / 1600hm
04.06. Sciacca - Selinunte 52km / 450hm
05.06. Selinunte - Mazara del Vallo - Marsala - Saline - Trapani 115km / 370hm
06.06. Trapani - Erice - Segesta 64km / 1656hm
07.06. Segesta - Monreale - Palermo 113km / 1857hm
Landkarte mit der gefahrenen Route
Anreise: 20.05.2022 Anfahrt Erlangen - Roma
Der einfachste Weg nach Sizilien zu kommen, wäre es mit einer irischen Billig-Fluglinie direkt von Nürnberg nach Palermo zu fliegen. Doch mit meinen Gewissen kann ich die Arbeitbedingungen vom Flugpersonal nicht vereinbaren. Auf der einen Seite kann man nicht über den Klimawandel jammern und auf der anderen Seite sein persönliches Verhalten nicht ändern. Man muss es nur wollen. Nun wage ich einen Selbstversuch.
Mit der Bahn will ich bis nach Rom anreisen, wobei schon die erste Etappe nach München die erste Herausforderung darstellt. Mein ICE startet mit zwei Teilen aus Hamburg und Usedom und wird in Berlin zu einem Zug angekoppelt. Schon daheim sehe ich, dass der Zugteil aus Hamburg ausfällt. Ich rufe bei der Bahn an und mir wird zugesichert, dass der Zug fährt. Mit der üblichen Verspätung fährt er auch in Bahnhof ein, aber nur der Zugteil aus Usedom. Mein Stellplatz ist im anderen Zugteil. Kurzerhand funktioniere ich mein Rad in ein Gepäckstück um und fahre mit. Nochmal gut gegangen. Im Nachtzug von München nach Rom existieren Fahrradstellplätze. Daher hatte ich eine Single-Abteil für mich gebucht, so dass meine Gepäckstücke keine Mitreisenden stören.
1.Tag: 21.05.2022 Roma - Cassino 157km / 1800hm
Der Zug kommt auf die Minute genau in Rom Termini an. Sofort kommt die südländische Stimmung auf. Schon am Bahnhof merkt man, dass hier das katholische Zentrum ist.
Kurzes Sightseeing durch Rom. Forum Romanum und Foto-Stopp am Colosseum. Weiter geht es entlang der alten Stadtmauer auf ruhigen Wegen.
Noch ruhiger wird es dann auf der alten Via Appia. Keinerlei Autoverkehr. Etliche Jogger und einige Reiter und Radfahrer. Links und rechts der alten Römerstraße sind zahlreiche alte Villen und Grabmäler. Die Via Appia ist teilweie recht gut befahrbar, aber auch teilweise scheint seit 2000 Jahren keiner mehr etwas an der Straße gemacht zu haben. Mit den Rennrad muss man Angst um seine Felgen haben. So weiche ich immer öfters auf die seitlichen Naturwege aus.
Weiter geht es durch das Latium vorbei an Castel Gandolfo, den Papst-Sommer-Sitz und über viele kleine Nebenstraßen weiter nach Cassino, wo hoch über der Ebene das Kloster liegt. Hier habe ich meine erste Übernachtung in einen Bauernhof und erfreue mcih über die gute Hausmannskost.
2.Tag: 22.05.2022 Cassino - Napoli 153km / 1300hm
In Cassino tobte im zweiten Weltkrieg mit 4 Montaen eine der längsten Schlachten im zweiten Weltkrieg (Schlacht um Monte Cassino).In Summe wurden 20.000 deutsche und 55.000 allierte Soldaten verwundet oder getötet.Zahlreiche Soldatenfriedhöfe gibt es rund um der Stadt. Ich besuchte den englischen und das junge Alter der Toten hat mich bedrückt. Damals wie heute in der Ukraine ist der Krieg einfach schrecklich. Warum müssen so viele junge Menschen sterben weil sich ältere Männer nicht einigen können? Mehr und mehr bin ich der Überzeugung: "Stell Dir vor es ist Krieg und KEINER (auf beiden Seiten) geht hin".
Über viele kleine Straßen geht es dann durch Kampanien. Zahlreiche Büffel-Ställe säumen den Weg. Leider ist Sonntag und Geschäfte mit den lokalen Büffel-Mozzarella sind geschlossen. Zeitig komme ich in am Golf von Neapel an. Der Vesuv hüllt sich in Wolken.
Zeit genug um noch eine echte Pizza Napoli zu essen, bevor es dann auf die Fähre geht, die mich über Nacht nach Sizilienn bringt.
3.Tag: 23.05.2022 Palermo - Alia 123km / 2530hm
Während man im Schlafwagen immer etwas leicht geschüttelt (aber nicht gerührt) wird, verlief die Fähr-Überfahrt absolut ruhig. Das Meer lag flach wie ein Teller und die ersten Sonnenstrahlen weckten mich gerade noch rechtzeitig, um die Hafeneinfahrt nach Palermo nicht zu verpassen. Rechts sieht man den Felsen vom Mt. Pellegrino, der mein erstes Ziel auf Sizilien sein soll. (Nicht ganz, denn vorher steuerte ich erstmal eine Panificio = Bäckerei an).
Das Verlassen der ruhigen Fähre in den Stadtverkehr von Palermon kommt einen Sprung ins kalte Wasser gleich. Auf den ersten Blick ist der Verkehr laut & chaotisch. Nach der Sizilien-Tour muss ich zugeben, dass der Verkehr weniger regelkonform, aber wesentlich sozialer ist, als bei uns. Mittlerweile bevorzuge ich die Fahrweise der Sizilianer gegenüber unseren.
Nun geht es hoch auf den Mt. Pellegrino. Langsam schraubt sich die neue Straße hoch und der Ausblick über die Stadt wird besser und besser.
Neben der neuen Straße gibt es auch noch den alten Pilgerweg. Auch dieser ist fahrbar, doch ein MTB sollte man schon haben.
Hier oben auf den Berg befindet sich die Wallfahrts-Kirche der Rosalia di Palermo. Laut Legende hat sie im Jahr 1624 die Stadt von der Pest befreit (siehe hier). Die Höhle war in den frühen Morgenstunden komplett leer und somit ohne Trubel. Selbst die Souvenir-Händler dösten noch vor ihren Ständen.
Nach kurzen Aufstieg zu den beiden Aussichtspunkten wollte ich die Straße zum Strand von Mondello nehmen. Doch diese ist mit einer hohen Absperrung barrikatiert, was meinen Weg etwas be-, aber nicht verhindert.
Dafür werde ich mit herrlicher Aussicht über die Badebucht belohnt.
Kaum zurück in Palermo gönne ich mir eine sizilianische Spezialität: Cannolo - eine Waffel gefüllt mit Ricotta (in verschiedenen Geschmacksrichtungen).
Eine andere Besonderheit in Süditalien ist die Verehrung von Pater Pio. Im Mezzogiorno (= Süden von Italien) ist er der beliebteste Heilige, auch wenn er nicht umstritten ist. Inmeiner katholischen Familie ist er quasi unbekannt.
Zu guter letzt geht es zur Ponte dell'Ammiraglio. Einst überspannte sie den Fluss Oreto, doch nach der Flussbegradigung liegt sie nun im Trockenen. Na immerhin, macht der Verkehr sie nicht mehr kaputt.
Nun verlasse ich die Stadt - biege in eine gesperrte Straße (Baustelle - über einer Tunnelgallerie gab es einen Felssturz und seitdem ist die Gallerie gesperrt) ein. Schlagartig ist der Verkehr vorbei, dafür füllen sich die Seitenstreifen mit Müll. Als Highlight gibt es dann sogar ein ausgebranntes Auto-Wrack.
Ein typisches Bild am Straßenrand sind die Feigenkakteen, deren Früchte leider noch nicht reif waren.
Kaum hinter den ersten Bergrücken nach der Küste wird einsam und der Straßenbelag immer schlechter.
Häufig wurde ist der Hang samt Straße weggerutscht. Hier wird dann improvisiert. Oft wird einfach die Fehlstelle mit Schotter aufgefüllt und gewalzt oder einfach wie hier eine Behelfstraße direkt in den Hang gelegt. Für die Sperrung der alten Straße, reicht dann einfach ein Wegweiser.
Am frühen Nachmittag komme heute schon am heutigen Agriturismo an. Zeit genug für die tägliche Wäsche, denn ich habe nur sehr wenig Gepäck dabei. Ein Ersatz-Trikot und Hose müssen für 3 Wochen reichen. Anschließend noch etliche Bahnen im Pool schwimmen und dann kommt das Abendessen. A'la carte oder menu. Einfache Entscheidung: Mit den Menü des Hauses liegt man immer richtig. Grundsäztlich habe ich immer im Agriturismo immer eine Flasche Wein bekommen. Egal, ob man allein ist oder in der Gruppe reist.
Antipasti aus eigenen Anbau. Da die Unterkunft im Landesinneren liegt, kommt heute Abehnd kein Fisch auf den Teller.
Pasta ist immer ein Gedicht und das Hauptgericht (mit Fleisch) ist für mich nicht so wichtig.
und zum Abschluss noch ein gutes Gelato.
4.Tag: 24.05.2022 Alia - Nicosia 153km / 3140hm
Am nächsten Tag geht es weiter durch die grünen Hügel von Sizilien. In der ersten Woche waren die Temperaturen ideal. Nicht zu kalt und nicht zu heiß. Die Regenjacke bleibt in der gesamten Radtour verpackt und wird nur Spazierengefahren.
Am Wegesrand steht immer wieder wilder Fenchel. Wenn er noch nicht blüht, kann man die Spitzen abreißen und am Saft lutschen. Herrlich erfrischend. Doch man sollte sicher sein, dass man ihn nicht mit den Schierling verwechselt, der giftig ist. Beides sind Doldenblütler.
Die Straße wird immer enger und einsamer. Überrascht war ich von den vielen Windrädern. Sie scheinen schon etwas länger zu stehen, da diese nicht einmal halb so groß sind wie unser großen Windmühlen in Deutschland.
Wilde Straßenhunde sind kein Problem. Die laufen meist friedlich der Straße entlang. Kommt man jedoch an ein Anwesen mit den Wachhunden, dann wird es immer wieder spannend. Meist hilft gutes zureden. Doch diesmal hat dies auch nicht gereicht. So verfolgten sie mich mit lauten aggressiven Gebell für hundert Meter.
Und dann hört einfach die Straße auf. Entweder hat vor Jahren schon der Hang sich in Bewegung gesetzt oder die Straße wurde einfach nicht fertig gebaut.Ich tippe auf ersteres, da Leitplanken herumliegen.
Nun geht es off-road weiter. Augen immer auf die Fahrbahn gerichtet, um eine Spur zwischen den großen Steinen zu finden. Später wird die Straße so schlecht, dass ich lieber schiebe (es geht zusätzlich ziemlich steil hoch). Bald komme ich wieder auf bessere Straßen. So wie diesmal habe ich mich noch nie über eine Schotterpiste gefreut. Dann passiert etwas doofes. An einer Kreuzung verliere ich den Track und merke dies erst nach einem km, da ich eher auf die Piste schaue als auf das Navi gucke. Ich drehe um, komme zurück zum Track - und nun passiert es - biege wieder falsch ab und erfreue mich ein zweites Mal über die wirklich üble Wegpassage. Aus umgekehrter Richtung sieht auch alles anders aus und erst ziemlich späte merke ich meinen Fehler. Grübeln oder über sich selbst Lachen - ich entschied mich für letzteres. Route neu geplant und lieber einen Umweg genommen als nochmals durch den Rennrad-Albtraum. Man kann auch sagen, wie kann man aus einer kurzen Tagesetappe eine schöne lange Tagestour machen.
Für mich waren in diesem Urlaub die Felder mit Inkarnat- oder Blutklee neu. Weite Felder getaucht in roter Farbe - so etwas habe ich vorher noch nicht gesehen.
Vorbei geht es auch an historischen Hütten und Brunnen. Wobei die Hütten kaum noch zu sehen sind. Die Brunnen mit den großen Wasserbecken sind jedoch noch zahlreich vorhanden.
Nach den zeitraubenden Vormittag hatte ich nun wenigstens Glück mit den Wind, der die warmen Temperaturen erträglich machten.
Immer wieder geht es durch schöne kleine Ortschaften wie Petralia Sottana (auf Deutsch: Unter-Petralia) und Petralia Soprana (Ober-Petralia). Hier haben sich einige Künstler ihr Heim eingerichtet.
Dann kommt Gangi. Ein Häusermeer am Bergrücken. Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und schlechte Zukunftsaussichten verlassen viele Sizilianer ihre Insel. So auch in Gangi, so dass zahlreiche Häuser leerstehen. Um den Verfall zu stoppen, startete der Bürgermeister eine Aktion. Man bekommt ein Haus geschenkt, doch man muss es innerhalb zwei Jahren renovieren und einziehen. Hoffentlich hilft es.
Nach der Schotterpiste am Vormittag erfreute ich mich dann über viiiieellle km auf frisch geteerter Straße. Doch dann war neue Band zu Ende und dafür gab genauso viele km auf frisch abgehobelter Straße. Hand- und Hinternmassage vom Feinsten.
In Sperlinga bewunderte ich die Burg und die vielen Häsuer, die unterhalb der Burg in den Felsen geschlagen sind.
Schließlich komme ich an meinen Etappen-Ort Nicosia an. Viel Verkehr und enge Straßen. Kirschen am Straßenrad. 2 EUR das Kilo. Schon hatte ich mein Vitamin-Speicher für den Tag wieder gefüllt.
Wieder übernachte ich auf einen Bauernhof. Super günstig und das Geld bleibt auf der Insel. Hier bleibe ich zwei Tage und das Abendessen wirklich zu billig, so dass ich ein großes Trinkgeld gebe.
5.Tag: 25.05.2022 Nicosia - Fiumara d'Arte - Nicosia 136km / 2911hm
Da ich mich für zwei Tage einquartiert habe, kann ich heute ohne Gepäck fahren. Zwar habe ich nur ein paar kg dabei, doch am Berg ziehen die doch ganz schön am Radl. Heute will ich ans Meer und zurück fahren. Zunächst muss ich mich durch eine wilde Schafherde samt Hüte-Hunden einen Weg bahnen.
Dann geht es hinauf in den Naturpark Nebrodi. Ein riesiges Waldgebiet mit wenig Straßen. Eher etwas für Wanderer als Radler. Doch die Steineichen beeindrucke doch sehr. Auf über 1500m passiere ich den Portella dell'Obollo.
Dann geht es wirklich 1500hm bergab bis zum Meer. Hier treffe ich die Straße, die ich im Jahr 2018 schon einmal gefahren bin. Der Küstenort Santa Stefano ist für seine Keramiken bekannt. Nur als Radler hat man eben doch wenig Platz für Souvenirs.
Wie schon im Jahr 2018 gönne ich mir wieder ein Cannolo und genieße den Blick über das Meer.
Dann geht es zum Kunst-Projekt "Fiumara d'Arte". Im Freien stehen öffentlich zugänglich mehrere Kunstobjekte (nähere Details). Eigentlich fährt man die Stationen mit einem Auto ab und benötigt hierfür einen Tag. Ich begnüge mich mit ein paar Highlights Die Delfine am Strand gehören zwar noch nicht dazu ...
... doch der tote Maler ist eine Station vom Rundkurs.
ebenso wie die Pyramide.
und die mediteran Energie-Welle
Dann verlasse ich den Kunst-Rund-Kurs und steige weiter hoch in den Bergen der Nebrodi. Eine Baustelle (die wohl es schon vielen Jahren gibt) wird durchquert und ich komme zum weiten Pass am Tage.
Wieder komme ich durch Nicosia und gönne mir ein Eis an der Piazza.
6.Tag: 26.05.2022 Nicosia - Sant'Agata - Floresta 154km / 3293hm
Die Planung mit meinen italienischen Freunde steckt voller Überraschungen. Nachdem schon einiges gebucht war, kam die freudige Überraschung, dass sie schon zwei Tage früher anreisen. Also muss ich zwei Tage früher in Catania sein und so wird diese Etappe länger als zunächst angedacht.
Zunächst geht es nach Cerami - wieder so eine kleine Ortschaft, die jedoch anders als bei uns vollständig mit Bäcker, Metzger und Lebensmittel-Laden ausgestattet ist.
Das nächste Tagesziel heißt Cesaro, dass man über die Hauptstrasse SS120 oder über kleine Provinzstraßen erreichen kann. Ich wähle die kleine Straße und bekomme prompt Zuschauer ...
und zwei Ausreißer, die dann doch vor mir Flucht suchen.
In Cesaro bin ich wieder auf eine Hauptstraße, doch diese ist genauso verlassen wie die Provinzstraße. Wieder geht es hoch auf 1500m zur Portella della Femmina Morta. Dann kommt wieder eine über 30km lange Abfahrt. In einer Kurve liegt eine Wildsau mit ihren Jungen. Zum Glück verschwinden sie im Unterholz anstatt mich anzugreifen. Auf jeden Fall ist es immer gut, wenn man nicht die maximale Geschwindigkeit fährt. Hinter jeder Kurve könnte ja eine Überaschung warten.
In San Fratello ist mein italienischer Freund Carmelo geboren. Grund genug, um am Ortsschild einen kurzen Foto-Stopp einzulegen.
Am Meer bleibe ich nur kurz. Hier es ist ziemlich heiß und bisher bin ich mehr abgefahren als aufgestiegen. So geht es dann bald wieder in das Landesinnere zu den grünen Wiesen und Wäldern. Tagesziel ist Floresta auf 1275m Höhe und damit die höchste Gemeinde auf Sizilien.
Mein Quartier ist über einen Feinkost - Laden, wo lokale Spezialitäten angeboten werden. Natürlich waren davon auch etliche davon Bestandteil vom heutigen Abendessen.
7.Tag: 27.05.2022 Floresta - Taormina - Catania 132km / 1900hm
Von Floresta geht es weiter in Richtung Ätna. An der Nordflanke liegt noch Schnee. Immerhin ist der Vulkan 3357m hoch.
Wahrscheinlich weil ich mehr Augen für den Vulkan als für die Straße hatte, übersah ich einen einzelnen Stein, der richtig WUUMMS gemacht hatte. Zum Glück hatte die Felge keinen Schaden, aber so ein Loch im Schlauch hatte ich auch noch nie vollbracht.
In Sizilien gibt es wenig Wasser, aber dafür in quasi jeder Ortschaft um den Ätna einen kleinen Brunnen, wo pausenlos das Wasser sprudelt. Perfekt für mich, da ich nur eine Wasserflasche mitgenommen hatte. Der zweite Flaschenhalter war für das Pannen-Päckchen reserviert. (Ersatzmantel wurde einfach am Rahmen geklebt).
Fiat 500. Fährt immer noch und kann in der Zwischenzeit ins Handschuhfach eines SUVs rückwärts einparken.
In Taormina gibt es ein berühmtes griechisches Theater, dass ich mir eigentlich anschauen wollte. Doch Taormina ist bekannt. Sehr bekannt und so strömen selbst in der Nebensaison Unmengen von Touristen durch die Stadt und Theater. So lange Anstellen wollte ich mich dann auch nicht und habe mich mit der Piazza zufriedengegeben.
Als Mittags-Snack gab es eine Pistacchio. Sozusagen eine Pistazie - ein Masse aus Reis, Käse und Gemüse, die fritiert wird. Energie genug für die nächsten Kilometer.
Impressionen am Wegesrand: Paradiesvogel-Blume bzw. Strelitzie.
Inzwischen habe ich mich an den Verkehr in Sizilien gewöhnt. Jeder cm wird genutzt. Autos von hinten sind rücksichtvoll; hupen kurz vor den Überholen, was manchmal auch mit recht wenig Seitenabstand passiert. Entweder regt man sich auf oder nimmt es gelassen hin. Viel schlimmer ist die schwarze Lava-Asche am Straßenrand. Diese Masse ist ähnlich wie Glatteis. Mit einem Zweirad findet man darin keinen Halt, so lose sind die Partikel.
Am Abend komme ich dann nach Catania. Zeit genug für eine kurzen Ausflug in die Innenstadt, wo das Wahrzeichen steht: Ein Elefant mit Säule. Diese Komposition hat sich jemand nach den letzten Erdbeben im 17.Jahrhundert einfallen lassen.
8.Tag: 28.05.2022 Catania - Etna - Catania 130km / 2350hm
Am Samstag Morgen kommen dann meine italienischen Freunde Carmelo, Doriano & Pasquale an. Nach kurzen Frühstück wollen wir das letzte Stück der 4. Etappe vom Giro d'Italia 2022 nachfahren. Die Etappe endet auf den Ätna bei 1919 m Höhe. Doch schnell wie der Etappen-Sieger Lennard Kämna kommen wir den Berg nicht hoch. Dafür sehen wir die Spuren des Giros. Pantani, schon lange tot, aber immer noch im Herzen der Fans.
Ein Schild weist uns den Weg. Die letzten 10km bis zur Talstation der dortigen Seilbah. Weiterhin verbietet das Schild bei Vulkan-Asche mit einem Zweirad zu fahren. Warum sehen wir später.
Doch zunächst geht es frohen Mutes bergauf. Das Wetter hat etwas eingetrübt, so dass wir nicht sonderlich ins Schwitzen kommen.
Auf der Abfahrt passiert es dann. Nachdem wir schon fast die Abfahrt vom Vulkan gemeistert hatten, ist eine Kurve schwer einsehbar und diese ist komplett mit Vulkan-Asche belegt. Doriano rutscht weg und stürzt. Zwar kann er noch ein paar km weiterfahren, doch dann wird klar, dass es nicht mehr geht. Wir rufen einen Krankenwagen. Bis dieser kommt reichen ungefragt sizilianische Autofahrer ungefragt uns Wasserflaschen und dann geht es ab zum Krankenhaus in Acireale - einer etwas kleineren Stadt. Dort ist das Röntgen-Gerät defekt, so dass kein Befund erstellt werden kann. Also geht es weiter nach Catania. Hier ist man besser ausgerüstet und der Ellenbogen ist gebrochen. Porca Potana. Nun heißt es eine Lösung zu finden. Am nächsten Tag wird ein Flug gebucht und der Transfer organisiert. Zum Glück wohnt Carmelo's Freund Nino nicht weit entfernt und kann uns bestens unterstützen. Was hätten wir nur ohne ihn gemacht.
9.Tag: 29.05.2022 Catania - Siracusa - Cassibile 111km / 1180hm
Anstatt zu viert sind wir heute nur zu zweit auf der heutigen Etappe. Carmelo begleitet Doriano zum Flughafen und kommt dann mit Nino in unser Quartier.
Jammern hilft ja nichts, am besten man geniesst die schönen Seiten, wie z.B. ein weitere Spezilität von Sizilien. Cassata - ein Gedicht von Kuchen mit kandierten Früchten.
Immer mit den Ätna in Sichtweite radeln wir durch das Landesinnere - verschlafene Ortschaften und Städtchen. Die Landschaft ändert sich - sie wird karstiger. Dann schlagen wir wieder ein Bogen und kommen nach Siracusa. Von den Griechen wurde die Stadt 734 v. Chr. gegründet. Der Naturhafen mit Süßwasserquelle waren einst eine perfekte Kombination. Bald stieg sie für ein paar Jahrhunderte zur reichsten Metropole im Mittelmeer auf. Noch heute steht ein griechisches Theater, wo man wie vor 2500 Jahren eine Aufführung genießen kann.
Den Römern war das Theater zu langweilig. Gladiatoren - Kämpfe waren nun modern. Die Arena konnte man auch fluten, um kleine Seeschlachten nachzuspielen. Brot und Spiele - einst wie heute.
Einzigartig ist das orecchio di dionisio / das Ohr des Dionysios. Eine künstlich in den Felsen geschlagene Höhle in Sinusform. Die Akustik ist einzigartig.
Die Altstadt liegt auf einer Insel, wo auch die Süßwasserquelle sprudelt. Mittendrin wächst Papyrus.
Am äußersten Ende schließt eine Festung die Altstadt ab.
Über Nebenwegen fahren wir zur einzigen Stelle, wo in wilder Natur Papyrus wächst. Leider säumt der Weg dahin Müll sämtlicher Sorten. Sogar ein Boot ist dabei. Tja, leider ist das auch Sizilien. Umweltbewusstsein gibt es noch nicht. Müll wird oft aus Bequemlichkeit wild entsorgt (so sah ich einen Busfahrer, der einfach die Flasche an der Haltestelle aus den Fenster wirft). Unglücklicherweise ist viel Plastik-Müll dabei, der so gut wie gar nicht verottet.
Eine andere Art von Plastik will ich auch nicht verschweigen. Über Kilometer reihen Plastik-Gewächshäuser an Gewächshaus. Warum? Wahrscheinlich nur darum, dass wir auch im Winter Erdbeeren kaufen können.
Am Abend sind wir wieder alle zusammen. Na ja, Doriano fehlt natürlich. Er ist gut heimgekommen. Nino - der Freund von Carmelo - hat uns zum Essen eingeladen. Er lässt Meeresfrüchte auffahren, dass sich die Balken biegen. Antipasti, Spaghetti nero con sappia (Spaghetti in schwarzer Soße vom Tintenfisch mit Riccota / Muscheln / Fisch & mehr), frittierter Tintenfisch, gegrillter Fisch und Gambretti. Das Mahl hat eine Unsumme gekostet. So gesündigt haben wir zum Glück nur einmal auf der Tour.
10.Tag: 30.05.2022 Cassibile - Noto - Caltagirone 121km / 1870hm
Von Cassibile am Meer geht es nur weiter in das Insel-Innere. Überall stehen Leute und verkaufen ihre angebauten Produkte. Echt schade, dass man mit den Rennrad keine Melone so einfach in den Kofferraum legen kann.
In Noto bestauen wir die vielen Barock-Bauten. Einst wurde die Stadt von einem Erdbeben verwüstet und danach kunstvoll aufgebaut. In der dortigen Kirche haben mich die Denkmäler aus alten Flüchtlingsbooten nachdenklich gestimmt. In den Medien ist die Tragödie immer so weit weg und plötzlich zum Greifen nahe.
Frühjahr ist die beste Zeit auf Sizilien, denn noch ist fast alles grün und blüht.
Barock-Kirche in Buscemi. Hier gibt es auch Museum über das ländliche Leben, doch leider war dies geschlossen.
Weiter geht es über sehenswerte Ortschaften wie Vizzini und Granmichele. Granmichele hat eine hexagonalen Ortsplan. Schaut auf der Landkarte richtig toll aus. Unser Tagesziel ist Caltagirone, was für seine große Treppe bekannt ist. Jedes Jahr wird die Treppe anders mit Blumen geschmückt. Ein Glück, dass ich dieses nicht gießen muss.
Schaut man sich die Stufen genauer an, dann sieht man, dass jede Stufe mit einer Keramik geschmückt ist. Jede Stufe hat ein anderes Motiv.
Die Tonköpfe sieht man in Sizilien auch sehr häufig. Ebenfalls ist die Weihnachts-Krippe (it. presepe) aller Orten zu sehen.
11.Tag: 31.05.2022 Caltagirone - Piazza Armerina - Villa Romana - Enna 97km / 1745hm
Der nächste Tag kündigt sich schon am Morgen so an, dass er heiß werden will. So schwitzen wir schon am frühen Vormittag als wir aufbrechen.
Das erste Ziel lautet Piazza Armerina. Ein hübsches Städtchen mit zahllosen Kirchen.
Weiter geht es dann zum einem Highlight von ganz Sizilien. Villa Romana del Casale . Von außen absolut unspektakulär. Die Besonderheit liegt im Inneren. Einst war die Villa verschüttet und dadurch wurden die Boden-Mosaike perfekt konserviert. Angeblich sollen es die best erhaltestenrömischen Mosaike der Welt sein.
Als wir die Villa besuchen, war die Besucherzahl sehr überschaubar. Doch als wir gehen, stehen doch tatsächlich zahlreiche Touristen in Schlange am Eingang, die mit 18 Reisebusse angereist sind.
Über Nebenstrecken geht es in der aufziehenden Mittagshitze weiter. Scheinbar sind hier die Häuser recht in der Landschaft verteilt, wenn man sich die gesammelten Briefkästen an der Straße anschaut. So etwas kennt man ja eher aus Skandinavien.
Das Landleben ist hier noch voll in Ordnung. Meist gibt es einen bellenden Hofhund, der sein Revier verteidigt, wenn wir vorbeirollen. Doch es gibt auch Ausnahmen - hier wachen Gänse vor dem Eingang.
Mittagspause: typisch sizilianisches Brot mit Sesam bestreut. Der Käse ist regional, doch Salami kommt meist aus Kalabrien oder Napoli.
Um den Verkehr auszuweichen, wählen wir die alte Hauptstraße. Die neue Trasse führt schnurstracks über Berg und Tal. Die alte Straße hat dafür Kurve an Kurve. Dann kommt plötzlich ein Schild, dass diese gesperrt sei (Strada chiusa). Doch wir fahren weiter. Kurz darauf wissen wir warum. Ein Erdrutsch hat mehrere Kurven überdeckt bzw. die Straße weggerissen. Doch mit den Radl kommen wir dennoch ohne Absteigen bequem durch.
Am Lago di Pergusa (der einzige natürliche See Siziliens) gönnen wir uns Granita, damit wir uns wieder Abkühlen. Etwas befremdlich ist der See schon. Hat man doch einfach um den See eine Rennstrecke gebaut. Naturnah und zeitgemäß ist dies sicher nicht mehr.
Schon früh am Nachmittag kommen wir an unserer Unterkunft an. Zeit genug, um die Hitze im Pool zu ertragen und sich um die tägliche Wäsche zu kümmern. Etwas Entspannen im Schatten. So geht auch Radurlaub.
Später am Tag als die Hitze etwas nachgelassen hat, fahren wir doch noch in die Innenstadt von Enna. Eigentlich ist es nur ein Katzensprung, doch unsere Bleibe ist ganz unten im Tal und die Altstadt 300m höher auf eine Bergrücken. So kommen wir doch noch einmal ins Schwitzen. Als Lohn haben wir eine wunderbare Aussicht auf die Nachbarörtchen wie Calascibetta.
Enna hat eine große Burg und schöne belebte Altstadt. Der Stauferkönig Friedrich II (Frederico) hat hier sich eine Sternwarte bauen lassen. 8-eckig wie sein anderes Stauferschloss"Castel del Monte" in Apulien, welches wir im Jahr 2016 besucht hatten.
12.Tag: 01.06.2022 Enna - Caltanissetta - Agrigento 97km / 1745hm
Die heutige Etappe führt uns weiter durch das Landesinnere. Wie immer stehen fliegende Händler am Straßenrand. Hier gibt es Kirschen für 2 EUR / kg.
Das Zentrum von Sizilien ist alles andere als flach. Hügel lehnt sich Hügel. Für das Auge wunderschön. Für die radelnden Beine umso anstrengender, vor allem nachdem die Hitze heute so richtig ins Fahrt kommt.
Zum Glück weht immer ein Wind uns entgegen. Der Wind brems uns zwar, aber bringt uns einiger Maßen Erfrischung. Später am Tag wird sogar der Wind heiß, so dass man meint in einen Heißluft-Gebläse zu fahren. Nichtsdestotrotz erfreuen wir uns immer wieder der herrlichen Aussicht.
Förmlich flimmert die Hitze über der Straße. Die Anstiege sind schweißtreiben. Fragt man die Einheimischen bezüglich des Wetters, so bekommt man die Antwort, dass diese Hitze üblicherweise erst im Juli und August kommt. Der Klimawandel lässt grüßen.
Interessant sind auch immer die Tore an den Zufahrten zu den Höfen und Feldern. So richtig Sinn machen diese wohl nur für normale Autos, kommt man doch einfach an der Seite vorbei. Ehrlicherweise muss man gestehen, dass meist die ganzen Felder eingezäunt sind. Doch eben nicht alle. Zumindest haben sie mit einem Tor angefangen ...
Wieder Schafe und Ziegen auf der Fahrbahn. Der Schäfer sitzt dabei ruhig in den Lieferwagen und kontrolliert seine Herde.
Unser Tagesziel ist Agrigento mit seinen Tal der Tempel - ein archäologischer Park, in dessen zahlreiche griechische Tempel stehen. Doch die Sonne knallt gnadenlos herunter und so ziehen wir uns erst mal wieder in unsere Unterkunft zurück, welches direkt über den Tempel liegt. Erst am frühen Abend laufen wir zurück und schauen uns die Tempel an. Optimal, dass der Park bis zur Dunkelheit um 20 Uhr geöffnet hat (in der Hochsaison sogar bis 23 Uhr).
Der Tempel "Concordia" ist einer der besten erhaltesten griechischen Tempel.
Neben den Concordia - Tempel sind etliche andere Tempel im Bezirk. Hier noch ein Bild von Herakles - Tempel.
Dioskuren-Tempel: Diese Ecke wurde im 19 Jahrhundert wieder aufgebaut. Sieht malerisch aus, aber es wurden die Steine verschiedener Epochen vermischt. Noch übler hat es den größten Tempel getroffen. Vom Zeus Tempel stehen nur noch die Fundamente der Säulen, die groß wie ein Zimmer sind. Mit über 50 x 100 m war er groß wie ein Fußball-Feld. Die Steine vom Tempel sucht man hier vergebens, wurde der Tempel doch als Steinbruch verwendet und die Steine zum Bau vom Hafen von Agrigento verwendet. Recycling gab es also schon lange vor der Neuzeit.
Der Bezirk ist ziemlich trocken und wüst. Doch wo fst nichts mehr wächst, da gedeihen noch Kapern. Hier eine Blüte und Früchte von einem Busch.
13.Tag: 02.06.2022 Agrigento - Scale dei Turchi - Agrigento 33km / 385hm
Heute ist der 2. Juni und somit National-Feiertag in Italien. So lassen wir es heute auch ruhig angehen. Für die ursprünglich geplante Radl-Tour ins Landesinnere ist es uns zu heiß, so fahren wir zum Baden ans Meer. Nicht irgendwo ans Meer, sondern zur Türkentreppe (it. Scala dei Turchi).
Der Name stammt von den Piratenüberfällen der Sarazennen, die hier im Windschatten des Felsens geankert haben sollen. Heute ist der Felsen via Instagram weltbekannt. Zahlreiche Modeaufnahmen wurden hier schon geschossen. Nun steht der Felsen zum Verkauf an, wie man in der Tagesschau.de lesen kann: https://www.tagesschau.de/ausland/europa/sizilien-felsen-101.html
Zumindest heute am Feiertag tummelten sich zahlreiche Menschen (meist Einheimische) am Strand. Der Felsen darf nicht mehr betreten werden. Doch als wir am nächsten Tag nochmal vorbeiradeln, ist alles einsam.
Keramik gibt es ohne Ende in Sizilien. Etliche schöne Dinge - nur etwas groß für meine Trikot-Tasche.
Am Abend bummeln wir durch die Stadt und das Eis mit der Geschmacksrichtung Cassata (das war sizilianische Kuchen) ist einfach himmlisch.
In der Altstadt gibt es ein richtiges Künstler-Viertel mit jede Menge Street-Art. Doch schaut einfach selbst:
Sizilien wir auch die Insel der 3 Kaps bezeichnet. Spannt sich doch die Insel wie ein großes Dreieck auf. Das folgende Symbol Trinacira bzw. Dreibeinigkeit steht für Sizilien und jeder Fuß steht für ein Ende (Kap) von Sizilien. In der Mitte ist ein Mädchenkopf. Bei den Griechen war es die Medusa mit den Schlangenhaaren und wurde dann bei den Römern zur Fruchtbarkeits-Göttin Ceres mit Weizenähren.
14.Tag: 03.06.2022 Agrigento - Caltabellotta - Sciacca 100km / 1600hm
Diese Etappe führt uns immer am Meer entlang. Zunächst ist noch ein kurzer Eindruck der Street-Art. Was man doch alles aus alten Straßenbäumen machen kann.
Die parallel verlaufende neue Schnellstraße schluckt den gesamten Verkehr und so haben wir die ehemalige Hauptstraße für uns quasi alleine. Tja, wenn halt der Müll nicht dauernd am Straßenrand liegen würde ...
Fischgeschäfte gibt es nur in den größeren Städten, doch auch die Landbevölkerung wird gut damit versorgt. Immer wieder sieht man solche fliegenden Händler. Häufig sieht man auch Eimer an einer Schnur, die von den oberen Stockwerken herunterhängen. Hier kommt die "Sozial-Station" und versorgt die älter Bevölkerung. Legt einfach die Einkäufe (z.B. Brot) in den Eimer, der dann schnurstracks nach oben gezogen wird.
Noch so ein Detail am Wegesrand. Wie bei uns die Birken, wachsen in Sizilien die Kakteen einfach aus der Dachrinne.
Kurz vor den Tagesziel Sciacca schwenken wir doch noch einmal ins Landesinnere. Das Thermometer zeigt 35°C im Schatten (in der Sonne bis zu 47°C, was ich aber stark bezweifle). Wir versorgen uns kurz mit Getränken und kommen sofort mit den Einheimischen ins Gespräch. Ruckzuck hat man eine Plauderrunde und tauscht sich aus. Bei uns in Franken wäre so etwas undenkbar.
Caltabellotta auf 850m Höhe ist eine verschlafene Stadt. Dabei hat es eine lange Geschichte. So verschanzten sich hier zur Römerzeit die Sklaven nach einem Aufstand. Als die römische Armee anrückte begangen sie zusammen Suizid. In Jahr 1288 wurde hier der Frieden zwischen Spanien und Frankreich ausgehandelt. Viel davon ist nicht mehr übrig geblieben. Ein fliegende Händler versucht hier seine Kleidung an die Frau zu kriegen. Ob er Erfolg hatte, weiß ich nicht.
Nach kurzer Rast auf den Gipfel geht es dann nur noch bergab ans Meer. Zuvor hatte ich noch eine Reifenpanne. Das Ventil ist abgerissen - Materialfehler und inreparabel. Doch die Stelle ist optimal. Direkt vor einer Wirtschaft und so kann ich gleich die Hände waschen und wir nochmals Flüssigkeit nachtanken. Über den Tag haben wir bestimmt an die 6 Liter getrunken.
Heute übernachten wir direkt am Meer in Sciacca (Schakka ausgesprochen). Im Hafen liegt die Fischerei - Flotte. Durch den Hafen ist das Meerwasser auch zum Baden nicht geeignet und so müssen wir doch einige km bis zu einem geeigneten Strand laufen.
Natürlich gibt es auch eine große Kirche in der Stadt
Rathaus von Sciacca
Promenade von Sciacca mit Blick über den Hafen.
Am Abend gibt es natürlich wieder Meeresfrüchte und Fisch. Schwarze Spaghetti bzw. Nudeln mit Pistazien und Muscheln. Danach frittierter Fisch und Octopus.
15.Tag: 04.06.2022 Sciacca - Selinunte 52km / 450hm
Auch in Sciacca gibt es Streetart.
Wieder bleiben wir in Küstennähe, da hier der Wind kühl vom Meer weht.
Die italiensiche Bauweise ist interessant. Das Haus besteht aus einen Beton - Rahmen. Auch das Dach ist betoniert. Danach wird einfach der Zwischenraum ausgemauert. Hier scheint das Geld ausgegangen zu sein.
Das in Sizilien das Geld knapp ist sieht man wieder hier. Ein Erdrutsch hat die Straße verschüttet. Doch das ist bestimmt nicht gestern passiert. Warum räumt keiner das Erdreich einfach zur Seite?
Der Tag ist wieder sehr heiß und so sind wir froh, dass wir schon mittags in unserer Unterkunft sind. Diese liegt direkt am Strand und archäologischen Park. Zuerst genehmigen wir uns eine Abfrischung im Meer. Baden direkt unter griechischen Tempeln. Wo sonst kann man an solchen historischen Stätten im Wasser planschen. Als am Nachmittag die Temperaturen zurückgehen, besuchen wir den Tempelbezirk von Selinunte. Er war einst größer und bedeutender als jener von Agrigento.
Doch von den meisten Gebäuden sind nur noch Trümmer übrig geblieben. Anders als in Agrigento, werden die Tempel auch keiner Gottheit zugewiesen, sondern einfach durchnummeriert.
Jedoch sind die Ausmaße der Trümmer spektakulär. Säulendurchmesser von mehr als 2m. Wie wurden ohne moderne Baumachinen die Steine einst vom Steinbruch hierher geschafft und aufgegerichet?
Aus der Ferne sieht alles wie ein chaotisches Trümmerfeld aus, doch deutlich kann man hier geordnete Straßenzüge sehen. Klein waren die Häuser. Kein Vergleich zur heutigen Zeit.
Hier noch ein Video mit Übersicht über den Tempelbezirk:
In ganz Sizilien ist mir dieser Typ von E-Bike aufgefallen. Breite Reifen und kleine Räder. Geschwindigkeitsbegrenzung ist wohl auch nicht vorhanden, denn meist waren die Dinger schneller als wir. Die breiten Reifen sind praktisch beim historischen Pflaster und sonstigen schlechten Straßenbeschaffenheiten.
16.Tag: 05.06.2022 Selinunte - Marzara del Vallo - Marsala - Saline - Trapani 115km / 370hm
Wir hatten uns nur ein Apartment ohne Verpflegung gebucht. So müssen wir am nächsten Morgen das Frühstück unterwegs einnehmen. In Marzara del Vallo steuern wir eine Pasticceria an, wo es Süßes ohne Ende gibt.
Doch wir entscheiden uns für ein Brioche-Brötchen gefüllt mit Eis. So ein Frühstück hatte ich in mein Leben noch nie.
Neben der Pasticceria verläuft die Bahnlinie und die Schranken senken sich. Dann kommt mit Blaulicht ein Krankenwagen angeschossen und muss warten. So weit, so gut. Kein Zug kommt und die Minuten verstreichen. Insgesamt steht der Krankenwagen mehr als 15 Minuten bis es weiter geht. Der arme Notfall.
In Marzara schauen wir uns noch den Start eines Triatlons zu, bevor wir immer der Küste weiter nach Marsala, der westlichsten Stadt von Sizilien fahren. Man glaubt es nicht, aber ab Marsala gibt es sogar einen von der Fahrbahn abgetrennten Radweg, der einen ordentlichen Zustand hat. Zudem führt er direkt am Wasser entlang (mal sehen, wie lange noch, wenn der Klimawandel weiter fortschreitet, dann wird er bald im Wasser sein.).
In der Ferne sieht man die vorgelagerten Inseln (Isole Egadi). Bis nach Tunsien sind es in der Luftlinie unter 150km. Man kann Afrika förmlich schon riechen.
Wir wollen aber nicht nach Afrika, sondern nach Trapani. Auf den Weg dahin passieren wir mehrere Salinen. Mit Windmühlen wird das Wasser in das erste Becken gepumpt.
Zunächst wird das Wasser vom groben Schmutz gereinigt (durch Absetzung), bevor es nach und nach in weitere Becken fließt und der Salzgehalt steigt und steigt. Schließlich kristallisiert sich das Salz heraus und wird dann in großen Haufen zum Trocknen aufgeschüttet.
Wird das Salz mit Maschinen geerntet, dann muss es zusätzlich noch gewaschen werden, wodurch dann wieder wertvolle Mineralien verloren gehen. In Salinen-Museum erklärte uns ein Enkel vom Salinen-Besitzer die Funktionsweise und Arbeitsalltag. Der Besuch war äußerst kurzweilig und weiterzuempfehlen.
Blick auf den Leuchturm, der am Eingang der Salinen steht. Ein Spaziergang durch die Salinen ist bei Sonne richtig heiß. Brennt doch das Licht quasi von oben und unten. Wie können da die Leute noch schwer arbeiten?
Tja, die Deutschen haben auch auf Sizilien einige Bauten hinterlassen. Häufig stehen diese an Kreuzungen und Straßenrand. Mir haben die griechisch und römischen Bauten besser gefallen.
Trapani ist eine wichtige Hafenstadt zu den edigischen Inseln und Afrika. Die Stadt zieht sich wie eine Sichel in das Meer. Die Viertel mit engen verwinkelten Gassen sind schon arabisch angehaucht. Im Hintergrund liegt der Berg von Erice (750m).
In der Innenstadt pulsiert das Leben. Zahlreiche Touristen sind unterwegs. Das Rathaus zeigt immer dieselbe Uhrzeit. Na wenigsten die Kalendertags-Anzeige funktioniert noch.
Abend-Spaziergang an der Promenade von Trapani.
17.Tag: 06.06.2022 Trapani - Erice - Segesta 64km / 1656hm
Die Route führt uns heute raus aus der Stadt und direkt hoch nach Erice. Man kann auch mit der Seilbahn in das Bergdörfchen fahren, doch wir bevorzugen das Radl. Einige Wolken kommen über das Meer. Bald fahren wir über der weißen Watte.
Unsere Räder mit den sparsamen Gepäck. Ein Kompromiss zwischen Rennrad- und Touren-Fahrten. Zwar behindert einen das Gepäck nicht sonderlich im Fahrverhalten, doch am Berg merkt man doch, dass das Radl 3-4kg schwerer ist als sonst.
Erice, ein alter Ort über Trapani. Empfohlen von vielen Reisenden und waren die Erwartungen entsprechend hoch und wie so of, werden sie nicht erfüllt, wenn man vor Ort ist. Das Castello und Altstadt sind schön, aber bei weiterm nicht so überragend wie beschrieben.
Am besten von Erice ist die Supe Aussicht in allen Richtungen Hier der Blick auf das Cap Vito im Norden der Insel.
Im Inneren der Altstadt reihen sich Souvenier-Laden an Fressbude. Wir treffen sogar abseits der Hauptgasse ein paar Einheimische und kommen ins Gespräch. Im Ort leben weit weniger als 100 Personen. Die meisten Leute fahren mit den Auto zu den Geschäften, wie wir zu unserer Arbeit.
Am Hauptplatz noch ein kleines Schmankel mit den Ristorante Edelweiss mit seinen Skulpturen auf den Dach. Der Pinienzapfen ganz rechts steht für Glück und Wohlstand und wird gerne zur Hochzeit und Einzug verschenkt. Über die zwei anderen Köpfe gibt es eine ganz andere Geschichte.
Noch bevor der große Touristen - Rummel in den Ort einbricht sind wir schon wieder auf der Abfahrt von den Felsen und machen einen Fotostopp, ...
... denn der Monta Cafano und das dahinterliegende Cap Vito liegt mystisch in den Wolken.
Impressionen von den Straßenzustand in Sizilien. Natürlich war die Straße komplett abgesperrt, doch als Radler fährt nur widerwillig die Umleitung ins Tal runter und wieder hoch, wenn man auch geradaus durchkommt.
Obwohl es schon ziemlich heißt ist, zaubern die Felder ein Farbenmeer in die Landschaft.
Immer wieder sehen wir auch Rauchschwaden und Feuer. Meiner Meinung nach werden die Felder angezündet, um das Unkraut zu beseitigen, wie hier am Straßenrand. Die Feuer werden sich selbst überlassen - keiner steht Wache. So wundert es mich nicht, dass es immer wieder zu größeren Bränden kommt.
In Segesta bewundern wir das griechische Theater, dass sehr gut erhalten ist - viel besser als jenes in Siracusa. Die Autobahn im Tal irritiert etwas das Landschaftsbild - so ist es eben mit den Fortschritt.
Die zweite Attraktion neben den Theater ist der gut erhaltene Tempel. Eigentlich steht er noch im Rohbau, denn die Säulen sind noch nicht behauen. Uns stört es nicht und finden das Bauwerk trotzdem sehenswert.
Abends haben wir unser Quartier quasi direkt neben den Temepl. Wieder ein Agriturismo im Grünen mit guter Hausmannskost zu fairen Preisen. Einzig die vielen Moskitos sind etwas lästig.
18.Tag: 07.06.2022 Segesta - Monreale - Palermo 113km / 1857hm
Man mag es kaum glauben, aber schon steht die letzte gemeinsame Etappe an. Zurück geht es nach Palermo.
Die Gegend ist nun durch Weinbau geprägt. Getrübt wird der Bilderbuch - Eindruck durch die Spirtzmaschinen zwischen den Reben.
Wieder so ein einsames Tor in der Landschaft. In der Ferne sieht man den Gebirgszug der das Landesinnere vom Meer trennt.
Anfang Juni steht das Getreide zur Ernte bereit. Viele Felder sind schon abgerntet und werden ein zweites Mal angesät, wobei die zweite Ernte meist geringer ausfällt.
Carmelo schaut etwas betrübt aus der Wäsche, weil jeweils den rechten Badeschlappen und Sportschuh verloren hat. Die Badelatschen sind ihn egal, doch die Schuhe waren ein Geschenk seiner Tochter und damit von ideellen Wert. Aus Freundschaft fahren wir zurück und suchen nach den Schuhen. Tatsächlich finden wir sehr viele wie auch den weißen Sportschuh. Als wir ihn diesen den Carmelo anbieten kann er gar nicht darüber lachen - doch zum Glück haben wir auch die verlorenen Schuhe gefunden und alles war wieder gut.
Auf der Abfahrt passieren das Weltkulturerbe Monreale mit den Dom. Eigentlich kostet es 10 EUR Eintritt, wenn man in den Dom gehen will. Wahrscheinlich aufgrund meines Trikots komme ich gratis in den Genuss und kann die goldenen Kuppeln umsonst bewundern.
Neben den Dom steht auf der Aussichtsterasse ein riesiger Baum, den man am besten Willen nicht umarmen kann. Da bräuchte man schon ein halbes Dutzend Leute für diesen Stammumfang.
Dann sind wir am Ziel: PALERMO. Die Jahreszahl darunter passt perfekt Wir waren nicht die Schmierfinken - ehrlich.
Über das Porta Nuova gelangen wir in die Altstadt von Palermo.
Am Abend treffen wir uns mit den Cousin von Pasquale und gehen gemeinsam essen. Urplötzlich erreicht den Pasquale eine SMS, dass wegen Streiks (it sciopero) am nächsten Tage viele Flüge storniert sind. Eine solche Nachricht 15h vor den geplanten Abflugszeit ist hart. Ein Ersatzflug lässt sich natürlich nicht auftreiben. Anstatt heimzufliegen, muss Pasquale einen weiteren Tag in Palermo bleiben. Zum Glück habe ich eine große Kabine auf der Fähre gebucht, so dass er einfach mit mir nach Napoli übersetzen und mit den Zug das restliche Stück heimfahren kann. Klimafreundlicher ist diese Variante auch.
19.Tag: 08.06.2022 Palermo - Räder bleiben im Stall
Schon früh am Morgen verlässt Carmelo uns, da er den Berufsverkehr in Palermo vermeiden will. Er fährt nun noch eine Woche zu seiner Verwandschaft in San Fratello. Pasquale, sein Cousin und ich verbringen den Tag in Palermo. Zuerst geht es auf verschiedene Märkte der Stadt. Am eindruckvollsten sind immer noch der Fischmarkt, wo die Fische kunstvoll auf Eis drappiert werden.
Die Preise vom Fisch sind spottbillig für unsere Verhältnisse, doch man darf nicht vergessen, dass die Einkommen in Sizilien wesentlich geringer sind als bei uns.
Mit den Fang der kleineren Fischen könnte ich noch einigermaßen leben, doch dass sowohl der gefährdete Schwertfisch und Thunfisch zum Verkauf stehen, finde ich verwerflich.Insbesonders, wenn man einmal zugeschaut hat, wie ein Thunfisch zerlegt wird, dann möchte man nie mehr einen solchen Fisch essen.
Direkt am Markt kann man auch den frischen Fisch gleich essen. Besondersch kritisch mit den Hygiene-Vorschriften sollte man jedoch nicht sein.
Zum Glück gibt es neben den Fisch- und Fleischständen noch andere Dinge zu sehen & kaufen. Frisch gepresster Saft aus Granatapfel schmeckt einfach super. Ein Becher kostet 2 EUR.
Was wäre Italien ohne seine Tomaten. Hier werden sämtliche Typen der Tomaten angeboten für wenig Geld. Dahinter gibt es noch süsse Zitronen, dessen Schale man noch schälen muss wie bei einem Apfel. Der Geschmack ist äußerst erfrischend.
Neben Klamotten und Schuhe kann man auch Lampen auf den Markt kaufen.
Nach den Markbesuch gönnen wir uns ein Granita mit Feigengeschmack. In der Eisdiele muss man selbst an der Maschine bezahlen. Warum? Zum einen ist es hygienischer, doch der Hauptgrund dürfte sein, dass das Geld direkt in einen Tresor wandert und so vor einem Raub geschützt ist.
Der Brunnen "Pretoria" (Brunnen der Schande) war einst für eine Villa in Florenz gedacht, wurde dann aber weiter nach Palermo verkauft. Da alle Personen nackt sind, musste wurden die Figuren nicht nur deren Nasen, sondern auch schon des allerwertesten beraubt.
In Palermo kamen viele Kulturen zusammen, unter anderen auch der Franzosen, Spanier, Normannen, Juden und Araber. So ist gar nicht ungewöhnlich blonde oder rothaarige Sizilianer anzutreffen. Bis heute sind einige Straßenschilder in mehreren Sprachen beschriftet.
In Palermo gibt es zahlreiche Kirchen. Bei der Anzahl kann es einem ganz schwumrig im Kopf werden. Gefühlsmäßig gibt es in Palermo mehr Kirchen als in Rom. Prächtig sind einige der Kirchen,wie in dieser unscheinbaren, wo das Gold von der Decke glänzt.
Andere Kirchen haben wieder ein anderes Erscheinungsbild. An diesem Altar wurde 50 Jahre lang verschiedene Steine so bearbeitet, dass dieses Intarsien-Bild geschaffen wurde.
Schulen gibt es in Palermo natürlich auch. Hier ein Bild davon. Was mich erstaunt hat war, dass vor jedem Fenster ein Gitter angebracht war. Ich würde mir vorkommen, wie in einem Gefängnis.
Zu guter Letzt will ich nicht verschweigen, dass es auch viel Armut in Palermo gibt. Zahlreiche Flüchtlinge campieren im Freien. Andere betteln recht aggressiv die Touristen an. Tja "alles und nichts".
Am Nachmittag ein letzter Ausflug zum Stadtstrand von Palermo: Mondello. Wir genießen noch einmal das Meer und ein Essen am Strand.
Dann ist Abend und es heißt Abschied nehmen von der Insel. Pünktlich verlässt die Fähre den Hafen und steuert über Nacht Napoli an.
20.Tag: 09.06.2022 Napoli (18km / 300hm) + Bologna
Die Fähre kommt eine Stunde früher als geplant. Auch so etwas soll es geben. Nun habe ich eine Stunde mehr Zeit, um mir Napoli anzuschauen. Doch man glaubt es kaum, es fängt heftig zu regnen an, so dass ich mich unterstellen muss. Nach einer halben Stunde ist der kräftige Schauer durchgezogen. So ziehe ich etwas planlos durch die Innenstadt und lasse mich einfach treiben. hier eine Buchhandlung mit Verkaufsständer im Freien. Leider noch geschlossen.
Ich radel hoch zur Festung und genieße die Aussicht über das Häusermeer.
Diego Maradonna ist noch all gegenwärtig. Er ist den Neapolitanern ins Herz gewachsen, nachdem er 1984 - 1991 beim SSC Neapel spielte und mit ihn 1986/87die italienische Meisterschaft gegen die starken norditaliensichen Mannschaften holte. Die Verehrung verebbt auch nach seinen Tod noch lange nicht - gewisse Parallelen zu Marco Pantani sind unübersehbar.
Mittags steige ich dann in den Schnellzug ein. Fahrradmitnahme geht nicht - also verwandele ich es als Gepäckstück und nehme es mit. Nur rund 4h braucht der Zug von Napoli nach Bologna. FFP2-Maskenpflicht herrscht im Zug, auch wenn im Großraum - Abteil nur 4 Personen sitzen.
Wenn ich einen früheren Zug in Napoli genommen hätte, dann wäre ein Anschlusszug nach Deutschland erreichbar gewesen. Doch mit Fährefahrt und Umsteigen war mir ein solcher Reiseplan zu stressig und habe mich daher für eine Zwischenübernachtung in Bologna entschieden. So komme ich am frühen Nachmittag in Bologna an. Wieder habe ich Probleme mit den Verkehr. Nach über 2 Wochen habe ich mich an die Fahrweise von Sizilien bzw. Neapel gewöhnt. Doch hier im Norden bleiben alle an roten Ampeln stehen, halten sich an sämtliche Regeln und es gibt Radwege mitten in der Stadt. Da musste ich meinen Vorwärtsdrang doch etwas Einhalt gebieten.
Für eine Ausfahrt in die Hügel rund um Bologna habe ich genug Zeit. Zufällig komme ich auch an der Wallfahrtskirche Madonna di San Luca vorbei. Aus der Stadt führt ein überdachter Weg hoch zur Kirche. Daneben verläuft eine Straße, die Radsport-Geschichte hat. Der Giro d'Italia hatte den Anstieg schon mehrmals im Programm und das Eintagesrennen Giro dell'Emilia ist hier jährlich zu Gast. Ich habe es mir leicht gemacht und bin die steile Rampe abgefahren - war trotzdem ein Erlebnis.
Die resliche Zeit nutze ich für einen Stadtrundgang. Viel Geschichte und noch mehr Studenten gibt es in der Stadt. Hier das Wahrzeichen sind die schiefen Türme "Torre degli Asinelli". Knapp 100m hoch und wirklich ziemlich schief.
Aufgrund der Universität gibt es auch zahlreiche alte Buchläden in der Stadt, in denen bestimmt so mancher Schatz schlummert.
Heimreise: 10.06.2022 Bologna - Erlangen
Am Freitag ist Abreisetag. Der früheste Zug ohne Umstieg nach München fährt um 11 Uhr. Zeit genug noch vorher durch die Stadt zu bummeln. Im Zug wird dann auf italienischer Seite wirklich kontrolliert, dass jeder eine FFP2-Maske benützt. Am Brenner kommt dann die Durchsage, dass man in Österreich keine "Mundwindel" braucht. Jeder nimmt die Maske ab. In Kufstein wird dann Virus wieder gefährlicher und dieselben Leute müssen wieder eine FFP2-Maske nutzen. Bitte fragt mich nicht nach Sinn und Unsinn der Maßnahmen.
Fakt ist jedenfalls, dass der Intercity nach München eine Stunde Verspätung hat. Natürlich ist meine Anschlusszug (ein ICE direkt nach Erlangen) schon längst abgefahren. Der nächste ICE nimmt keine Räder mit. Wegen den 9 EUR-Tickets ist es fraglich, ob man mit den Rad den schnellen Regionalzug via Ingolstadt mitkommt. Also beschließe ich den Regionalzug via Regensburg zu nehmen. Der fährt pünktlich bis nach Feucht. Dort kommt es zu einen Suizid und damit für die Zuginsassen die Wareterei. Zug hält - Suizid bestätigt sich - Zug muss langsam zurücksetzen - Streckensperrung für alle Gleise. Weder Regional-Express noch S-Bahn darf fahren. Bis der Schienen-Ersatzverkehr eingerichtet ist, ist auch der letzte Zug von Nürnberg nach Erlangen abgefahren. Anstatt um 20:17 komme ich nach 3:00 in der Frühe mit den Taxi nach Hause.
Doch das nächste Mal werde ich wieder mit der Bahn fahren.
Ciao
Roland
Routenübersicht
Falls die Routen ohne Hintergrund-Karte erscheinen, dann einfach unten rechts auf das Icon mit den Hintergrund-Karten klicken und Karte wählen.
Route: Roma - Napoli (2 Tage)
Route: Palermo - Catania (5 Tage)
Route: Catania - Palermo (11 Tage)
Bologna:
Etappenübersicht
Datum | Etappe | Entfernung | Höhen-unterschied | Abfahrt | Ankunft | Unterkunft |
20.05.22 | Erlangen → Roma (9:00) | Nachtzug | ||||
21.05.22 | Roma – Cassino | 156 km | 1.800 hm | 09:15 | 17:15 | Agriturismo La vecchia Quercia |
22.05.22 | Cassino– Napoli Traghetto (20:00) → Palermo (7:00) | 154 km | 1.282 hm | 07:30 | 17:15 | Fähre |
23.05.22 | Palermo – Alia | 123 km | 2.530 hm | 07:30 | 16:15 | Agriturismo Villa Daffne |
24.05.22 | Alia – Nicosia | 153 km | 3.137 hm | 08:40 | 18:00 | Agriturisomo Stragola |
25.05.22 | Nicosia – St.Stefano – Val d'Arte – Nicosia | 136 km | 2.911 hm | 07:30 | 16:00 | Agriturisomo Stragola |
26.05.22 | Nicosia – Cesaro – San Fratello – Terranova – Floresta | 154 km | 3.293 hm | 07:30 | 17:00 | Hotel San'Anna |
27.05.22 | Floresta – Taormina – Catania | 133 km | 1.900 hm | 08:00 | 16:30 | B&B Sogno Etneo |
28.05.22 | Catania – Mt. Etna - Catania | 130 km | 2.449 hm | 09:30 | 18:15 | B&B Sogno Etneo |
29.05.22 | Catania – Cassibile | 119 km | 1.280 hm | 10:00 | 17:15 | B&B Bella Sicilia |
30.05.22 | Cassibile – Caltagirone | 121 km | 1.868 hm | 08:45 | 17:45 | B&B i Mori |
31.05.22 | Caltagirone – Villa Romana – Enna | 97 km | 1.745 hm | 08:00 | 14:45 | Hotel Frederico II |
01.06.22 | Enna – Naro – Agrigento | 121 km | 1.822 hm | 08:00 | 15:30 | Park Hotel |
02.06.22 | Agrigento - Scala dei Turchi – Agrigento | 37 km | 398 hm | 08:00 | 13:45 | Park Hotel |
03.06.22 | Agrigento – Sciacca | 98 km | 1.600 hm | 08:45 | 16:00 | B&B Conte Luna |
04.06.22 | Sciacca – Selinunte | 52 km | 448 hm | 08:30 | 11:15 | B&B Bahari |
05.06.22 | Selinunte – Mazara del Vallo – Trapani | 115 km | 371 hm | 07:10 | 14:00 | B&B Secret |
.
06.06.22 | Trapani – Erice – Segesta | 64 km | 1.656 hm | 08:30 | 15:30 | Agriturismo Tenute Pispisa |
07.06.22 | Segesta – Palermo | 114 km | 1.857 hm | 08:00 | 15:10 | Hotel Frederico II |
08.06.22 | Palermo Traghetto (20:00) → Napoli (7:30) | Fähre | ||||
09.06.22 | Napoli Treno (11:35) → Bolgona (15:08) | 18 +28 | 300 +680 | |||
10.06.22 | Bologna 11:52 → München 18:27 Mch 18:56 → Erlangen 20:17 (tatsächlich 3:15) | |||||
2.077 km | 32.347 hm |