In den Alpen war ich schon häufig, aber in den Pyrenäen noch nie. Höchste Zeit mal dort hin zu radeln. Mit jeden neuen Lebensjahr scheinen die Berge immer höher zu werden. Wenn ich noch recht lange warte, dann schaffe ich eine solche Tour körperlich nicht mehr. Danke ❤ an meine Frau, die mich für 3 Wochen auf eine lange Radtour lässt.
Inhalt
Abschnitt I: bis nach Karlsruhe
1.Etappe Erlangen -Schnelldorf - Schwäbisch Hall
2.Etappe: Schwäbisch Hall ⇒ Besigheim
3.Etappe: Besigheim ⇒ Karlsruhe
Abschnitt II: vom Wallis ins Piemont
4.Etappe: Karlsruhe ⇒ Visp ⇒ Verbier ⇒ La Chable
5.Etappe: La Chable ⇒ Chatillon
6.Etappe: Chatillon ⇒ Brandizzo
7.Etappe: Brandizzo ⇒ Cumiana
Abschnitt III: französiche Alpen und Mittelmeer
8.Etappe: Cumiana ⇒ Guillestre
9.Etappe: Guillestre ⇒ Les Omergues
10.Etappe: Les Omergues ⇒ Avignon
11.Etappe: Avignon ⇒ Sete
12.Etappe: Sete ⇒ Carcassonne
13.Etappe: Carcassonne ⇒ Prades
Abschnitt IV: Pyrenäen
14.Etappe: Prades ⇒ Ax les Thermes
15.Tag: Ausflug nach Andorra
16.Etappe: Ax-les-Thermes ⇒ Oust
17.Etappe: Oust ⇒ Bagneres du Luchon
18.Etappe: Bagneres du Luchon ⇒ Tourmalet ⇒ Lourdes
19.Etappe: Lourdes ⇒ Accous
20.Etappe: Accous ⇒ St. Jean Pied de Port
Abschnitt V: Atlantik
21.Etappe: St.Jean Pied de Port ⇒ Bayonne ⇒ Moliet et Maa (Atlantik)
22. Etappe: Moliet et Maa ⇒ Arcachon ⇒ Bordeaux
Abschnitt VI: Paris
23. Etappe Heimfahrt Bordeaux - Paris - Erlangen
Abschnitt VII: Epilog & Etappenübersicht
1. Etappe nach Schwäbisch Hall am Freitag 26.05.2023
66km / ↑ 385 hm / 3:10 / ⊘20.1 km/h / 15:30 → 18:30
Nach einiger Planung und hin & her wegen der Termin-Findung steht schließlich fest, dass ich Pfingsten starte. Das erste Stück radel ich mit meiner Frau. Wir steigen in Erlangen in die S-Bahn ein und wollen bis zum westlichen Ende vom VGN-Gebiet. Pfingsten. Entsprechend voll sind die Züge. In Nürnberg sind wir 20min vor Abfahrt im Abteil und finden problemlos Platz. Minute um Minute wird der Zug voller. Dann 2 Minuten vor Abfahrt kommt die Durchsage, dass der Zug überfüllt ist und keine Räder mitgenommen werden können. Bitte Aussteigen. Wir zögern erst und nach wiederholter Ansage wollen wir aufstehen. Doch dann fährt der Zug doch überraschender Weise ab. Scheinbar hat sich ein anderer Radler in den Eingangsbereich gemöhrt und musste wieder aussteigen.
Nach der Schrecksekunde erreichen wir problemlos Schnelldorf und wir radeln durch das Hohenloher Land zur Jagst und folgen später den Flüsschen Bühler.
Unser Tagesziel ist Schwäbisch Hall mit schöner Kirche (samt großer Steintreppe) und vieler schöner Fachwerkhäuser am Ufer vom Kocher. Schon öfters habe ich eine Tagestour hierher unternommen. Endlich habe ich es geschafft, dass auch mal meine Frau mit dabei ist.
2. Etappe von Schwäbisch Hall nach Besigheim am Samstag 27.05.2023
74km / ↑ 750 hm / 4:00 / ⊘18.1 km/h / 8:00 → 13:20
Heute ist Samstag und Marktag vor unserem Hotel in Schwäbisch Hall. So kaufen wir gleich unser Frühstück & Brotzeit für den restlichen Tag ein, die wir nach 20km an einem idyllischen Picknick-Platz im Wald einnehmen. Nun sind wir in den Löwensteiner Bergen. Auf einer Abfahrt kommen wir dann zu einer Baustelle - eine Glasfaser wird verlegt. Die Fahrbahn ist mit Baufahrzeuge blockiert und zum Ausweichen.muss man über einen Graben steigen. Kein Problem für mich, aber für meine Frau ist es eine Herausforderung mit den schweren E-Bike. Doch bevor ich helfen kann, hat ein rumänischer Arbeiter schon das Rad übergesetzt. Hätte dies auch ein Bio-Deutscher gemacht? Dazu kann jeder seine eigene Gedanken machen.
Dann geht es weiter durch das Murr-Tal über Nebenstraßen zum Neckar. Hier ist das Tal eng neben den steilen Weinbergen, aber immerhin einen Radweg gibt es.
So kommen wir schon kurz nach Mittag zu unserem Tagesziel Betigheim. Angeblich der schönste Weinort Deutschlands. Keine Ahnung wieviele Ortschaften sich so nennen dürfen. Doch die idyllische Altstadt und Burg ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
3. Etappe von Besigheim nach Karlsruhe am Sonntag 28.05.2023
93 km / ↑ 991 hm / 4:45 / ⊘18.6 km/h / 8:45 → 18:30
Auch bei der 3.Etappe machte uns die Bahn einen Strich durch die Rechnung. Geplant war, dass wir gemeinsam bis nach Karlsruhe fahren und am Montag meine Frau wieder heim nach Erlangen fährt, während ich meine Reise in Richtung Schweiz fortsetze. Fahrkarten waren bereits gekauft und Plätze reserviert. Kurz vor der Radtour kontrolliere ich noch einmal die Zugverbindungen und stelle fest, dass der Zug von Karlsruhe nach Erlangen ausfällt. Statt des Direktzuges (ohne Umsteigen in Nürnberg !) müsste man 3x den Zug wechseln. Zu beschwerlich befinden wir und stattdessen fährt meine Frau direkt von Bietigheim mit den Zug zurück nach Erlangen.
Ich setze die Tour alleine fort und radel durch die Weinberge bei Hohenhaslach.
Über den Stromberg (Passbeschreibung) geht es weiter zum Welt-Kultur-Erbe Kloster Maulbronn. Ein kurzer Besuch im Innenhof muss reichen.
Über die Fauststadt Knittlingen und Bretten geht es weiter nach Westen. Meist auf Radwegen oder Nebenstraßen. So komme ich ohne viel Verkehr nach Karlsruhe, wo ich kurz am Schloß vorbeischaue bevor es in das Quartier einchecke.
4. Etappe von Visp nach La Chable am Montag 29.05.2023
136 km / ↑ 3290 hm / 8:15 / ⊘16.9 km/h / 11:45 → 20:30
Moosalp (2048m)
Col de la Croix de Fer (2174m)
In Karlsruhe steige ich um 6:58 pünktlich in den ICE nach Basel. Umsteigen in Basel und Bern. Alle Radplätze sind belegt. Auf der letzten Strecken sind Personen im Gleisbett, was eine Verspätung von 30 min verursacht. Na ja, auch Schweizer Bahnen sind nicht immer pünktlich.
Kurz vor Mittag kann ich dann zu meiner Etappe aufbrechen. Zunächst geht es in Richtung Zermatt und Saas Fee. Wo immer möglich weiche ich der Hauptstraße aus und biege dann in Richtung Moosalp ab.
Vom Pass Moosalp noch nie gehört? Kein Wunder ist es doch nur ein kleines Sträßchen über einen Bergrücken von Matter- ins Rhonetal. Anfangs quert die Straße den steilen Hang und führt mit mehreren Serpentinen hoch ins Dörfchen Törbel.
Dann flacht der Berg ab und man fährt durch grüne Wiesen und zahlreichen Chalets weiter zur Passhöhe.
Die Passhöhe selbst ist unspektakulär. Ein großer Parkplatz voll mit Autos und Motorrädern, deren Passagiere links und rechts in den Gastwirtschaften zu sitzen scheinen. Ich schieße nur kurz ein Bild vom Pass-Schild und fahre auf ebenso kleiner Straße ins Rhone-Tal ab.
Auf der Abfahrt fällt mit der Schriftzug "Dort ist ein Mann" auf einer Flugzeugpiste auf. Im Rahmen der Triennale 2014 wurde der ehemalige Militärflugplatz mit diesen Schriftzug von der Künstlerin Sabine Zaalene verziert. Er bezieht sich auf die alte Schreibweise vom Dorf Dortmann nun Turtmann.
Nun ist schon spät am Nachmittag und ich muss noch viele km weiter. Am einfachsten geht es über den geraden Radweg entlang der Rhone. Wenig Abwechslung, aber ziemlich direkt. Nur der Gegenwind bremst mich ziemlich aus.
Vorbei an Sitten / Sion komme ich dann zum letzten Anstieg. Dank des Gegenwindes bin ich schon am Bergfuß nicht mehr ganz frisch an, aber es hilft ja nix. Da muss ich heute noch drüber. So kurbele ich mich hoch zum Col de la Croix de Coeur.
Zunächst fülle ich im Tal meine Trinkflasche (nur eine 0.75 Liter-Flasche) auf und pumpe mich voll wie ein Kamel. Dann geht es mühsam in den sonnigen heißen Hang hoch. 13km bis zur nächsten Ortschaft. Als Belohnung gibt es zunächst einen herrlichen Ausblick über das Rhone-Tal.
In La Tzoumaz endet der öffentliche Autoverkehr. War bisher kaum etwas los, so bin ich auf den letzten 8km (mit ca. 600hm) komplett allein unterwegs. Der Berg zieht sich länger als erwartet. Es wird spät und meine Unterkunft ruft an, wo ich bleibe. Ich merke "Mit Drängen und Gewalt wird das nix mehr" und mache erstmal eine Pause um wieder zu Kräften zu kommen. Ich denke nun, dass es eine bescheuerte Idee ist erst zu Mittag eine Etappe mit >3200hm anzugehen. Nach einen kurzen Zuckerschock geht es weiter. Die letzten 200hm drücke ich einfach Tritt für Tritt durch (nicht zu erwähnen, dass mich auf den letzten km ein Bergläufer - ja zu Fuß - mich (querfeldein) überholt hat / bitte gleich wieder vergessen!). Der hat bestimmt nur eine kurze Trainings-Runde von 20km gemacht 🙄.
Ich lenke mich ab und freue mich, dass der Pass schneefrei und keine Wintersperre hat. Eine Schneewanderung oder Umkehr hätte mit grad noch gefehlt.
Dann bin ich oben am Pass und schaue majetätsich hinunter nach Verbier. Leider hat sich die Sonne hinter den Wolken versteckt und es ist merklich kühler geworden. Auf den gegenüberliegenden Hängen sieht man deutlich die Schneefall-Grenze von ca. 2100m.
Nun geht es einfach nur noch bergab. Die Straße ist eng und steil, so dass man das Radl nicht ungebremst laufen lassen kann. Kurze Fahrt durch das mondäne Verbier und gar hinab runter ins Tal. Mein Privatzimmer wartet auf mich. Meine Vermieterin ist außer Haus, aber hat mir eine Botschaft auf französisch hinterlassen. Mit meinen geringen Kenntnissen reime ich mir zusammen, dass ich einfach die Tür öffnen soll. Die liebe Frau hat einfach die Wohnung offengelassen, so dass ich problemlos eintreten kann. Dusche, Brotzeit und ein anstrengender Tag geht zu Ende.
5. Etappe von La Chable nach Chatillon am Dienstag 30.05.2023
112km / ↑ 2269hm / 6:15 / ⊘17.9 km/h / 8:45 → 16:35
Großer St. Bernhard (2473m)
Neuer Tag - neues Glück. Die Strapazen von gestern sind vergessen und frohen Mutes breche ich auf. Der Große St. Bernhard steht als erstes auf den Programm. Eine Hauptverbindungsstraße zwischen der Schweiz und Italien. Die ersten 8 km kann ich noch auf einer kleinen Nebenstraße ausweichen. Dann geht es auf der Hauptstraße weiter. Der Verkehr hält sich zum Glück in Grenzen. Nur ab und an donnern Autos und LKWs vorbei.
Einzelne Tunnelgalerien kann man als Radfahrer außen umfahren. Nun weiß ich auch warum in der Schweiz die Straßen immer so sauber sind. Mit Wasser werden die Straßen abgespritzet und sämtlicher Dreck weggespült. Der Fahrer war auch noch so freundlich kurz zu unterbrechen, damit ich trocken passieren kann.
Auf 1600m Höhe verlasse ich die Nationalstraße und nehme die alte Straße durch das Örtchen Bourg St. Pierre. Danach könnte man wieder auf die Hauptstraße zurückkehren. Oder man bleibt im Tal bis zum Staudamm. Schon bald endet der Asphalt. Die Variante ist etwas länger aber dafür absolut autofrei. Doch das dicke Ende kommt natürlich zum Schluss. Um auf die Hauptstraße zu kommen, muss man einen Schotterweg mit 20% Steigung erklimmen. Treten geht da nicht mehr. Also per pedes - Schiebepassage von rund einem km. Dann steht man direkt wieder an der Tunnelgalerie mit Lärm & Gestank.
Nun muss ich 3 km durch die Galerie bzw. Tunnel-Röhre, dann kommt der Abzweig vom langen Scheitel-Tunnel und Passhöhe. Der Scheitel-Tunnel ist natürlich für Radler gesperrt und ich fahre raus ins Freie. Doch welch Überraschung: Auch die Pass-Straße ist gesperrt.
Was tun, sprach Zeus. Jetzt ist guter Rat teuer (ein gutes Rad sowieso). Also ignoriere ich mal einfach die Absperrung und probiere es notfalls muss ich halt zurück und hoffen, dass irgendein Autofahrer mich mitnimmt. Bis zur Passhöhe auf knapp 2500m sind es 7km. Welch ein Glück, dass mir die Schneefall-Grenze von ca. 2000m erst daheim bewusst wird. Ohne diesen Wissen fahre ich frank & autofrei den Pass hoch.
Doch dann merke ich irgendwann trotzdem, dass es hier verdammt viel Schnee gibt. Richtige Wände türmen sich am Straßenrand auf. Die Straßen sind aber picobello (super Wort, dass ins italienische nicht so einfach zu übersetzen sein dürfte) geräumt.
Ohne jegliche Schneeflocke kann ich hoch bis zur Passhöhe fahren, die natürlich menschenleer ist, da ja die Straße gesperrt ist.
Von der Passhöhe kann man über den zugefrorenen See auf die italienische Seite blicken. Ich gönne mir erstmal eine Brotzeit, denn nach 1850 Höhenmeter sollte man etwas Energie nachschieben.
Bis zur Schweizer Zoll-Station ist alles geräumt. Auch von der italienischen Seite scheint alles bis zu deren Grenzhäuschen alles schneefrei zu sein. Doch im Niemandsland fühlt sich wohl keiner für den Winterdienst verantwortlich. Hier liegen 50...100 cm Schnee auf der Straße.
Von so einen Hindernis lasse ich mich nicht abhalten. Also absatteln, schieben und tragen. Die Schuhplatten haben den netten Effekt, dass man kaum wegrutscht. Nur durch die Lüftungslöcher dringt der Schnee und Wasser ein. Bald sind die Socken nass.
Der Schnee ist so sulzig, dass man das Radl ohne Probleme abstellen kann, ohne das es umfällt. Danach verstopft allerhand Schnee den Bremssattel und ich muss das Radl erst mal wieder vom Schnee freiklopfen.
Auf der italienischen Seite ist das gleiche. Straße gesperrt und somit absolut autofrei. Nur ein paar Radler kommen mir entgegen.
Bald komme ich wieder auf der Hauptstraße, die ich nur für wenige km folgen muss. Dann geht es auf Nebenstraßen weiter bis nach Aosta. Hier ist Sommer / Frühling - vom Schnee keine Spur.
Nur in der Ferne kann man die schneebedeckten Gipfel sehen.
In Aosta warten meine Freunde Carmelo und Doriano auf mich. Beide sind heute mit den Radl das Aosta-Tal hochgeradelt. Nach kurzen "Hallo" geht es erst einmal zum gemeinsamen Mittagessen: Gnocchi.
Dann radeln wir das Tal abwärts bis nach Chatillon, wo wir uns in eine Herberge einbuchen. Am Abend habe wir uns viel zu erzählen, da wir uns seit einem Jahr nicht mehr gesehen haben.
6. Etappe von Chatillon nach Brandizzo am Mittwoch 31.05.2023
114km / ↑ 609 hm / 4:23 / ⊘25.2 km/h / 9:00 → 14:50
Am nächsten Morgen sind wir alle überrascht. Dichte Wolken hängen über das Aosta-Tal. Das Regenradar kündigt leichte Niederschläge an. Mein Freund Carmelo wird auf den falschen Fuss erwischt. Hat er doch nicht einmal eine Regenjacke dabei. Nachdem es nur leicht nieselt und warm ist, reicht mir mein Windstopper aus und ich leihe ihn meine Jacke. Wir werden mehr von unten als von oben nass. Immerhin hält die Satteltasche das Spritzwasser vom Hintern ab und so kommen wir nach Bard. Eine Festung am Eingang des Aostatals. Doriano erzählt mir, dass er hier von x Jahren seinen Militärdienst abgeleistet hat.
Nach der Festung weitet sich das Tal auf und der Nieselregen verschwindet. In Ivrea sind wir wieder trocken. Kurze Stadtrundfahrt und dann geht es weiter durch die Po-Ebene. Vorbei geht es an der Industrie-Ruine Olivetti. Premium - Schreibmaschinen braucht man heute nicht mehr. Als Schmankerl führen mich meine Freunde zum Schloss Aglie. Die Sommer-Residenz der Könige von Savoyen mit großen Park. Für eine Besichtigung fehlt uns die Muse und wir ziehen lieber weiter.
Bald sehe ich die bekannte Silhouette von der Wallfahrtskirche Superga auf den Hügeln über Torino. Irgendwie fühlt sich das an wie heimkommen. Am Abend gehen wir gemeinsam mit den Ehepartner (ich natürlich allein) aus zum Essen. Es gibt eine etwas ausgefallene Art zu speisen in der Locanda del Sole:
- Gruß aus der Küche. (leider habe ich vergessen, was es genau war)
- "Volevo essere un dessert" - Ich möchte ein Nachtisch sein. Eine Minestorne (= it. Gemüsesuppe) mit Eis (Minze).
Minestrone di frutta e verdura / gelato menta e lime / infuso - Parmigiana velata - Überbackene Aubergine mit Tomaten und Parmesan
Melanzana / pomodoro / parmigiano / basilico / melanzan bruciata - Dolce Asparago / Süßer Spargel mit Zitroneneis
Asparago / gelato al limone / curmble all'arancia / fondente / nocciola
Um in Italien gut zu essen muss es nicht immer Pasta & Pizza sein, die Küche ist vielfältig. Zudem waren alle Gänge vegetarisch.
7. Etappe: von Brandizzo nach Cumiana am Donnerstag 01.06.2023
143 km / ↑ 890 hm / 5:06 / ⊘27.8 km/h / 9:30 → 15:45
Diese Etappe war als ruhige Tour geplant. Ganz entspannt wollte ich die 80km von Brandizzo nach Cumiana rollen. Doch dann kam es mal wieder anders als man denkt. Carmelo hat zwei Kumpels (Giorgio und Marino) eingeladen. Zusammen fahren wir los. Der erste Stopp folgt nach weniger als 20km. Die Weltmeister Pasticceria will besucht werden. Da ich keinen Kaffee trinke erfreue ich mich stattdessen an guten Häppchen.
Wir queren südlich vom Fiume Po die Hügellandschaft Monferrato und kommen fast bis ins Langhe. Es ist kurz vor Mittag und Carmelo kündigt uns in einer Wirtschaft an. Er legt so viel Charme in die Worte, dass die Pasta einfach perfekt werden muss.
So in 20 Minuten müssen wir dort sein. Kein Problem, wenn Giorgio an der Spitze kurbelt. Nur den Windschatten nicht verlieren. Schnell kommen wir an Cisterna vorbei. Hier gab es mal das große Herz am Hang. Leider existiert es nun nicht mehr. (siehe Piemont Bericht aus den Jahr 2020)
Ein letzter Hügel mit herrlichen Blick auf die Weinberg und dann sind wir in Canale, wo bereits eine köstliche Pasta auf uns wartet.
Über Nebenstrecken wollen wir dann nach Cumiana radeln, doch dann ist eine wichtige Verbindungsstraße von der Polizei gesperrt und wir über die Vororte von Torino ausweichen. Meist ist Giorgio an der Spitze und so kommen wir ziemlich schnell nach Cumiana, auch wenn aus den geplanten 80km satte 143km geworden sind.
Kaum in Cumiana angekommen, läuft mir Aldo über den Weg. Aldo hat früher immer bei den Friedensfahrten teilgenommen. Damals konnten wir uns kaum unterhalten, da wir keine gemeinsame Sprache hatten, irgendwie hatten wir uns dennoch verstanden.
Wir machen eine kurze Rast in einer Bar, dann ziehen die 3 Radler weiter und fahren zurück nach Brandizzo - sie spulen heute in Summe über 200km ab. Ich bleibe in Cumiana und treffe mich mit meinen Freund Pasquale in seinem Haus. Mit der ganzen Familie gibt es ein großes Abendessen. Ein Hoch, wenn man so tüchtige Großeltern hat, die so toll aufkochen können.
8. Etappe: von Cumiana nach Guillestre am Freitag 02.06.2023
140 km / ↑ 2436 hm / 7:19 / ⊘14.9 km/h / 7:00 → 17:00
Col du Montgenevre (1860m)
Heute ist der 2. Juni - der Tag der Republik Italiens und somit Feiertag. Dennoch stehen Pasquale und ich bald auf und treffen uns am Marktplatz von Cumiana mit Davide. Die nächsten 3 Tage fahren wir zu dritt. Ursprünglich war die Route über den Col d'Agnel geplant, doch dieser hat noch Wintersperre. Meine Mitfahrer ist das Risiko zu hoch, dass wir wegen des Schnees stecken bleiben. Daher planen wir um und nehmen stattdessen die Route über den Pass Montgenevre nach Guillestre. Ähnlich weit - nur weniger Höhenmeter.
So komme ich mal wieder in den Genuss des Val di Susa. Wieder sieht man wie ab ca. 2100m die Gipfel schneebedeckt sind.
An der gleichnamigen Stadt Susa geht es weiter das Tal hoch und bald kommt das Fort di Exilles in Sichtweite. In der Festung wurde einst ein Mann mit eiserner Maske gefangengehalten. Diese Geschichte ist Gegenstand des gleichnamigen Kinofilms.
Ins Örtchen Salbertrand treibt uns der Hunger. Nach knapp 70km meldet sich der Körper und fordert Energie-Nachschub.
Schön verzierte Bank in Salbertrand.
Nun verlassen wir das Tal und folgen den Anstieg nach Frankreich. Zum großen Teil müssen wir uns die Straße mit den stinkenden lärmenden Autos und Motorrädern teilen. Dann geht es in die Tunnels. Zum Glück wurde ein neuer Tunnel gebaut und der alte blieb für die Radfahrer und Wanderer erhalten.
So kommen wir auf eine Art Premium-Radweg in das letzte italienische Örtchen Claviere. Mittagszeit. Wir kehren ein, um die letzten italienische Pasta zu bekommen, die auch vorzüglich gemundet hat.
Nach den Mittagessen geht es nach Montgenevre, so heißt sowohl der Ort als auch der Pass. Die Gegend kenne ich noch von der Friedensfahrt 2011. Damals überquerten wir diesen Pass in umgekehrter Richtungt. Nun fahren wir ab nach Briancon, wo uns gleich ein Regenschauer empfängt. Doch die Wassermassen sind überschaubar (mehr Wasser kommt von den nassen Straßen), so dass eine Regenjacke nicht erforderlich ist. Bisher bin ich immer über den Col d'Izoard nach Süden gefahren. Diesmal machen wir uns es einfacher und folgen den Tal der Durance, wo uns in einer Kehrengruppe folgender Wanderer begrüßt.
Die breite Nationalstraße fahren wir nur da, wo es keine wirkliche Alternativ-Route gibt. Auf einer der Nebenstraße fällt mir die alte mobile Dampfmaschine auf.
Die Nebenstraße endet wieder und nur geht es kerzengerade das Tal weiter hinab bis nach Mont Dauphin und weiter nach Guillestre. Zum Schluss entdecken wir ein Hinweis-Schild, dass sämtliche Pässe und somit auch der Col d'Agnel geöffnet ist. Egal - die Route war auch interessant.
9. Etappe: von Guillestre nach Les Omergues am Samstag 03.06.2023
150 km / ↑ 2108 hm / 7:21 / ⊘20.4 km/h / 7:30 → 17:00
Col Lebraut (1110m)
Col de Sarraut (980m)
Über Nacht hat es merklich abgekühlt. Wir sind jedoch optimistisch und starten in kurzen Hosen in der Hoffnung, dass es bald wärmer wird. Nun haben wir leider die Streckenführung nicht bedacht, die am Ostufer der Durance führt. Ostseite heißt am Morgen Schattenseite und dementsprechend kalt ist es. Lange brauchen wir, bis wir unsere Jacken / Weste ausziehen können.
Der Vorteil dieser Schattenseite ist, dass wir einen grandiosen Ausblick mit der Sonne im Rücken auf das Durance - Tal haben. Panorama-Kino erster Klasse. Eigentlich hätte man einen Film drehen sollen.
Bevor die Durance sich zum großen Stausee wandelt, wechseln wir bei Embrun die Talseite. Wir könnten nun einfach der Ufestraße folgen, aber das ist langweilig. Stattdessen nehmen wir die "La route des Puys" eine kleine Panoramastraße weit oberhalb vom Stausee "Lac de Serre Poncon" mit wenig Verkehr und dafür mehr Ausblicke. Die Maut ist in Form von zusätzlichen Höhenmetern zu zahlen.
Seit Embrun sind wir 40km gefahren, bis wir zum 123m hohen Staudamm kommen. Hier steht eine Besucherplattform mit herrlichen Blick über den blauen See.
Am Staudamm steht natürlich ein Wasserkraftwerk. Die regenerative Energie-Gewinnung ist damit aber nicht zu Ende. Ein Großteil des Wassers wird in einem Kanal geleitet, der zu einem weiteren Kraftwerk führt. Ja, Frankreich hat mehr als Atomkraftwerke zu bieten. Wir folgen den Uferweg einige km. Wir könnten der Durance weiter folgen, doch wir bevorzugen die Route über die Hügel.
Im Anstieg zum Col de Sarraut kommen wir an einem knall roten Mohnblumen - Feld vorbei.
Irgendwann müssen wir auch mal wieder Wasser schöpfen. Viele Brunnen sind in Frankreich abgestellt. Doch wir haben Glück und finden gerade noch rechtzeitig Wasser und kurz danach noch eine Zapfsäule mit wahrscheinlich etwas höherer Oktan-Zahl.
Aus den Nichts ziehen Wolken auf und es fängt zum Regnen an. Meine italienischen Freunde bleiben bei den ersten Tropfen sofort stehen und ziehen die Regenjacke heraus. Ich ziehe durch bis zur nächsten Unterstell-Möglichkeit neben einen Wohnhaus.
Der Haushund kommt nur kurz her und schnüffelt mich kurz an. Umgehend dreht er wieder um und wartet wie ich auf besseres Wetter.
Als der Regen nachlässt, schieße ich schnell noch ein Bild vom Pass-Schild, ...
..., um dann vor den Wolken auszureißen. Zwar geht es immer bergab, doch der Gegenwind egalisiert diesen Vorteil. Doch ich habe Glück und komme trocken den Pass hinunter. Nur die Schuhe tropfen wegen der Straßennässe.
In Sisteron treffen wir uns wieder und überqueren ein letztes Mal die Durance.
Eigentlich wäre Sisteron ein schönes Etappenziel gewesen. Doch damit die nächste Etappe nicht zu weit wird, fahren wir 20km weiter zu unserer gebuchten Unterkunft. Auf die letzten 4km kommt dann wieder ein kräftiger Schauer - ein sogenannter Kittelwäscher - und tropfend stehen wir dann am Empfang. Heiße Dusche - alles gut. In diesem Landgasthof sind wir quasi die einzigen Gäste. Dennoch gibt es Pizza aus den Holzofen als Vorspeise. Die Hauptspeise war nicht so berühmt.
Danach laufen wir noch eine Runde durch das verlassene Nest. Ein Wunder, dass es hier überhaupt eine Wirtschaft gibt.
10. Etappe: von Les Omergues nach Avignon am Sonntag 04.06.2023
137 km / ↑ 2001 hm / 7:11 / ⊘19.1 km/h / 6:50 → 17:15
Col de la Pigiere (968m)
Col de l'Homme Mort (1212m)
Mt. Ventoux (1909m)
Heute ist Sonntag und im Hotel gibt es erst ab 8 Uhr Frühstück. Für uns zu spät und wir lassen uns schon am Vorabend Baguette geben. Am nächsten Morgen ist es natürlich nicht mehr frisch und schmeckt entsprechend zäh anstatt weich & knusprig. Weglächeln- eine andere Wahl haben wir nicht und es muss ja nur für die nächsten km halten.
Außen ist es kühl und der Regen vom Vortag bildet eine Nebeldecke im Tal, die jedoch von der Sonne bald weggelutscht ist.
Nach einige kleinere Vorpässe wie den Col de la Pigiere und des toten Mannes (Col de l'Homme Mort) sehen wir unser Highlight des heutigen Tages: Der Mont Ventoux mit nur ein paar Wolken gekrönt.
Doch zwischen Ausblick und den Mont Ventoux liegt ein tiefes Tal mit der Ortschaft Sault. Unser Glück, denn hier hat auch ein Bäcker am Sonntag offen und wir können nun richtig frühstücken. Gut genährt geht es dann zunächst an Lavendel-Felder in Richtung Mont Ventoux.
Der Mont Ventoux ist legendär im Radsport. Bei der Tour steht er auf einer Höhe mit den anderen Tour-Giganten wie Galibier und Tourmalet. Dementsprechend viele Hobby-Radler wie wir, machen sich auf den Weg, um dieses Tour-Heiligtum zu erklimmen. Heute ist Sonntag und noch mehr Radler sind unterwegs. Der Mont Ventoux kann von 3 Seiten erklommen werden (siehe QD-Beschreibung), wir kommen von Sault und starten bei der Höhe 739m. Landschaftlich ein Traum und die einfachste (Alt-Herren)-Variante für uns 3 alte Semester mit nur 1214m Höhenunterschied.
Radler meinen ja immer Essen zu müssen. Viele stopfen sich irgendwelches Industrie-Food-Power-Gel-Energie-Zeugs in sich hinein und haben dann die lästige Verpackung in der Hand. Öko-Schweinchen lassen diese einfach in der Landschaft fallen. Hier am Ventoux steht das Projekt "saubere Landstraße" mit Abfalleimer mit Einwurf-Schacht. Sogar ein Hinweis-Schild gibt es, wann der nächste Abfall-Eimer kommt. Krass. Immerhin gibt es so gut wie keinen Müll im Straßengraben.
Aufgefallen ist mir noch dieses Schild, dass von Fabelwesen warnt. Ich habe gar nicht gewusst, dass es noch eine Art Kentauren nicht nur im Antiken Griechenland sondern nun auch im modernen Frankreich gibt.
Je höher man steigt, desto karstiger wird der Berg. Ohne Wolken würde hier die Sonne voll reinknallen, d.h. im Hochsommer möchte ich diese Straße lieber nicht fahren.
Im Nebel gehüllt ist ca. 1.5km vor der Passhöhe das Denkmal für Tom Simpson, der hier 1967 bei der Tour zu Tode gekommen ist. Der Lance Armstrong und Ulle sollten sich mal an ihn ein Beispiel nehmen, wie man als Dopingsünder dennoch verehrt wird. Sarkasmus Ende. Tatsächlich ist eher tragisch, dass man wegen des Dopings sein Leben verliert. Wer die Geschichte noch nicht kennt, kann sie hier kurz nachlesen.
Gerne hätte ich den Radler gesehen, der seine Hose hier hinterlassen hat. Ist er dann "unten ohne" weitergefahren?
Auf den Weg nach oben, komme ich auch an 3 Fotographen vorbei, die hier ihr Geld mit Fotos von Radsportlern verdienen. Doch nun ist es fast Mittag und der Gipfel hüllt sich mehr und mehr in Wolken. Ich werde fotographiert und bedanke mich, als Antwort bekomme ich, dass ich der letzte Radler war nun er hier Schluss macht und tiefer am Berg seine Tätigkeit fortsetzt.
Auf den letzten km ist die Straße nun kräftig von der letzten Tour-Überquerung im Jahr 2021 übermalt. Alaphilippe war bestimmt schneller unterwegs, allerdings musste er auch nicht sein Täschle über den Berg schleppen.
Oben am Pass bin ich happy, dass ich noch alleine ein Bild am Pass-Schild machen kann.
Keine Minute später kommt eine Radgruppe nach der nächsten an und ein heiteres Rumwuseln von Radlern beginnt. So einen Menschenauflauf außerhalb einer Radveranstaltung habe ich noch nie erlebt.
Die Wolken werden dichter und einzelne dicke Tropfen fallen. In unserer Grupper haben wir vereinbart, dass jeder sein Tempo über den Berg fährt und wir uns nach der Abfahrt in Malaucene wieder treffen. Ich komme noch trocken hinunter - nur einige km der Straße sind nass, dass das Wasser hochspritzt.
Nachdem wir uns wieder vereinigt haben geht es gemeinsam los. Dann passiert ein kleines "Maleur" (inzwischen deutsches Wort, welches aus den französischen mal= schlecht und heur=Glück kommt). Pasquale schubst unbemerkt seine Schuhe von der Tasche und merkt es erst 6km später. So gibt es eine kleine Bonus-Runde.
Es geht weiter in Richtung Carpentras und wir sehen die Hinterlassenschaftern der Italiener bzw. Römer am Ortseingang: ein großes Aquädukt
Doch das Aquädukt scheint kein Wasser zu führen. Schon der Sommer 2022 war trocken. Im Winter hat es auch kaum geregnet und nun im Mai 2023 besteht Wassernot. Um Wasser zu sparen sind alle öffentlichen Brunnen geleert.
Es ist einfach trostlos die leeren Becken anzuschauen. Doch den meisten meiner Mitmenschen scheint das so was von egal zu sein, denn sonst würden sie nicht mehr in den Urlaub fliegen, weniger / kein Fleisch essen und überall wie nur möglich Energie sparen. Ich denke mir, sind sie einfach nur dumm und bemerken die Folgen ihres Handelns nicht, oder sind komplett empathielos und ist die Zukunft unser Kinder / Enkel sch...-egal. Im August schreibe ich den Bericht und er Juli war der heißeste Sommer weltweit. Wahrscheinlich war es der heißeste Sommer meines Lebens und der kühlste meines restlichen Lebens, wenn die Progonosen der Wissenschaftler so eintreten.
Nach Capentras ist es nicht mehr weit bis zu unseren Tagesziel Avignon. Eigentlich ein Katzensprung, wenn nicht das heftige Gewitter gekommen wäre. Wir haben noch einigermaßen Glück und können uns unterstellen. Der Kern vom Gewitter zieht vorbei. Einigermaßen trocken kommen wir zum Glück in Avignon an und fahren gleich mal zum Papstpalast. Richtig gehört, einst residierten die Päpste im 14.Jahrhundert nicht in Rom, sondern hier in Avignon. Von dieser Zeit ist nicht nur der Papst-Palast, nein - viel besser - die Päpste hatten guten weltlichen Geschmack und hinterließen uns den vorzüglichen Wein Chateaunneuf du Pape
Rückseite vom Papstpalast mit seinen imposanten Mauern. Etwas weiter kann man in den ehrwürdigen Garten gehen und man hat einen herrlichen Blick über die Rhone und...
... der Brücke von Avignon. Wer kennt nicht das Lied von "Sur le Pont d'Avignon" ? Hier noch einmal zum Nachhören.
11. Etappe: von Avignon nach Sete am Montag 05.06.2023
156 km / ↑ 259 hm / 6:38 / ⊘23.4km/h / 8:15 → 17:00
Heute heißt es Abschied nehmen von Davide. Er radelt alleine zurück ins Piemont. Pasquale und ich ziehen weiter in Richtung Süden. Doch recht weit kommen wir zunächst nicht, da ein Stück Glas Pasqua's Reifen erheblich beschädigt. Mit zusätzlichen Flicken im Mantel können wir uns das Auspacken vom Ersatzmantel sparen, der mit mehreren Lagen Klebeband an meinen Rahmen befestigt ist. Die Panne ist in 10 Minuten behoben, doch sollte sie uns eine weitere Stunde kosten, da wir x Radläden angesteuert sind, die entweder geschlossen oder keine Rennrad-Mäntel hatten, bevor endlich Erfolg hatten.
Unterstützt Euren lokalen Radladen!!! Spätestens wenn ihr auf Radtour seid, werdet ihr merken, dass Euch Amazon & Co nicht aus der Patsche helfen werden.
Einige Etappen später werde ich auch einen Platten im Vorderrad haben. Endergebnis Italien - Deutschland: 1-1. Wobei Italien mit Davide mehr Mitspieler hatte (eher weniger hilfreich) und ich in Summe mehr km abspule. End-Effekt ein faires Unentschieden.
In dieser Gegend hatte ich 1994 schon einmal eine Radl-Tour mit meiner Frau gemacht. Auch damals haben wir in Arles das Amphit-Theater besucht. Kleiner als das Colosseum, aber dafür besser erhalten. Leider finden heute immer noch Stierkämpfe in der Arena statt.
Nach Arles geht es flach durch das Rhone - Delta. Die Sonne brennt. Zum Glück ist genug Wasser in den Flaschen. Unterwegs sehen wir einige der Camargue-Pferde, die jedoch auf einer Weide stehen und daher nicht wild sind.
Ja, der Aischgrund ist berühmt für die Störche. Doch eingie Störche sparen sich den Weg zu uns und bleiben gleich im Süden und bauen dort ihr Nest. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich im Aischtal noch nie ein solch hohes Nest gesehen habe.
Ich weiß nicht wie viele Stunden ich bei der Tourenplanung gebraucht habe. Wenige waren es nicht, aber dennoch war die Passage am Postkarten - Motiv mit der Chapel de Montcalm eine Überraschung.
Diese Etappe ist wie bei der Tour de France eine Überbrückungsetappe. Nur leider kommt der Wind aus den Westen = Gegenwind. Doch wir haben Glück und uns überholt ein Traktor, in dessen Windschatten wir uns hängen können. Bei 40 km/h verfliegen die 8km in Nu. Dann lassen wir abreißen, da unsere Route am Kanal Rhone - Sete führt.
Ach ja, seit meiner ersten Radtour im Jahr 1990 kaufe ich immer diesen Käse, wenn ich in Frankreich auf Tour bin. In F schmeckt er mit Baguette immer super. Daheim jedoch weitaus weniger. Liegt es an der Urlaubsstimmung?
Am Ende vom Kanal kommen wir nach Aigues-Mortes. Ein sehenswertes Städtchen und nun ein Touristenziel. Wir rollen allerdings nur kurz durch die Gassen und fahren weiter.
Nun kommen wir in Meernähe und in den Lagunen sehen wir Flamingos.
Die Tourplanung macht sich bezahlt. Anstatt der Hauptstraße fahren wir über ruhige Radwege entlang der Lagune in Richtung Le Grau du Roi am Meer.
Na ja, was soll ich sagen. In Le Grau di Roi ist man stolz auf den Stierkampf. Ehrlich gesagt nicht mein Ding. Doch was ist schlimmer? Unsere Massentierhaltung in engen Ställen oder Stiere die in der Natur aufwachsen und dann brutal getötet werden. Meiner Meinung nach, sollte man beides verbieten.
In der nächsten Ortschaft La Grande Motte wechselt das Bild. Anstatt ursprünglicher Bauweise sieht man nun moderne Architektur. Scheinbar auf den Reißbrett wurde ein Urlaubsort geschaffen. Neben vielen einzelnen Ferienhäusern stechen viele große Gebäude mit ausgefallener Architektur ins Auge.
Nach La Grande Motte führt uns ein Radweg hinter den Dünen immer am Meer entlang. Hier und dann kann man einen Blick auf den Strand werfen. Später kommen fahren wir über die Landzunge zwischen den Meer und den Lagunen (fr. Etangs) knapp an Montpellier vorbei.
Irgendwann müssen wir dann doch auf die Hauptstraße ausweichen, da der Radweg einen ziemlichen Umweg bedeuten würde. Doch alsbald wecheseln wir wieder auf die Nebenstraße und kommen entlang eines Kanals nach Sete. Eine Hafenstadt, wo die Fähren nach Marokko ablegen.
Wir schauen uns nur flüchtig die Stadt an. Irgendwie hat uns heute der Gegenwind zu schaffen gemacht. Wie immer heißt es nach der Ankunf die Klamotten zu waschen und hoffen, dass sie trocken werden. Dann geht es an den Strand zum kurzen Bad im Mittelmeer. Abends genießen wir Meeresfrüchte in verschiedenen Formen. Frittierte Octopus, Austern und Thunfisch.
12. Etappe: von Sete nach Carcassonne am Dienstag 06.06.2023
144km / ↑ 680 hm / 6:10 / ⊘22.5 km/h / 7:00 → 15:15
Im Hotel wird das Frühstück erst ab 8 Uhr angeboten, was uns zu spät ist. Deswegen kaufen wir am Vortag schon etwas Käse & Aufstriche, besorgen uns frisches Baguette am Morgen und frühstücken am Strand. So sind wir schon wesentlich früher auf der Strecke. Zwar sind nur ca. 150km angesagt, doch wir wollen uns unterwegs auch das ein oder andere anschauen.
Ein weiterer Vorteil des Frühstarts ist, dass die Radwege durch die Dünen verlassen sind. Die Strandgänger kommen erst später, nur einige Jogger kommen uns entgegen. Der frische Seewind bläst uns die salzige Luft in die Nase und schon bald kommen wir nach Adge.
Hier endet der Radweg und nun müssen wir uns die Straße mit den Autos teilen. Dafür sehen wir die beiden Fischerstecher auf einen Kreisverkehr am Ortseingang.
Adge ist ein großer Urlaubsort, jedoch ohne große Sehenswürdigkeiten und so ziehen wir weiter bis nach Beziers, das auf einer leichten Anhöhe liegt, so dass wir eine gute Aussicht haben.
Die Altstadt von Beziers liegt auf einen Hügel über den Fluss Orb. Im Jahr 1209 wurde hier die Bevölkerung von päpstlichen Streitkämpfen während der Katharer-Kriegs massakriert unter den Schlachtruf: "Tötet sie alle. Gott wird die seinigen schon erkennen." Weiter weg von der gepredigten Nächstenliebe von Jesus, kann man sich nicht entfernen!
Ein anderes Highlight von Beziers ist die Schleusentreppe Fonseran. Mit der Hilfe von 6 Schleusenkammern kann man vom Orb hinauf zum Canal du Midi schippern. Inzwischen wird der Kanal nur noch von Freizeitkapitänen benutzt, doch es ist duchaus sehenswert, wie das Wasser durch die Kammern schießt und die Boote Stück für Stück an Höhe gewinnen.
Nun könnten wir einfach am Canal du Midi weiterradeln, doch der Weg ist nicht asphaltiert und windet sich wesentlich länger durch die Landschaft als unsere Route auf normalen Straßen. Was heißt normal in Frankreich, wenn zwischen den Fahrstreifen die Pinien wachsen?
Immer wieder queren wir den Canal du Midi und erleben doch etwas den Flair des Südens.
Dann stoppt ein riesiger Schülerausflug unseren Vorwärtsdrang, als sie die Straße über den Zebrastreifen überquert. Abschließend entschuldigt sich die Lehrerin bei uns für die Verzögerung. So etwas gibt es nur in Frankreich.
Dann zieht sich die Etappe wie Kaugummi: Gegenwind. Asphalt auf den es schlecht rollt und gefühlsmäßig geht es immer leicht bergauf. Diese Etappe war eine der anstrengensten von der gesamten Tour. Vielleicht auch, weil es nie so richtig bergauf ging, wo man die Sitzposition ändern muss. Nichtdestotrotz kommen wir dann zu unseren Etappenziel Carcassonne, mit seiner Bilderbuch Altstadt, wo schon etliche Mittelalter-Filme gedreht wurden.
Nachdem wir erst am Nachmittag ankommen und erst später die Altstadt besuchen, entgehen wir die Touristen-Ströme und finden die Gassen nahezu leer vor.
13. Etappe: von Carcassone nach Prades am Mittwoch 07.06.2023
134 km / ↑ 1963 hm / 7:00 / ⊘18.9 km/h / 8:00 → 16:30
Col de l'Homme Mort (764m)
Col de Redoulade (704m)
Gorges de Galamus
Das bildhübsche Carcassonne verlassen wir heute zunächst auf kleinen Radwegen und wir nähern uns die Pyrenäen entlang des Flusses Aude. Doch die Flachpassage ist bald zu Ende und die ersten (steilen) Hügel wollen erklommen werden. Zuvor sehe ich noch eine geöffnete Bäckerei und wir decken uns zum Glück gleich mit ausreichend Proviant ein. Wie sich herausstellen sollte, kam auf den nächsten 60km keine weitere Boulangerie mehr. Die Gegend wird immer einsamer und auch die Dörfer wirken immer verlassener.
Dafür gibt es immer mehr Natur mit saftigen grün, wie hier auf den Aufstieg zum Col de l'Homme Mort auf gut 750m Höhe. Die toten Männer scheinen beliebter Name für Pässe in Frankreich zu sein, denn diesen Namen hatte schon ein Pass in der Nähe von Mt. Ventoux. Ein Pass-Schild konnte diesmal der tote Mann leider nicht aufstellen.
Durch eine Art Schlucht geht zum Col de Redoulade. Hier macht das Radeln so richtig Spaß, da man hinter jeder Kurve neue Eindrücke gewinnt.
Kurze Abfahrt und dann erreichen wir das Tageshighlight mit den Gorges de Galamus. Anfangs ist das Tal noch breit, doch verengt sich das Tal mit jeden Meter. Obwohl wir flussabwärts fahren, steigt die Straße an und der Fluss verschwindet tief unter uns in einer Schlucht.
Dann klebt die Straße an der Felswand, die gerade eine flotte Belgierin entlangradelt. Das Mädel fährt ein normales Tourenrad und hat mehr doppelt so viel Gepäck wie wir beide zusammen aufgeladen. Chapeau vor dieser Leistung.
Nach mehreren Fotostopps schaffen wir es schließlich die Schlucht zu durchqueren und kommen zum Stausee Lac di Caramy. Laut Karte wäre dieser See direkt neben der Straße, doch wegen der Trockenheit hat sich der See um einige km zurückgezogen.
Über einsame Landschaften radeln wir nach Prades. Hier und da stehen einige steinerne Hütten, die an die Trullis in Apulien erinnern.
Prades liegt untweit der spanischen Grenze und der spanische Einfluss ist deutlich zu spüren. Viele Schilder sind zweisprachig und auch der Baustil hat sich leicht geändert. Leider ist die Innenstadt schon etwas verwahrlost. Ursache dürfte das große Einkaufszentrum in der Peripherie sein. Überall der gleiche Mist ...
Am Abend gehen wir wie immer essen. Heute bestellen wir das Tagesgericht Thunfisch, der nicht nur sehr groß, sondern auch besonders gut war (auch wenn man ihn nicht merh essen sollte, aber im Urlaub muss man 5 auch mal gerade sein lassen). Ein weiterer Wermuttropfen war, dass nach den Essen ich meinen Wein nicht mehr genießen konte. Innerhalb von einer Minute haben tatsächlich 3 Fliegen sich in meinen Glas verirrt. Ich deutete dies als göttliches Zeichen, dass es genug sei und blieb dann beim Wasser.
Nach den reichlichen Abendessen pflegen wir unseren Körper, denn am nächsten Tag kommen nun die ersten wirklichen Pyrenäen-Pässe. Heute haben wir wieder eine nette Unterkunft von Privat-Leuten, die in Summe nur 4 Zimmer vermieten. So geht natürlich nur, wenn man in kleiner Gruppe reist.
14. Etappe von Prades nach Ax les Thermes am Donnerstag 08.06.2023
111km / ↑ 3423 hm / 7:28 / ⊘14.8 km/h / 8:00 → 17:00
Col de Jau 1513m
Col du Garavel 1256m
Col des Moulis 1099m
Col del Pailheres 2001m
Col du Pradel 1680m
Nach guten Frühstück geht es los. Sofort außerhalb der Stadt beginnt die Auffahrt zum Col de Jau. Alle Kilometer steht ein Stein, der über die aktuelle Höhe den Anstieg des kommenden km informiert. Die Beschilderung ist in den Pyrenäen nicht einheitlich. Je nach Department gibt es unterschiedliche Varianten.
Das Wetter ist zwar wieder trübe, aber immerhin trocken. Bald kommen wir beim Auftstieg am Örtchen Mosset vorbei.
Der Ort bildet praktisch die Halbzeit vom Aufstieg von rund 26 km.
Schließlich kommen wir an der Passhöhe an. Eine Wandergruppe feuert uns auf den letzten Metern noch kräftig an, dann sind wir oben. Inzwischen hat der Himmel auch aufgerissen und die Sonne kommt heraus.
Schon beim Aufstieg ist uns aufgefallen, dass wir heute vergessen hatten, gleich in Prades uns mit Baguette einzudecken. In allen durchquerten Dörfern gab es nichts zu kaufen. Zum Glück haben wir dann diesen mobilen Lebensmittel-Händler gefunden, bei den wir dann eine Art Bruschetta kauften. Besser als Power-Riegel und noch besser als nichts. Der Energie-Nachschub ist gesichert.
Auch das Wasser-Finden war nicht immer einfach. Wir beide hatten jeweils nur eine Trinkflasche dabei. Als Reserve habe ich mir noch eine 0.5 Litter - Einwegflasche eingesteckt. Hin & wieder musste ich auf die Reserve zugreifen, denn nicht immer fanden wir einen Brunnen wie diesen. Das ein oder andere Mal haben wir die Flaschen in einen Restaurant befüllen lassen.
Nach den Col de Jau hatten wir die Auswahl. Entweder mehr oder weniger flach durch ein Tal oder über die zwei kleinere Pässe Col du Garavel (1256m) und Col des Moulis (1099m). Jung und dynamischwie wir sind 😉, haben wir natürlich den Weg über die Berge gewählt und wurden dafür mit tollen Ausblicken belohnt. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass zwischen beiden Pässen keine wirklich langen Abfahrten bzw. harte Anstiege liegen.
Nach der Abfahrt vom Col des Moulis kommt ein Schock-Moment. Ein Straßenschild steht an der Kreuzung, dass eine gesperrte Straße verkündet wohin wir fahren wollen. Was tun? Natürlich probieren wir es und fahren etliche km bergab ohne jegliche Sperrung bis zum Abzweig zu unserem Tageshöhe-Punkt = Cima Coppi (=höchster Punkt) des Col de Pailhères (2001 m). Gibt es in den Alpen zahlreiche Pässe >2000m, so existieren in den Pyrenäen nur 3 asphaltierte Pässe, die die 2000m-Marke überschreiten. Die anderen zwei sind Port d'Envalira (2407 m) und der legendäre Col du Tourmalet (2115 m).
Die Ostauffahrt hat mehrmals eine alte (eher steil und eng) und eine neue (gut ausgebaut und etwas länger und somit flacher) Straße zu bieten. Da wir beide wirklich nicht mehr zu den jungen Wilden gehören, wählen wir die flache Senioren - Variante (ohne Gepäck wäre natürlich die Entscheidung anders ausgefallen🙄). Anfangs zieht sich der Anstiege entlang eines Tals. Große Rinderherden lassen lautes Geläut im Tal erschallen - reine Musik in meinen Ohren und die Stimmung steigt. Nach einer Ski-Station verjüngt sich die Straße und geht in eine Kehrengruppe über, wo uns ein Schwung Radtouristen entgegenkommen. Über deren Leistung kann ich nur lächeln, da deren Begleit-Fahrzeug ihr Gepäck und Proviant transportiert. Randoneure sind das wirklich nicht.
Nachdem die Radgruppe vorbei ist, wird die Straße wieder einsam und man meint in den Himmel aufzusteigen. So muss die Stairway to Heaven ausschauen.
Nach der Kehrengruppe führt die Straße über den Bergkamm und wir erreichen die Passhöhe. Schnell noch ein Bild, bevor wir uns eine Jacke überziehen, denn es bläst ein kühler Wind den Berg hinauf. Ein junges Pärchen ist ebenfalls hier - kurzes Dress - ohne Jacke - so jung und unbeschwert möchte ich auch nochmal sein. (Wahrscheinlich müssen Sie ihre Lektion noch lernen, wenn sie im Hochgebirge mal in ein Gewitter kommen und halb erfrieren - diese Erfahrung haben wir "Alten" alle schon einmal hinter uns, oder?)
Auf der Abfahrt zum Tagesziel nehmen wir noch den Anstieg zum Col du Pradel mit. Wenn man schon mal da ist, wäre es ja eine Schande den den Pass nicht zu sammeln.
Das heutige Etappen-Ziel heißt Ax-les-Thermes und schon der Name weist darauf hin, dass es ein Bad / Therme ist. Im Örtchen gibt es zahlreiche Becken mit warmen fast heißen Wasser. Nach der kühlen Abfahrt ist es eine Wohltat die Füße aufzuwärmen. Schade, dass es das nicht ein Standard ist - gerade nach Regenfahrten wäre das eine absoluter Luxus sich so zu entspannen.
15. Tag: Ruhetag mit Ausflug nach Andorra am Freitag 09.06.2023
78km / ↑ 1801 hm / 3:34 / ⊘20.1 km/h
Port d'Envalira (2407m)
Col de Pyuymorens (1915m)
Nun bin ich zwei Wochen unterwegs. Für meinen Freund Pasquale, (der etwas Training-Rückstand hat) ist eine Woche vorüber. Bei der Planung wusste ich nicht, wie anstrengend die Tour wird und daher habe ich einen Tag Puffer eingeplant. Doch meine Beine fühlen sich zu gut an, dass man den ganzen Tag in der Unterkunft bleibt und die Verlockung einen 80km Abstecher nach Andorra zu machen ist zu groß. Laut Regenradar soll es nur mal einen Schauer geben und so mache ich mich auf den Weg. Pasquale will lieber nur etwas kürzer fahren und so verbringen wir unseren Ruhetag am Vormittag getrennt.
Nach Andorra führt nur eine National-Straße und entsprechend stark ist der Verkehr. Zum Glück gibt es ein paar Baustellen-Ampeln, so dass der Verkehr immer nur schwungweise kommt und man danach wieder seine Ruhe hat.
In Hospalet will ich auf die alte Straße abzweigen, die aber leider gesperrt ist. Gerade als ich erkunde, wie ich am besten die Barriere überwinde, hält ein Auto der Straßenmeisterei und weist mich darauf hin, dass die Straße geschlossen ist. Ich entgegne, dass der Verkehr nervt und bekomme als Antwort, dass ich aufpassen soll. Na ja, zuvor waren Baumfällungen und Holz liegt auf der Straßenhälfte. Sonst nichts. Nur setzt leider nun der Regen ein.
Rund 200hm später komme ich wieder auf die Hauptstraße inkl. Verkehr. Auf 1940m Höhe passiere ich die Zoll-Station und komme nach Andorra. Die erste Ortschaft Pas de la Casa ist voll mit Geschäften. Zollfreier Einkauf lockt die Leute hierher. Doch ein Auto ohne Räder weckt wenig Vertrauen in die Sicherheit in mir.
Nun begebe ich mich wie Jan Ulrich hoch zum Port d'Envalira. Am 15.07.1997 stürmte Ulle legendär in das gelbe Trikot, das er bis Paris nicht mehr abgeben sollte (kurze Zusammenfassung). Nun bin ich auf seinen Spuren. Bitte blendet aus, dass er damals 252km abspulte, vorher drei Pässe vorher und danach nochmals zwei weitere harte Anstiege wahrscheinlich wesentlich höherer Leistung meisterte, dafür ich aber keine Wundermittelchen zu mir nehme.
Hier die Pässe der 10.Etappe der Tour 1997:
Col des Ares 27,5 km -- 797m
Col de Portet d‘Aspet 49km -- 1069m
Col de Port 120km -- 1249m
Port d‘Envalira 199km -- 2407m
Col D‘Ordino 224,5km -- 1990m
Andorra Arcalis 252,5km -- 2240m
Die Etappe habe ich nachgezeichnet und komme auf 259km und >6800 hm. Und dies auf einer Rundfahrt - kein Wunder, wenn man da dopen muss.
Doch abseits der Tour-Geschichte fand ich es doch etwas befremdlich auf ca.2400m eine Cart-Bahn und zahlreiche Tankstellen zu sehen. Klimawandel? War da was?
Entsprechend trostlos wirkt auch die Passhöhe und Gipfelbild meiner diesjährigen Tour. Höher als 2408m geht es für uns in den Pyrenäen nicht mehr. Da hätte es ruhig etwas schöner aussehen können.
Auf den Rückweg sammle ich auf der Abfahrt noch mit einen kurzen Anstieg von 150m (= vergleichbar mit einem Anstieg in der Fränkischen Schweiz) den Col de Puymorens (1915 m) ein. Dann geht es zurück nach Ax-les-Thermes und wieder genieße ich das warme Fuß-Bad. Ein Brunnen ist mir aufgefallen, der darauf hinweist, das es kein Trinkwasser ist. Stimmt. Doch das Wasser ist so heiß, dass man sich quasi verbrüht. Mit so etwas rechnet man natürlich weniger.
Unser Hotel lag direkt an diesem Fluss, der für einen deutlichen Schallpegel sorgte. Bei der Buchung wurde man extra darauf hingewiesen. Mich hat das Bachrauschen nicht gestört, sondern fand es eher beruhigend. Fully natural.
Von der französischen Küche habe ich mir mehr erwartet. Als Vorspeise eine aufgeschnitte gelbe Tomate mit Rucola und Sauce. Hauptspeise Kartoffeln mit Ente und als Dessert ein Eis. Wo ist die Pasta für Radler? In Italien habe ich meist besser gegessen.
16. Etappe von Ax les Thermes nach Oust am Samstag 10.06.2023
115km / ↑ 2324 hm / 6:16 / ⊘18.3 km/h / 7:50 → 15:00
Col de Chiola (1431m)
Port de Lers (1519m)
Col d'Agnes (1570m)
Nach zwei Übernachtungen geht die Etappenfahrt nun weiter in Richtung Westen. Die einfache Route würde flach durch das Ariege-Tal führen, allerdings immer auf der vielbefahrenen Nationalstraße. Das ist uns zu viel Verkehr und stattdessen wählen wir die Route über die Berghängen. Wenn schon hüglig, dann schon richtig und so nehmen wir gleich zum Anfang den Col du Chioula mit. Es ist ein klassischer Kaltstart mit sofortigen Anstieg von 680m ohne vorherigen Einrollens. Zum Glück ist der Pass am Anfang noch nicht so steil (nur 5-6%, später dann ca. 11%).
Kühl ist es auf der Passhöhe und auf der Abfahrt schlottern uns die Knie und nehmen quasi umsonst den Col de Marmare bergab mit. Nun biegen wir in eine schmale Nebenstraße ab, die durch den Wald führt. Nach und nach kühlen wir immer mehr aus und müssen uns wärmer anziehen. Dann kommen wir endlich raus aus den Wald und können uns in der Sonne wieder auftauen.
Das kleine Sträßlein schlängelt sich immer hoch über das Ariege-Tal den Hügel entlang. In Axiat passieren wir das schöne romanische Kirchlein. Ansonsten ist es großes Landschaftskino mit herrlichen Ausblicken hinunter in das Tal. Wir unterqueren eine Material-Seilbahn mit welcher hier das Talkum großer Höhe nach Luzenac transportiert wird.
Nach 20km ist die Höhenstraße zu Ende und wir fahren ins Tal der Ariege ab. Die Ariege queren wir in Tarascon, wo wir heute gleich einen Bäcker suchen. Man lernt ja dazu. In der Nähe ist die Grotte von Niaux. Noch ist es früh am Tag und weitere Anstiege warten auf uns, so dass wir keine Muse haben uns die Grotte anzuschauen. Dies ist ein Moment, wo ich wirklich bereue nicht mehr Zeit zu haben. Wäre ich mit den Auto unterwegs, dann hätte ich die Grotte bestimmt besucht.
Stattdessen geht es für uns nun bei warmen Temperaturen den Port de Lers hoch. Hier leben ausgewöhnliche lange Esel, wie man im folgenden Bild sehen kann.
Das schöne bei Radtouren im Frühsommer ist, dass die Bäche noch voller Wasser sind und fantastisch aussehen.
Dann werden unerwartet Spuren der Tour de France sichtbar. Der Anstieg war im Vorjahr (2022) Bestandteil der 16.Etappe. Simon Geschke holte sich die Bergwertung. Heute ist der Anstieg verlassen und wir kommen einsam zur Passhöhe.
Danach öffnet sich ein Tal und wir fahren ein Stückchen bergab. An einem Bergsee ist zum Glück ein Ausflug-Restaurant geöffnet. Ansonsten wären wir ohne Wasser trocken gelaufen.
Langsam zieht der Himmel zu und wir erklimmen den Col d'Agnes.
Eigentlich war der Plan noch über den Col de Latrape zu fahren. Doch über das Gebirge sind dicke dunkle Wolken und auch das Regenradar sieht feucht aus. Wir entscheiden uns trocken zu bleiben und flüchten uns das Tal hinunter.
Wir bekommen keine nennenswerten Niederschläge ab und kommen an unsere Etappenziel Oust an. Unser Hotel zur Post ist ausgebucht. Als Menü wird wieder Ente angeboten. Das ist zu viel für Pasquale - er will was anderes essen und meint "Wir Italiener essen normalerweise keine Ente". Mit seiner Fisch-Alternative ist er zufrieden.
17. Etappe von Oust nach Bagneres de Luchon am Sonntag 11.06.2023
98km / ↑ 2407hm / 5:20 / ⊘18.3 km/h / 7:50 → 14:30
Col de la Core (1395m)
Col del Portet d'Aspet (1095m)
Col de Mente (1349m)
Heute am frühen Sonntag Morgen erwartet man in dieser verlassenen Gegend eigentlich menschleere Straßen. Menschenleer waren diese auch, aber mit einer Unmenge von Schafen bevölkert. Regionaler Schafauftrieb und an ein Überholen war nicht zu denken. Dann haben wir Glück und eine Leitplanke bzw. Zaun grenzt die Straße ab und wir können uns an der Riesen-Herde vorbei mogeln.
Nach der Aufwärm-Phase kommen wir zum ersten Anstieg und bald sehen wir den Morgen-Nebel von oben über das Tal hängen. Nach knapp 900 hm kommen wir dann hoch zum Col de la Core. Ein Wohnmobil Kennzeichen LAU steht da und die Insassen schlafen noch. Die Versuchung war groß die Laafer-Bimbalas-Buam aus den Schlaf zu wecken. Doch da ich ein friedfertiger Mensch bin, konnte ich der Versuchung widerstehen.
Kaum zweigen wir zum nächsten Anstieg hoch zu Col de Portet d'Aspet ab, taucht hinter uns ein Radsport-Gruppe auf. Natürlich macht die Gruppe gleich Jagd auf uns und holt uns auch nach kurzer Zeit ein. Super. Nun können wir von ihren Windschatten profitieren, da sie nicht viel schneller fahren als wir. Nach und nach wird die Straße steiler und der ein oder andere muss abreißen lassen. Wir bleiben dran (Die Frage, wie doof man sein muss, ein Kräftevergleich am Berg mit Gepäck beladen gegen Radler ohne Gepäck aufzunehmen, diskutieren wir hier mal lieber nicht aus). Wir bleiben weiter dran, auch wenn es immer weniger sind. Als wir uns dann auf der Passhöhe umdrehen, sind die meisten hinter uns geblieben. So schlecht kann unsere Form gar nicht sein. Wie sich im Gespräch danach herausstellt, kommt die Radgruppe aus Portugal und die Pyrenäen sind deren nächstes Hochgebirge.
Für die Portugiesen war dies der einzige Anstieg für heute. Wir radeln weiter und meistern die nächste Abfahrt problemlos. Fast am Ende der Schussfahrt kommen wir am Denkmal für Fabio Casartelli vorbei, der hier im Jahr 1995 stürzte und an seinen Kopfverletzung verstarb. Vielleicht hätte er mit Helm überlebt.
Kaum unten geht es schon wieder bergauf zum Col de Mente. An der Ostseite winden sich unzählige Serpentinen den Berg hinauf. Auf halber Strecke haben wir Glück und finden einen Brunnen (wegen der depperten Rennfahrt zum Col de Portet d'Aspet haten wir keine Zeit dort unsere Flaschen aufzufüllen) und kommen gerade noch so der Dehydration davon. Die Rampen zwischen den Kehren sind so steil wie sie aussehen und haben tatsächlich mehr als 10%.
Nun ziehen die Wolken wieder zu und wir verzichten auf eine längere Pause. Immerhin haben wir es bis jetzt geschafft auf jeder Abfahrt trocken herunterzukommen.
Doch kaum im Tal fängt es an zu regnen. Nun holen wir die Brotzeit-Pause in einer Bushaltestelle nach. Doch der Regen hält sich zäh. Es hilft nichts und wir radeln los. Anfangs tröpfelt es nur, doch dann wird der Niederschlag stärker und stärker und bis zum Ziel in Luchon sind unsere Schuhe klitschnass. Im Regen kommen wir an einem Bistro vorbei, wo ein Junggesellen-Abschied gefeiert wird. Lautstark wird unsere Vorbeifahrt bejubelt. Ja, dass ist Radsport 😀.
Luchon. Wer hat aufgepasst? Hier begann die 10.Etappe der Tour 1997. Wir haben zwei Tage bis hierher gebraucht (OK über mehr Pässe und Schafherde), doch diese 10.Etappe ist wirklich wirklich ziemlich lang.
Luchon ist ein Kurort der Grand Epoque mit Bad, das allerdings zur Zeit renoviert wird. Die besten Zeiten sind auch hier schon lange vorbei. Von der goldenen Ära stammen noch viele der mondänen Bauten, doch das pulsierende Leben fehlt. Selbst im Kurpark sind kaum Menschen zu sehen. .
Am Abend habe wir in unserer Herberge einen Tisch reserviert. Das war auch gut so. Das Lokal öffenete um 19:30 und um 19:33 waren alle Tische besetzt. So einen Run habe ich weder zuvor noch danach in meinen gesamten Leben erlebt. Scheinbar war dies das einzige geöffnete Restaurant im ganzen Ort.
18. Etappe von Bagneres de Luchon nach Lourdes am Montag 12.06.2023
127km / ↑ 3151 hm / 7:12 / ⊘17.6 km/h / 6:00 → 14:30
Col de Peyresourde (1569m)
Col d'Aspin (1489m)
Col du Tourmalet (2115m)
Die Zeit verinnt wie Butter in der Sonne. Heute muss Pasquale abends wieder daheim sein, d.h. heute ist unser letzter gemeinsamer Tag und er muss am Nachmittag am Flughafen sein. Gleichzeitig möchte er unbedingt noch auf den Tourmalet. Beides zusammen ist schwer kombinierbar, doch mit einen Frühstart könnten wir es schaffen. Also stehen wir um 5 Uhr und sitzen um 6 Uhr schon auf unseren Rad und pedalieren bei Dunkelheit hoch zum Col de Peyresourde. Nach und nach weicht die Nacht den Morgengrauen. Auf die letzten der 15 km scheint dann auch schon die Morgensonne und taucht die Wiesen in sein sanftes Licht.
Nur für das Licht- und Schattenspiel hat sich das frühe Aufstehen schon gelohnt. Zudem ist der Peyresourde ein Transit-Pass mit entsprechend Verkehr. Doch zu dieser frühen Zeit ist noch kaum einer unterwegs.
Nur die Straßenarbeiter sind schon emsig und fleißig und mähen das satte Grün am Straßenrand. Ein letzer Blick zurück in das Tal, aus welchen wir hochgekommen sind und Augen geradeaus nach vorne...
... sehen dann die schneebedeckten Gipfel der Hoch-Pyrenäen. An der Passhöhe beginnt auch das Department Haute Pyrenees. Mit den Peyresourde haben wir nun auch den ersten Tour-Legenden-Pass erklommen.
Grenzstein auf der Passhöhe mit den Namen der beiden Departments.
Gleichzeitig fällt mir der Schriftzug Transpyrenees auf der Straße auf. Ich fühle mich sofort angesprochen, da ich die Pyrenäen auch vom Mittelmeer zum Atlantik durchquere. Erst daheim bemerke ich, dass damit wahrscheinlich ein Rennen über knapp 2000km hin & zurück gemeint ist. Wer Lust an der Teilnahme hat, schaut doch einfach mal auf deren Homepage: https://transpyrenees.cc/ Für mich ist dieses Rennen mindestens eine Nummer zu groß. Den Namen Transpyrenees finde ich dennoch gut.
Bis jetzt sind wir immer bergauf und in der Sonne gefahren, so dass uns nicht wirklich kalt wurde. Dieses ändert sich schlagartig in der schattigen Abfahrt. Uns schlottern die Knie als wir in das nebelverhangene Tal hinuntersausen.
In einer Snack-Bar müssen wir uns wieder auftauen und machen erstmal richtig frühstück, bevor es zum nächsten Klassiker geht. Den Col d'Aspin. Eigentlich ist er mit seinen 690 hm eher ein kleiner Pass, doch auch die 690m wollen erst mal erklommen werden. An den Hinweisschildern sieht man, dass man in einem anderen Department ist. Nun werden auch die km sinnvoller gezählt. Am Col de Jau wurden die km hochgezählt. Da musste man genau wissen, wie lange der Anstieg ist, wenn man die Reststrecke zur Passhöhe ausrechnen wollte. Nun zeigen die Schilder die aktuelle Höhe an, wieviel km noch kommen und wie stark die Straße auf den nächsten km ansteigt.
Für mein Radl ist es ein quasi Coming Home, da mein Rad auf den Passnamen getauft ist. Leichter ging es jedoch trotzdem nicht bergauf.
Schnell gewinnt die Straße an Höhe die schneebedeckten 3000er kommen wieder in Sicht. Ein erhabenes Gefühl hierher nur durch eigene Muskelkraft gekommen zu sein.
Wetter perfekt. Man kommt in Flow, wenn langsam & stetig - Tritt für Tritt, die Steigung langsam hochkurbelt.
Der schönste Abschnitt vom Aspin ist sein Mittelstück, wenn man durch die grünen Wiesen fährt. In der Ferne hört man einen Esel schreien...
... und dann immer wieder Ausblick auf die Berge in Richtung vom Col de Peyressourde. Zum Radler im Bild schließe ich bald auf und wechsle ein Paar Worte. Er kommt aus der Bretagne und macht hier Radurlaub. Sprich er wechselt einfach die Urlaubsregion. Übrigens erinnert er mich daran, dass man auch mal wieder die wilde Bretagne besuchen sollte.
Dann komme ich hoch zum Pass, welcher mit zahlreichen Kühen bevölkert ist.
Ein Bild vom Pass-Schild bedurf eine gewisse Herausforderung, denn die Kuh wollte unbedingt mit aufs Bild. Also diesmal ein Bild mit der Kuh anstatt meines Radls.
Dann schaffe ich es doch noch, dass ich alleine vor den Pass-Schild stehe. Doch aufgepasst, rechts neben mir kommt eine weitere Kuh anmarschiert. Diese Kuh will nicht auf das Bild, sondern hat intensives Interesse an mich. Schleckte die Kuh doch mehrmals den Schweiß von meinen Arm. Ein echt krasses Gefühl, wenn die rauhe Kuhzunge einen vom Handgelenk bis zum Ellenbogen abschleckt.
Nach den Aspin ging es rasant hinunter nach St. Marie de Campan, wo sich der Einstieg zur Tour-Legende Tourmalet befindet. Mehrere Schilder im Dorf künden den Anstieg an. Wir liegen gut in der Zeit. Den Flieger erreichen wir bequem und können uns den Umweg über den Pass erlauben, was auch für uns beide als Highlight dieser Rad-Tour darstellt.
In St. Marie wurde auch schon Tour-Geschichte geschrieben. 1913 brach den Eugene Christophe die Gabel, die er nach langen Fußmarsch hier zurecht schmiedete. Da der Lehrling den Blasebalg bediente, bekam er zusätzlich eine Zeitstrafe. Schon allein die Tour-Länge von 5388km mit Etappenlängen zwischen 325 und 470km lassen einen Gänsehaut runterlaufen. Unbegreiflich, wie man auf den damaligen Straßen und Fährrädern einen Gesamt-Schnitt von > 27 km/h hinlegen konnte. Leider habe ich das Denkmal in St. Marie verpasst, aber immerhinn ist mir die Gedenktafel im Anstieg aufgefallen.
Während die ersten km als sanft zu bezeichnen sind, ist der weitere Anstieg durchaus anspruchsvoll, da die Straße kontinuierlich ansteigt und keine Flachpassagen hat. Außergewöhnlich fand ich die balkonartig aufgebaut Galerie, die auf der einen Seite komplett offen ist.
Folgende Galerien sind wie üblich geschlossen, doch die kann man bequem außen umfahren. In der Ferne sieht man schon das Örtchen Tourmalet.
Als ich in Tourmalet ankam, war ich gedanklich schon auf der Passhöhe, die leider erst nach weiteren 4km erreicht werden will. Nach den Kühen am Aspin säumen nun Alpakas den Weg, die mich weder abgeleckt noch angespuckt haben. Echt freundliche Tiere 😊.
Die nächsten 4km bergauf ziehen sich. In Summe sollen sich über 3150 hm ansammeln und irgendwie melden meine Oberschenkel, dass sie nicht mehr die frischesten sind. Da kann natürlich jede Anfeuerung auf der Straße helfen, wie ein so großes rotes Herz.
Auf der Passhöhe stehen wir dann in Wolken bzw. Nebel. Immerhin regnet es (noch) nicht. An der Passhöhe wird kräftig gebaut und ein Pass-Schild ist nicht sofort sichtbar.
Doch dann finde ich den alten Pass-Stein am Boden liegen.
Nach kurzer Zeit kündigt sich dann prominenter Besuch an. Das Cofidis - Team erscheint mit zwei Fahrzeugen. Die diesjährige Tour 2023 führt ebenfalls über den Aspin und Tourmalet. Wahrscheinlich erkunden die Fahrer schon heute, wo sie am besten angreifen können. Tatsächlich sollte der Bora Hans Grohe - Fahrer Jai Hindley das gelbe Triktot über den Tourmalet tragen, das er aber am Abend an den führenden Jonas Vingegaard abgeben musste.
Für ein Photo am Pass haben die Tour-Profis natürlich keine Zeit, aber dafür wir. Ein letztes gemeinsames Passbild, ab jetzt ging es nur noch bergab zum Ziel.
Zielort für heute ist der Wallfahrts-Ort Lourdes, den ich einst schon im Zuge einer Militär-Wallfahrt besuchte. Für Pasquale ist dies neu. Im heiligen Bezirk sind Räder verboten und so hüte ich unsere Räder, während mein Freund die Grotte besucht. Danach trennen sich unsere Wege. Er fährt zum nahen Flughafen und ich quartiere mich in eines der zahlreichen Hotels ein. Kaum eingecheckt fängt es außen zum Schütten ein. Nach der täglichen Wäsche von Kleidung und Körper gehe ich selbst dann noch zur Marien-Grotte.
In mehreren Unterständen werden Kerzen angezündet. Einige Exemplare sind gigantisch groß und dürften mehrere Tage, wenn nicht sogar Wochen lang brennen.
Für meine 3-wöchige Radl-Tour habe ich folgende Sachen eingepackt und mitgeschleppt:
Radsport-Klamotten
- 2 kurze Hosen und 2 kurze Trikots, sowie zwei Funktionsunterhemden
- 1 lange Hose und 1 dickeres langes Trikot, das auch am Abend als Pulli dient
- 3 Paar Socken
- Windstopper, Regenjacke, Rainlegs, Überschuhe, Helmüberzug und lange Handschuhe (da es ins Hochgebirge geht - brauchte ich allerdings nicht)
- 3 Schlauchtücher und Ärmlinge
- Radschuhe + Helm
Zivile Klamotten
- 1 Trekkinghose mit zippbaren Beinen
- 1 Badehose
- 2 T-Shirts + 1 zusäztlich geschenktes T-Shirt von Pasquale
- 2 Unterhosen
Kleinzeug
- Zahnbürste + -pasta, Duschgel, Deo
- Nass-Rasierer (als Rasier-Schaum muss das Duschgel herhalten)
- Sonnen- und Gesäßcreme / Feuchtigkeitscreme / Reparaturcreme / Lippenstift gegen Sonne
- Mobiltelefon, GPS-Navi und deren Ladegeräte
- Schreibzeug
- 1 Trinkflasche
Fahrrad-Ersatzteile
- 3 Schläuche + 1 Mantel + flickzeug
- Schaltzug und Schaltauge
- Multifunktions-Werkzeug
- Luftpumpe
- Kettenöl + Ersatzkettenglieder + Bremsbeläge
- Klebeband und Kabelbinder
- Große Folie für den Transport vom Rad im Zug
19. Etappe von Lourdes nach Accous am Dienstag 13.06.2023
105km / ↑ 2634 hm / 6:11 / ⊘16.8 km/h / 7:25 → 14:40
Col des Borderes (1156m)
Col du Soulor (1474m)
Col d'Aubisque (1709m)
Col de Marie Blanque (1035m)
Mein Hotel wurde hauptsächlich von polnischen Pilgern besucht, die am Vorabend den Lichterzug besuchten. So kam es, dass ich zum Frühstück allein im großen Saal war. Der Koch war gut gelaunt, mal einen Nicht-Pilger zu bewirten und tischte mir ein vorzügliches Frühstück auf. Frühzeitig um 7:25 startete ich zu meiner heutigen Etappe.
Die ersten km ging es dasselbe Tal zurück, durch jenes wir gestern schon gefahren sind. Der Himmel ist wieder bedeckt und ab und an fallen kräftige Tropfen vom Himmel.
In Argeles Gazost deckte ich mit Proviant ein und biege auf eine kleine Nebenstraße zum Col des Borderes ein. So umgehe ich den Hauptverkehr. Der Preis dafür sind einige Höhenmeter zusätzlich, denn die Nebenstraße ist recht wellig mit etlichen kurzen giftigen Anstiegen. Kurz vor der Passhöhe warnt ein Schild vor Schafen auf bizarrer Weise, bevor ich wieder 280hm verliere.
Der westliche Anstieg zum Col du Solour ist unspektakulär. Doch danach kommt ein absolutes Highlight des Straßenbaus: Der Cirque du Litor. Die Straße klebt förmlich an der Steilwand und bietet ein gigantisches Panorama. Anfangs verliert man vom Col du Solour noch einige Höhenmeter, ...
... bevor man in den Felshang einfährt. Förmlich hat die Straße eine Scharte in den Felshang geschlagen.
Wo der Hang wirklich zu steil wird, führen 2 Tunnels durch den Fels.
Bis hierher war der Col d'Aubisque baby-eier-leicht, da man nur berab bzw. flach gefahren ist. Doch dann kündigt das Schild einen Anstieg von ca. 340km auf 6km an. Eigentlich nicht viel, aber anstrengen muss man sich trotzdem.
Ich lasse mir Zeit und genieße das großartige Panorama unter blauen Himmel. Heute Morgen sah ja der Himmel noch anders aus.
Beim Auftstieg ist mir dieser alte Meilenstein aufgefallen. Meist sind die Meilensteine inzwischen durch einfache Straßenschilder ersetzt worden. Der Meilenstein könnte sicherlich viele Geschichten erzählen, wer schon alles vorbei gerauscht ist, wenn er denn sprechen könnte.
Der Col d'Aubisque zieht sich länger als gedacht. Sicher liegt es auch an die zahlreichen Foto-Stopps, die ich unterwegs eingelegt habe.
Dann gleiten auch mehrere Greifvögel lautlos über meinen Kopf. Ich denke, dass es Geier sind. Doch ob es ein Gänsegeier, Mönchsgeier, Bartgeier oder Schmutzgeier war kann ich nicht sagen. Doch die Spannweite war riesig - weit über 2m.
Auf der Passhöhe gibt es zur Abwechslung freilaufende Pferde, die sich gerne von den Touristen streicheln lassen.
Auf der Abfahrt kommt mir ein Radler mit Klapprad entgegen. Verrückt. Die Tour de France würde durch Laruns führen, doch ich ziehe ruhige Nebenstraßen vor und fahre daran vorbei bis nach Bielle.
Ein letzter Pass für heute ist noch zu überwinden. Der Col de Marie Blanque hat zum Glück nur ca. 500 - 600 hm und läßt sich angenehem treten. Die diesjährige Tour 2023 führt ebenfalls über diesen Pass und entsprechend gut sind die Straßen, da neu asphaltiert. Der Pass selbst ist ohne besondere Sehenswürdigkeiten. Die Westseite ist ziemlich steil und ich falle förmlich in die Tiefe. Die Tour-Stars fahren umgekehrt und daher dürfte dieser Pass auch mit seiner geringen Höhen ziemlich selektiv sein.
Die letzten 12km fahre ich über eine Nationalstraße, die nach Spanien führt. Der Verkehr hält sich zum Glück in Grenzen auch wenn der ein oder andere 40-Tonner vorbei donnert.
Im Zielort Bedous haben sich die Wolken schon wieder bedrohlich zugezogen. Kaum bin ich wieder im Hotel fängt es wieder heftig zum Regnen an. Zum Glück bin ich früh gestartet und schon um 14:40 angekommen, so bin ich wieder trocken geblieben.
Im Hotel bin ich nicht der einzige Radler. Eine Gruppe französischer älterer Herren (bei uns würden wir Masters dazu sagen 😏) hat sich einquartiert. Sie durchqueren im Rahmen einer Vereinsausfahrt die Pyrenäen von West nach Ost und haben ein Begleitfahrzeug mit Hänger dabei. Im Kleinbus finden 8 Radler plus Fahrer Platz und im Hänger haben sie sich einen interessanten Aufbau für die Räder gezimmert. Deren Radurlaub finde ich super. Genau für so stelle ich mir ein Vereinsleben vor. Gemeinsame Planung, Ausfahrt und geselliges Beisammen-Sein am Abend. Warum machen wir bei der Rostigen Kette das nicht?
Das Hotel hat gute Rezensionen für sein Restaurant. Nur blöd, dass es heute geschlossen ist (obwohl ich extra angefragt habe, ob es offen ist). Als Alternative werden eine kleine Pizzeria in der Nähe oder ein Restaurant in einige km Entfernung vorgeschlagen. Da es immer noch unbeständig ist, fällt die Auswahl sofort auf die Pizzeria (Pizza in Frankreich - das kann ja spannend werden). Zum Glück ist gleich nebenan ein Supermarkt, wo ich gleich mein Frühstück für den nächsten Tag kaufe. Nächster Tiefschlag: Der Supermarkt befindet sich im Umbau und entsprechend ist das Sortiment ausgedünnt bzw. Obst / Gemüse nicht frisch. Aus Not kaufe ich Knäckebrot, da altes Baguette nicht wirklich mein Geschmack ist.
Abends gehe ich dann in die Pizzeria, die sich mehr als Take Away mit Vorraum entpuppt. Keine Gäste. Als Getränke werden Dosen angeboten. Die Pizza ist genießbar, aber kein Grund nochmal herzukommen. Als ich fertig bin, kommen die französichen Radler. Ich unterhalte mich noch kurz und freue mich, dass der spanische Wirt wohl sein Geschäft des Tages machen wird.
20. Etappe von Accous nach St. Jean Pied de Port am Mittwoch 14.06.2023
147km / ↑ 2963 hm / 8:02 / ⊘18.2 km/h / 7:20 → 17:00
Col de Bouesou (1009m / davor ist eine nicht benannte Kuppe mit 1020m)
Col de Labays (1354 m)
Col de Sedout (1540 m)
Col de la Pierre St. Martin (1760m)
Alto Laza (1129 m)
Alto de Remendia (1040 m)
Col Azpegi (1051m)
Die ganze Nacht hat es durchgeregnet und selbst beim Frühstück im Zimmer schüttet es noch. Das Regenradar sieht aber gut aus. Die Wolken ziehen von Nord nach Süd und stauen sich am Gipfelkamm. Meine Einschätzung ist, dass es eine kurze Regenpause gibt. Danach noch ein kurzer Schauer und dann schließlich trocken.
Für diesen Tag habe ich 3 Varianten geplant. Ich wähle die längste und schönste Variante aus, da ja nur kurz Regen droht. So mache ich mich über kleine Weg auf und fahre im leichten Nieselregen (ohne Regenjacke) hoch zum Col de Bouesou. Auf der gesamten Auffahrt überholt mich kein Auto. Einsamkeit pur. Die Hänge stehen im satten grün und der Himmel ist tiefgrau. Ich fühle mich als wäre ich in England, Wales oder Irland und nicht in Süden von Frankreich.
Nach den Col de Bouesou verliere ich 100 Höhenmeter, was weniger schlimm ist, als die verdammte Kälte, wenn man in der Nässe bergab fährt. Das Sprichwort: "Berge + Regen = Scheiße^2 " bestätigt sich mal wieder. Nach der Abfahrt geht es hoch zum Col de Labays. Meine Prognose, dass der Regen aufhört bestätigt sich. Doch von der Wolkendecke hat keiner gesprochen. Ab 1000m tauche ich in die Watte ein und erfeeue mich an dichten Nebel, der immer dichter wird, je höher ich komme.
Eine freilaufende Kuhherde schaut mich mit großen Augen an und scheint mit ihren Blicken sagen zu wollen: "Was macht dieser Verrückter bei diesen Sauwetter hier?"
Der Col de Labays ist für mich kein Pass, sondern eher die Einmündung auf die Straße hoch zum nächsten Pass. Frühzeitig künden die Schilder den Pass an der spanischen Grenze an. Die Sichtweite liegt bei weit unter 50m. Licht ein und hoffen, dass mich kein Auto übersieht. Jedes Mal, wenn ich ein Fahrzeug höre fahre ich äußert weit rechts bzw. bleibe sogar am Seitenstreifen stehen. Bei den Wetter sind aber nur sehr wenig Autos unterwegs.
Doch vor den Grenzpass nach Spanien kommt der Col de Soudet aus der Nebelsuppe. Anstatt toller Aussichten wie bei der Tour 2023 auf der 5.Etappe sehe ich gar nix. Hier kann ich noch auf die Variante 2 meiner Planung ausweichen. Doch da es Nordwind hat, so denke ich, bleiben die Wolken am Kamm hängen und in Spanien scheint die Sonne. Immerhin fahren doch unzählige Touristen nach Spanien zum Baden, oder?
Also bleibe ich auf der Pass-Straße und kletter weiter in den Wolken nach oben.
Die nächsten 220 hm müssen auch mit Hilfe einer Kehrengruppe überwunden werden. Ich kann von einer Kehre keine andere Kehre im Nebel erkennen und orientiere mich lieber am rechten Straßenrand. Dann kommt aus den Nichts das Pass-Schild vom Col de la Pierre St. Martin. Kaum über der Grenze wird die Straße breiter und besser ausgebaut. Nun könnte man super die Abfahrt meistern, wenn man nur etwas sehen würde. Gefühlsmäßig fahre ich genauso schnell den Berg runter wie zuvor rauf. Da kommt keine Laune auf.
Als negatives Highlight sei zu erwähnen, dass es die Straße eine Öse macht, sprich über eine runden Kreis sich selbst überquert. Ich bemerke diesen Kringel erst als ich unter die Brücke fahre.
Nach den Verlust von 300hm lichtet sich langsam der Nebel und ich kann endlich schneller fahren. Schneller fahren macht auch nicht wirklich mehr Spaß, da es mit steigender Geschwindigkeit saukalt wird. Plötzlich setzt dann noch Regen ein. Woher kommt auf einmal der Regen her? Am Abend checke ich nochmal das Regenradar und sehe, dass ein kleiner Cluster mit intensiven Regen vom Mittelmeer mich gefunden hat. Zum Glück finde ich einen kleinen Unterstand und kann mich unterstellen. Brotzeit im Trockenen ist Freude des Tages. Der Regen hört nicht auf und so ziehe ich erstmalig meine Rain-Legs aus der Tasche.
Bei schönen Wetter wäre die Abfahrt mit über 1100hm wirklich phantastisch, führt sie doch durch einen malerischen Tal mit einigen sehenswerten alten Brücken.
Am Ende der Abfahrt ist das Örtchen Isaba. Eigentlich hätte es dort ein paar Läden geben sollen, doch die habe ich leider nicht entdeckt. Nicht weiter schlimm, da ich ja noch Knäckebrot habe. Immerhin regnet es jetzt nicht mehr und anstatt nach Süden geht es nun weiter in Richtung Westen hoch zum Alto Laza.
Nach der Abfahrt komme ich durch einige baskische Ortschaften. Das Wetter bessert sich. Hier & da lugt die Sonne durch Wolkenlöcher. Die Straße wellt sich immer auf und ab, was ein schnelles Vorankommen verhindert. Dafür ist sehr wenig Verkehr.
Auch in den baskischen Ortschaften ist kein Mensch zu sehen. Der Baustil ist anders. Viel Naturstein wird eingesetzt. Ich folge stets meinen Track. Anhand der Straßenschilder kann ich mich schon lange nicht mehr orientieren.
Über den Col de Remendia erreiche ich den letzten Anstieg hoch zum Azpegi an der Grenze nach Frankreich. Die hohen Hecken am Straßenrand erinnern mich an meiner Wales-Tour.
Unerwartet komme ich an einer Industrie--Ruine vorbei. Die Bögen laden zu einem Stopp ein. Hinweis - Schilder sagen mir, dass es sich um "Orbazieta" - einer alte Munitions-Fabrik handelt. 1784 gegründet und bis Ende vom 19 Jahrhundert in Betrieb. Hier wurden hier Kanonkugeln gegossen und über die Bögen in die Stollen eingelagert.
Mehr oder weniger gut erhalten sind, die beiden Hochöfen "Santiago" und "San Jose".
In der Einöde steht neben der Fabrik noch die alte Kirche und einige Häuser. Die Katzen und der Hund nahmen mich allenfalls zur Kenntnis - wirklich interessiert wirkten sie nicht.
Ging es bis zur Munitionsfabrik nur leicht ansteigend einen Tal entlang, ändert sich sowohl die Straßenbreit und -steigung immens. Mit knackigen 10-12% erklimme ich das Grenzgebirge und überquere ohne Grenzkontrollen die Landesgrenze. Kaum oben angekommen, empfängt mich der alte Freund "Nebel" wieder. Zum Glück diesmal nicht mehr so dicht, aber die Aussicht ist gleich null.
Ohne Panorama vom abgelenkt zu werden, fallen mir auf den Weiden die vielen Hügel auf. Deren Ursprung sind mir unbekannt. Für Hobbit-Höhlen sind diese auf jeden Fall zu klein.
Ab jetzt geht es bis zum Ziel nur noch bergab. Eine freilaufende Schafherde bremst mein Abfahrt gehörig ein.
Endlich komme ich unter die Wolkendecke. Die Sicht wird klarer und mein Blick schweift über grüne liebliche Hügel.
Das Grün ist so satt, dass ich mich auf einen Kontinent wähne.
Immer leicht bergab geht es das Tal der "La Nive" komme ich an mein heutiges Etappenziel.
Das Etappenziel St. Jean Pied de Port. Für die meisten Touristen ist dies kein Ziel, sondern der Startpunkt ihrer Wanderung des Jakobsweg nach Santiago de Campostela, wie folgender Wegweiser am Boden beweist.
War bisher meine Reise von Touristen-Strömen mehr oder weniger unberührt, so ändert sich das Geschehen hier diametral. Ich laufe 3 verschiedene Restaurants ab, doch ohne Reservierung ist kein Platz zu haben. Zum Schluss bleibt mir ein Lokal, dass ich als letzte Option wähle. Ich bestelle mir ein Risotto, das lediglich Spuren von Reis enthält. Vom Jakobsweg habe ich meine Erfahrung gesammelt und weiß, dass ich diesen Weg nie fahren und gar nie nicht wandern werde.
Bei so viele Touristen im Ort hat der örtliche Bäcker einen Baguette - Automaten aufgestellt. Frisches (aufgebackenes) Brot rund um die Uhr. Langsam fange ich an zu zweifeln, was man wirklich alles braucht.
21. Etappe von St. Jean Pied de Port über Bayonne nach Moliet et Maa am Donnerstag 15.06.2023
115km / ↑ 1102 hm / 5:16 / ⊘21.7 km/h / 8:00 → 14:00
Nun verlasse ich die Pyrenäen. Ich folge mehr oder weniger den Flusslauf von "La Nive" durch das Baskenland. Auf den kleinen Nebenstraßen überhole ich zahlreiche Wanderer mit großen Rucksack, wahrscheinlich Pilger. Wo ich bergab einfach das Rad laufen lassen kann, müssen sie mühselig heruntersteigen und hoffen, dass es keine Kniebeschwerden gibt. Ach, bin ich froh ein Radler zu sein. Wenn ich schon wandern gehe, dann doch bitte nicht auf Asphaltstraßen.
In einer Stromschnelle sehe ich zwei Damen, wie sie Akt-Fotos voneinander schießen. Na sowas gibt es wohl bloß in Frankreich.
Die Straßenschilder sind zweisprachig, aber ich wusste irgendwie, dass diese Straße irgendwie für mich gemacht wurde 😊.
Nun komme ich zum Wegpunkt, an dem ich mich entscheien muss, ob ich direkt nach Bayonne oder nach Biarritz am Atlantik fahre. Überlicherweise beginnt / endet eine Pyrenäen-Durchquerung in Biarritz. Der Umweg über Biarritz würde auch nur 25km betragen, doch davon sind die letzten 10km im Stadtverkehr von Biarritz nach Bayonne. Heute endet die dritte Woche meiner Radtour und irgendwie ist mittlerweile die Luft raus. Viel sehr sehne ich mich nach etwas Erholung am Strand und wähle daher den direkten Weg nach Bayonne.
Ein Künstler-Atelier auf den Weg nach Bayonne.
Von Bayonne war ich angenehm überrascht mit seinen vielen alten Häusern und weitläufigen Fußgängerzone.
Die Gotik vom Dom trifft die Neuzeit in Bayonne.
Muss ich anfangs noch durch das Industriegebiet von Bayonnne fahren, so kann ich bald auf einen Radweg abbiegen. Dieser führt die gesamte Atlantik - Küste von Nord nach Süd meist duch den Pinienwald im Hinterlnad vom Strand.
Am Lac d'Hossegor - eine Lagune - sehe ich die ersten Austern-Bänke und freue mich schon jetzt auf das Abendessen (auch wenn ich keine Austern bestelle).
Stattdessen gibt es typisch baskische Speisen mit Tinten- und Thunfisch (auch wenn man diesen nicht mehr essen soll).
Mein Hotel liegt direkt am Strand - zweimal umfallen und man liegt im Sand. Der Strand ist gigantisch breit. 100m mindestens. Auch die Wellen sind viel höher als am Mittelmeer und lockt deswegen viel Surfer an. Zum Schwimen ist man angehalten nur im überwachten Bereich ins Meer zu gehen, da gefährliche Strömungen einen in die offene See ziehen können. ist man dann im Meer, dann wird erstmal in der Brandung kräftig durchgeschüttelt, bevor dann in Wellen ein Achterbahn-Feeling mit ständigen Auf und Ab aufkommt.
Mangels Handtuch (passte leider nicht ins Gepäck) laufe ich den Strand entlang bis ich wieder trocken bin.
Am Abend ist großes Happening zum Sonnenuntergang. Party - Stimmung mit zahlreichen vielen Jugend - Gruppen und kräftigen Beats. So geht eine wunderschöne Radtour zu Ende.
22. Etappe von Moliet et Maa nach Bordeaux am Freitag 16.06.2023
204km / ↑ 736 hm / 7:57 / ⊘24.0 km/h / 7:20 → 17:00
Dieser Tag war als Puffer für Unwägbarkeiten eingebaut. Heute könnte ich mit den Zug nach Bordeaux nehmen oder einfach die letzten km herunterrocken. Das Wetter ist perfekt und ich entscheide mich für das Radl. Weiter geht es den Küstenradweg. Nun führt er nicht mehr einer Autostraße entlang, sondern hauptsächlich einsam durch den Wald.
Wald, Wald und nochmal Wald. Hauptsächlich Kiefern auf Sandboden. Kennen wir doch, wenn wir durch den Reichswald fahren. Nur ist es in Frankreich noch wesentlich trockener und kaum Laubbäume gedeihen.
Irgendwann kann ich den Wald nicht mehr sehen, auch wenn er mich wirklich autofrei nach Norden führt.
Doch plötzlich ändert sich das Bild. Statt durch Wald fahre ich durch eine Steppe.Waldbrände habe im Vorjahr den Wald vernichtet. Einzelne Ruinen mit vorkohlten Mauern ragen dazwischen empor. Trostlos.
Nun mache ich einen Abstecher noch zur höchsten Wanderdüne Europas der Dune du Pilat, die über 100m hoch ist. Zum Aufstieg mache ich mir es einfach und nehme die Treppe.
Von Oben sieht man, wie die Düne langsame den Wald überrollt. Schön wäre es gewesen, wenn ich auf der Westseite hinunter zum Meer gelaufen wäre, doch mein Radl steht samt Gepäck ohne Bewachung auf den Parkplatz. Das Risiko des Diebstahls wollte ich gering halten und verzichte auf diesen Abstecher. Dafür fahre ich auf der Düne ab - sprich mit großen Schritte springe ich Schritt für Schritt in den Sand und bin ruckizucki wieder am Fuße der Treppe. Nun schnell noch den Körper soweit wie möglich entsanden und dann komme ich zurück an mein unversehrtes Radl samt Gepäck. Die Welt ist gut.
Bin ich bis hier durch einsame Wälder geradelt, fahre ich nun durch Touristenorte bis nach Arcachon. Späte Mittagszeit. Der Strand ist nicht einladend. Ein Restaurarnt nach den anderen säumt die Promenade (im italienischen würde man Lungomare sagen), voll mit Gästen. Zum Teil stehen Etageren auf den Tisch mit Austern und sonstigen Meeresfrüchten, die dann in wirklich dicken Bäuchen verschwinden. Irgendwie nicht meine Welt. Eigentlich wollte ich hier meinen letzten Nachmittag verbringen, doch meine Lust verschwindet. Anstatt abends mit den Zug nach Bordeaux zu fahren, entscheide ich mich das Stück noch abzukurbeln. Von den 60 km waren entlang einer gut befahrenen Autostraßen und wiederum davon 30km auf einer Gerade, wie schon der Name ohne Kurve. Zum Glück überholte mich ein Traktor in dessen Windschatten ich viele km mit 40 km/h fressen konnte.
Von Bordeaux habe ich mir nicht viel erwartet, da es eine große Stadt ist. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass es eine junge Stadt mit vielen Studenten ist. Das Leben pulsiert auf der Straße und zahlreichen Bistros Auch etliche historische Gebäude sind einen Blick wert, wie das Tor "Porte Cailhau"
Bordeaux liegt am Fluss Garonne. Doch, dass über den Fluss große Kreuzfahrt-Schiffe in die Stadt kommen habe ich nicht gewusst.
Ein weitere Sehenswürdigkeit ist der Miroir d'Eau - der Wasserspiegel. Ob der dünne Wasserspiegel auf Granitsteinen noch in Zeiten der Trockenheit zeitgemäß sind, ist eine andere Frage. Schön sieht er auf jeden Fall aus.
Die "normale" Altstadt bilden 2-stöckige Häuser mit verzierten Fassaden. In einen solchen Haus mit Seele habe ich auch eine Privat-Unterkunft gefunden.
23. Etappe Bordeaux 🚆 Paris 🚆 Erlangen am Samstag 17.06.2023
16.5 km / ↑ 110 hm / - / - km/h / 11:00 → 13:00
Auch die längste Etappenfahrt geht mal zu Ende. Heute heißt es Heimfahrt - nicht mit den Radl, denn das ist wirklich nicht einem Tag zu schaffen - auch nicht mit den Flieger (Klima-Schutz !!!), sondern mit den Zug.
Die Tickets habe ich daheim schon gebucht. Früh kann ich bequem noch zum Bäcker einkaufen und dann gemütlich zum Bahnhof radeln. In Frankreich ist man gut beraten schon frühzeitig am Zug zu sein. Boarding ist nur bis 2 Minuten vor der Abfahrt möglich. Dieser Zug nimmt Räder mit und so brauche es nicht für diese Strecke zerlegen.
Abfahrt Bordeaux: 8:46 nächste Halt vom Zug ist Paris Montparnasse 10:52
Die 500km Luftlinie überwinde ich somit quasi im Tieflflug.
In Paris muss man nicht nur umsteigen, sondern auch gleich den Bahnhof wechseln. So muss ich von Montparnasse zum Gare de l'est, d.h. einmal quer durch die Stadt. Mit den Fahrrad ist das kein Problem. Nun habe ich zwei Optionen: A) möglichst schnell umsteigen, was Stress bedeuten kann B) längerer Aufenthalt mit Sightseeing - Tour. Ich entscheide mich für B) und fahre als erstes zum Eiffel-Turm. Ich kann mich noch an meiner Jugendzeit erinnern, da konnte man einfach unter den Turm hindurchschlendern. Nun ist alles abgesperrt. An den Kassen ist eine lange Schlange, obwohl man heute wegen Arbeiten nur bis zur 2. Etage aufsteigen darf.
Weiter geht es über die Seine zum Triumph-Bogen und dann weiter über den Champ Elysee. Nun ist für Radfahrer eine extra Spur mit Bordsteinen abgetrennt. Man muss also doch an der Tour de France teilnehmen, um so richtig über den Boulevard brettern zu dürfen.
Weiter geht es zum Louvre und Notre Dame. Wie hier sind auf den meisten Pariser Straßen in der Innnenstadt extra Radspuren vom Verkehr abgetrennt worden. Vom großen Brand sieht man von vorne noch kaum etwas. Der Baukran zeigt jedoch, dass die Arbeiten noch lange nicht abgeschlossen sind.
Zum Abschluss radel ich noch der Seine entlang, wo einst die Autos fuhren. Nun drehen Jogger und Radler hier ihre Runden - meist Einheimische - die Touristen laufen meist oben an der Straße entlang, da es nicht allzuviele Auf- und Abfahrtsrampen zu dieser Trasse gibt.
Zeitig bin ich dann am Pariser Ostbahnof. Nun kommt meine Folie zum Einsatz, die ich die gesamte Tour herumschleppte. Natürlich hätte ich die auch in Paris kaufen können. Nur wo? Diesen Stress wollte ich mir nicht antun. Mit etwas Übung schaffe mein Radl wirklich kompakt einzupacken. Sattel runter, Räder raus, Radschuhe in den Rahmen kleben, Luftpumpe fixieren. Vorder- und Hinterrad so aufeinanderzulegen, dass Schaltung geschützt ist und die Pedale in die Speichen verschwinden. Tüte drüber fertig. Fertig war ich auch als ich zum Zug musste. Erst war ich am falschen Ende vom Kopfbahnhof (von Gleis 20 auf 8 wechseln) und dann stand eine Doppeltraktion vom TGV am Bahnsteig. Mein Zugteil war natürlich das weiter entferntere. Ich kann Euch sagen, ein Rad zu schieben ist viel einfacher als so eine Plastiktüte ohne Henkel & Tragegurte zu schleppen. Auf der ganzen Tour habe ich nicht so viel geschwitzt wie hier.
Der TGV hat große Gepäckfächer, so passte mein Radl bequem hinein. Sogar ein Koffer fand noch Platz daneben. Der Zug war ausgebucht - alle Plätze im Abeil waren belegt.
Abfahrt Paris Est 13:55 nächster Halt Strassbourg 15:46 umsteigen in Karlsruhe und erheblich langsamer mit IC / RE nach Erlangen um ca. 21:00.
Von Haustür Bordeaux nach Hause hat die Reise etwa 13,5h gedauert (incl. 3h Auftenthalt in Paris).
Die Bahnfahrt konnte ich komplett auf Ticket buchen. Die Bahnfahrt von Paris nach Erlangen hat etwa 100 EUR gekostet. In Relation dazu war die Strecke von Bordeaux nach Paris mit 74 EUR + 10 EUR für das Fahrrad wesentlich teurer.
Epilog
Zu guter letzt haben mich schon mehrere Leute gefragt, welche und wieviel Pässe ich nun gefahren bin. Eine ehrliche Antwort kann ich nicht geben, da etliche Anstiege keine Passnamen hatten und andere Pässe einfache auf den Anstieg / Abfahrt mitgenommen wurden. In Summe kann ich nur sagen, dass diese Radl-Tour etwa 2700km mit ca. 40.000 hm hatte. Hier noch ein Zusammenstellung aller Pass-Schilder, die ich fotografiert hatte.
Ich verstehe die Leute nicht, die ihre Club-Aufkleber (meist Töff-Clubs) auf die Passschilder pabben. Bei Grafitti muss man ja noch einigermaßen etwas im Kopf haben, doch bei denen ist Hopfen & Malz verloren... (Bringt mich dann zur Frage, warum die überhaupt einen Helm tragen).
Die Pyrenäen sind auf jeden Fall eine Reise wert. Leider sind sie recht weit entfernt, sonst würde ich öfters dort hin fahren. Die Pässe sind traumhaft ruhig. Kaum Autoverkehr und noch weniger Motorräder. Die Täler sind nicht wie in den Alpen voll mit Ortschaften und Industrie. Die einsame Landschaft macht zwar die Verpflegung etwas schwieriger, doch das satte grün gleicht es mehr als aus.
Mal sehen wohin mich die nächste Tour bringt. Rein theoretisch müsste man den Jakobsweg weiter nach Santiago di Campostela fahren. Doch wie kommt man ohne Flieger wieder einigermaßen zeitlich zurück. Für Ideen bin ich dankbar.
Etappenübersicht
xxxx
Datum | Tappa | Distanz | Höhen-unterschied | |
Fr | 26.05.23 | ER-Schwäbisch Hall | 66 km | 385 hm |
Sa | 27.05.23 | Schwäbisch Hall – Besigheim | 74 km | 750 hm |
So | 28.05.23 | Besigheim – Karlsruhe | 93 km | 991 hm |
Mo | 29.05.23 | Visp – Moosalp – Col de la Croix de Fer – Le Chable | 136 km | 3.290 hm |
Di | 30.05.23 | Le Chable – Chatillon | 112 km | 2.269 hm |
Mi | 31.05.23 | Chatillon – Brandizzo | 114 km | 609 hm |
Do | 01.06.23 | Brandizzo – Cumiana | 143 km | 890 hm |
Fr | 02.06.23 | Cumiana – Guillestre | 140 km | 2.436 hm |
Sa | 03.06.23 | Guillestre – Omergues | 150 km | 2.108 hm |
So | 04.06.23 | Omergues – Avignon | 137 km | 2.001 hm |
Mo | 05.06.23 | Avignon – Sete | 156 km | 259 hm |
Di | 06.06.23 | Sete – Bezier -Carcasonne | 144 km | 680 hm |
Mi | 07.06.23 | Carcasonne – Prades | 134 km | 1.963 hm |
Do | 08.06.23 | Prades – Ax les Thermes | 111 km | 3.423 hm |
Fr | 09.06.23 | Ax les Thermes – Andorra – Ax les Thermes | 78 km | 1.801 hm |
Sa | 10.06.23 | Ax les Thermes – Oust | 115 km | 2.324 hm |
So | 11.06.23 | Oust – Bagneres de Luchon | 98 km | 2.407 hm |
Mo | 12.06.23 | Bagneres de Luchon – Luz Saint Sauveur – Lourdes | 127 km | 3.151 hm |
Di | 13.06.23 | Lourdes – Accous | 105 km | 2.634 hm |
Mi | 14.06.23 | Accous – St. Jean | 147 km | 2.963 hm |
Do | 15.06.23 | St. Jean – Biarritz – Moliets et Maa | 115 km | 1.102 hm |
Fr | 16.06.23 | Moliet et Maa – Archachon | 204 km | 736 hm |
Sa | 17.06.23 | Arcachon → Erlangen | 40 km | 108 hm |
2.738 km | 39.280 hm |
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