Am Wochenende vor dieser Tour habe ich mit Tochter eine Radl-Tour unternommen. Dabei sind wir auch auf ihren anstehenden Umzug innerhalb von Innsbruck zu sprechen gekommen und spontan haben wir beschlossen, diesen am nächsten Wochende durchzuführen. Nur zum Umzug nach Innsbruck zu fahren ist doof, also haben wir eine Nacht drangehängt,um noch eine Radl-Tour in den Bergen unternehmen zu können. Und hier ist mir nur die Runde um die Stubaier Alpen eingefallen, die ich schon einmal am 15.08.1997 in umgekehrter Richtung unternommen hatte.
Damals bin ich noch auf einen Radl mit Stahlrahmen und einer Übersetzung von 39/27 gefahren. Die Zeit vergeht und nun kompensiert das Alter mit Carbon und berggängiger Übersetzung von 34/27. Mal sehen, ob es die alten Knochen noch die Runde aushalten, die auch als Ötztaler Radmarathon bekannt ist.
Früh am Morgen starte ich noch vor Sonnenaufgang gegen 5:45 die Runde. Der Vollmond scheint auf die verlassene Landstraße. Nur hin & wieder überholt mich ein Taxi.
Nach 12km Einrollen kommt auch gleich der Einstieg in den ersten Pass hoch zum Kühtai.
Der Kühtai kommt auf der Ostseite komplett ohne Kehren aus. Die Steigung ist ungleichmäßig. Immer wieder kommen steile Rampen (wie diese mit bis zu 20%), abgelöst von Flachpassage bzw. sogar kleineren Abfahrten. Immerhin ist der Verkehr recht ruhig. Außer Handwerker sind sonst kaum Autos unterwegs.
Nach der Passsage von mehreren Viehgittern auf der Straße (=Gleichgewichtsübung und Spur halten auf den durchgehenden Längsträger) kommt man ins Hochtal. Einige Rinder sind nicht nur auf der Weide, sondern auch auf der Straße. Kurz vor der Passhöhe durchfährt man eine Lawinen-Gallerie.
Dann ist man oben auf den Kühtai. Der höchste Ski-Ort von Österreich.
Doch wie so viele Ski-Orte ist dieser im Sommer recht trostlos und neben Baustellen ist wenig Leben im Ort zu spüren. Die meisten Wanderer kommen mit den Auto hoch zu Pass-Höhe.
Die Ost-Seite ist etwas weniger steil. Doch wenn man einen großen LKW vor sich hat, kommt man auch nicht schneller voran. Zum Glück fanden Pferde die Straße recht gemütlich und zwangen den Verkehr zum Halten. Ich finde eine Lücke und sause nun komplett allein die Abfahrt bis Ötz herunter. Auf den Anstieg kommen mir mehrere Radler / Rad-Gruppen entgegen, die ich später auf den Jaufen-Pass nochmal sehe. Da haben wir wohl dieselbe Runde gedreht - nur im umgekehrten Uhrzeigersinn.
In Ötz angekommen erschlägt mich quasi der Verkehr. Zahlreiche Autos, Busse, LKWs kommen und verlassen das Ötztal. Zum Glück gibt es neben der Bundesstraße auch noch eine Rad-Route nach Sölden, die zwar länger und hügliger ist, doch dabei verkehrsfrei und somit gestanks- und lärmfrei ist.
Die Radroute hat eine eigene Trasse mit eigenen Radler-Brücken unter der Bundesstraße und ....
... über den Fluss Ötztaler Ache.
Meist ist der Radweg asphaltiert, doch selbst die geschotterten Passagen sind mit den Rennrad kein Problem zu fahren. Nach Sölden lässt der Verkehr spürbar nach, ist aber immer noch störend. In einer Gallerie ist eine Baustelle mit Ampel, wo ich quasi alle Autos wieder überhole. Mit einem Italiener nutzen wir die Lücke und fahren verkehrsfrei die nächsten km weiter. Dann fängt die Timmelsjocher Alpenstraße an.
Auf der Seite von Österreich ist die Straße breit und gut ausgebaut.
An der Mautstelle kommen die Wanderer und Radler noch gratis hindurch. Ich hoffe, dies ändert sich auch nicht.
Nach einer kurzen Abfahrt geht es geradeaus hoch auf die letzten 500hm zur Passhöhe. In umgekehrter Richtung sind hier Geschwindigkeiten um die 100km/h möglich. In Richtung Anstieg geht es zäh, da steil und die Gerade endlos aussieht.
Doch steter Tropf höhlt den Stein. Auch die langsamste Schnecke wie ich, kommt irgendwann am Pass an. Autos und Motorräder säumen die Passhöhe.
Ich habe Hunger und vertilge meine Brotzeit. Vielleicht hätte ich mehr als ein Bild auf der Anhöhe machen sollen, doch wirklich gefallen hat mir der Platz nicht.
Nun geht es auf schmaler Straße nach Südtirol hinab. Motorräder, Autos vor allem die mit gelben Nummerschild und gar Wohnmobile bremsen immer wieder die Abfahrt aus. Den Porsche habe ich problemlos eingeholt ohne dabei besonders riskant die Kurven zu nehmen. Dann die Frage, ob man waghalsig überholt oder dahinter rollt. Ich habe mich für die 3. Variante entschieden und immer wieder einen (Foto-) Stopp eingelegt, um danach auf freier Strecke abzufahren.
Schön ist die Südseite mit den zahlreichen Tunnels und vielen Kehren & Kurven. (wenn nur nicht das Gschwaddl mit den röhrenden Auspuffen wäre).
Bald ertrage ich das Gschwaddl nicht mehr und biege auf eine kleine Nebenstraße ein. So vermeide ich den Stress und spare mir sogar 100 hm Abfahrt / Anstieg hinunter nach St. Leonhard. Stattdessen geht es hoch nach Stuls.
und weiter in Richtung Jaufenpass. Die Abfahrt zur dritten Kehre ist sausteil und man kann es nicht Laufen lassen, denn kommt etwas entgegen hat man so gut wie keinen Platz auszuweichen. Tatsächlich ist auch ein einzelnes Auto gekommen.
Nun ging mir das Wasser aus, doch zum Glück habe ich am Anstieg zum Jaufen-Pass noch einen Brunnen gefunden. Selbst in den Ortschaften zuvor hatte ich keinen entdeckt. So mache ich eine Jause auf den Jaufen-Pass-Anstieg.
Der Jaufen-Pass ist sowohl Touristen-Treffpunkt als auch Verkehrsweg von Sterzing ins Passeir-Tal. Dementsprechend viel los war wieder auf der Straße. Von ruhiger Bergwelt keine Spur.
Auf der Westseite ist der Jaufenpass gut ausgebaut und hat wenig Kehren. In weiten Bogen erklimmt man die Passhöhe.
Einer der wenigen Momente als man ohne Verkehr Luft schnappen konnte. Doch der Jaufenpass hat sich ziemlich gezogen. Kein Wunder - immerhin habe ich bis hier schon 4000 hm in den Beinen.
Blick zurück ins Passeier-Tal und weiß blauen Himmel. Das Wetter heute war top. Früh noch recht kalt, aber dann auch nicht zu heiß und vorallem trocken. Meine Regenklamotten habe ich umsonst spazieren gefahren.
Auf den Jaufen-Pass herrscht ein ähnliches Treiben wie auf den Timmelsjoch.
So bin ich nur kurz für einen Snack stehengeblieben und habe die Aussicht in das Eisack-Tal genossen. Dann ging es hinab nach Ratsching. Die Straße war teilweise in recht maroden Zustand, dass ich von einer Schussfahrt abgesehen habe.
In Sterzing verpflege ich mich an einem Supermarkt. Doch scheinbar bin ich nicht mehr ganz wach und kaufe mir ausversehen eine Cola ohne Zucker. Das ist mir noch nie passiert. Sterzing passiere ich durch die Fußgängerzone. Wir sind in Italien und keiner meckert, wenn man mit den Radl behutsam durchrollt.
Nun geht es hoch zum letzten Pass, den Brenner. Wieder nehem ich den Radweg anstatt der Bundesstraße. Schön ist zu sehen, wie Autobahn, Bundesstraße, Fluss, Eisenbahn und Radweg sich den knappen Platz im Tal teilen.
Der Radweg führt bei Gossensass über weiten Bogen hoch zum Brenner. Von der Autobahn habe ich so gut wie nichts gehört.
Der Radweg nutzt eine ehemalige Bahnlinie. So ist die Steigung sehr moderat und die Trasse führt durch zwei Tunnels, bevor es neben der Bundesstraße gar hoch zum Brenner geht.
Der Brenner gleicht eher einen Outlet-Center als einer Passhöhe. Ohne Anzuhalten bin ich gleich weiter. Leider habe ich seit Sterzing starken Gegenwind, der auf der Abfahrt mit den langen flachen Geraden richtig spürbar ist.
Hindurch geht es durch die Europa-Brücke.
Dann sieht man schon den Berg Isel mit der Sprungschanze. Jetzt ist es nicht mehr weit.
und ich bin wieder im Stadtzentrum von Innsbruck.
Gegen 18:15 war ich wieder zurück. Mit einer kompletten Fahrtzeit von 12,5h viel schneller als gedacht. Im Jahr 1997 bin ich einst erst mit der Dämmerung gegen 21 Uhr zurückgekehrt. Gut erinnern konnte ich mich auch noch, dass ich damals ein Steilstück vom Kühtai per Pedes zurückgelegt habe. Die Kurbel ging damals einfach nicht mehr rum.
Mal sehen, ob ich die Runde in 25 Jahren wieder in Angriff nehme.
Ciao
Roland
P.S.: Zum Vergleich zum Ötztaler gibt es folgende Unterschiede:
- Start / Ziel in Innsbruck anstatt Sölden
- entgegen den Uhrzeiger-Sinn => schlechtere Abfahrt von Timmelsjoch und Jaufenpass
- Anstatt nach St. Leohnhart bin eine Nebenstraße oberhalb gefahren (100hm weniger) und kein Lärm der Motorräder und Sportwägen
- Im Ötztal nabe ich meist den Radweg (teilweise auf Schotter) genutzt.
- am Ärgerlichsten war der starke Gegenwind ab Sterzing nach Innsbruck, da hätte ich mir schon die 4000 Mitradler vom Ötzi gewünscht ...
Route: (mein Tacho hat 233km mit ca. 5500hm angezeigt - in den Tunnels geht das GPS-Signal verloren und macht Bikemap ganz struppelig).
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