Dieses Jahr findet wieder die Friedensfahrt mit unseren Italienischen Freunden statt. Wie schon 2013 (Prag) und 2017 (Berlin) starten wir schon eine Woche früher und radeln in kleiner Grupper diesmal von Amsterdam nach Strasbourg, wo die Friedensfahrt offiziell beginnt.
Übersicht
1.Etappe: Utrecht - Amsterdam - Schiphol - Den Haag - Scheveningen
2.Etappe: Scheveningen - Delft -Rotterdam - Dordrecht -Zevenbergen
3.Etappe: Zevenbergen - Breda - Diest - Hasselt
4.Etappe: Hasselt - Lüttich - Stavelot -Courtil
5.Etappe: Courtil - Vianden - Echternach - Trier
6.Etappe: Trier - Saarschleife - Völkingen - Pt. Rosselle
7.Etappe: Pt. Rosselle - Graufthal - Saverne - Strasbourg
Anreise: Utrecht - Loosdrecht am 28.06.2024 (38km + 21 km / 100 + 70m)
Wie immer bei einer Radreise ist die An- und Abreise einer der schwierigsten Abschnitte. Klimafreundlich will ich mit den Zug anreisen. Nach Amsterdam gibt es zahlreiche gute Verbindungen, die jedoch keineFahrradmitnahme gestatten. Zwar könnte man das Rad verpacken und als Gepäck mitnehmen, doch auf der Hinreise ist mir das Risiko zu hoch, dass diese Option, warum auch immer, fehlschlagen könnte. Alternativ bietet sich der Flixbus mit einer Übernacht-Verbindung an. Letztendlich finde ich eine gute Verbindung über Stuttgart. Doch die dt. Bahn wäre nicht die dt. Bahn, wenn sie nicht mal wieder eine Verspätung hätte und man dann den Anschluss verpasst. Ganz zu schweigen, dass dann der Regional-Zug nur mit der halben Garnitur fährt und entsprechend überfüllt und die Passagiere entsprechend genervt sind.
Kaum sind wir über die Grenze nach Niederlanden kommt gute Stimmung auf. "Ticket-Kontrol" schallt es durch das Abteil. Mehr oder weniger werden "Durchlass-Scheine" verteilt, damit man in Holland die Zugangsschranken (bzw. Ausgangsschranken) öffnen kann. Und übrigens "Wir sind in Hoooolllannnnd" singt die Schaffnerin und der ganze Zug ist guter Laune 😃.
Heute fahre ich nicht bis Amsterdam. Zu touristisch. Stattdessen steige ich in Utrecht aus. Bestaune das dortige riesige Fahrrad-Parkhaus am Bahnhof und radel weiter bis zu meiner Unterkunft in Loosdrecht mit seiner schönen Häuserzeile am Binnenmeer.
1.Etappe: Loosdrecht - Amsterdam - Schiphol - Scheveningen am 29.06.2024 (133km / 200m)
Meine italienischen Freunde kommen heute Mittag mit den Flieger in Schiphol an. So habe ich etwas Zeit noch vorher eine kurze Stadtrundfahrt durch Amsterdam zu machen, dass nur rund 35km von Loosdrecht entfernt ist. Über Radwege und Nebenstraßen komme ich quasi verkehrsfrei in die Altstadt, wo mir die Kleinigkeiten wie der Statue am Eck und die schönen Giebel auffallen.
Amsterdam und seine Grachten. Schön anzuschauen. Holland ist flach und man kann weit blicken, doch die unzähligen Kanäle und Wasserwege erschweren einem die freie Navigation nach der Himmelsrichtung. Irgendwann steht man immer am Ufer und darf dann einen weiten Umweg bis zur nächsten Brücke fahren.
Hier das Cafe de Sluyswacht, auf dt. Schleusenwärter-Häuschen. Einst regelte der Schleusenwärter das abfließende Wasser und schützte die Stadt vor feindlichen Schiffen. Nun beherbergt es ein Cafe und steht so schief, wie jemand nach einer durchzechten Nacht.
Für eine Barkassen - Rundfahrt durch die Grachten hatte ich leider keine Zeit. Wohin auch mit den Rad? Selbst älteste Klapper-Holland-Räder sind mit massiven Schlösser gesichert - sonst werden sie gestohlen.
Nach weiteren kurzen Sight-Seeing-Stopps musste ich weiter, denn ich wollte pünktlich am Flughafen sein, wenn meine Freunde eintreffen.
Und auf den Weg dahin, bin ich pünktlich am Flugfeld und sehe wie die Maschine aus Mailiand auf der Minute genau einschwebt.
Räder auspacken und zusammanenbauen und dann geht es raus aus den Terminal.
Da Amsterdam mit Touristen überfüllt ist, ziehen wir den Besuch von Leiden vor. Hier gibt es ebenfalls viele Grachten und schöne alte Handelshäuser. Wie schon in Utrecht wimmelt es in Leiden ebenfalls an Radfahrern. An der Ampel muss man sich ähnlich wie beim Autoverkehr anstellen. Wie erkennt man einen ausländischen Touristen? Er trägt einen Helm. Quasi alle Holländer fahren "oben ohne", wenn sie im Alltag unterwegs sind.
In Katwijk treffen wir erstmals auf die Nordsee.
An der Strandpromenade probieren wir Kibbeling (überbackener Fisch mit Pommes Frites) und neue Heringe.
Nun geht es durch die Dünen der Küste entlang. Der Radweg ist fern jeder Autostraße und geht immer etwas auf und nieder. Von wegen: Holland ist flach wie ein Spiegel.
Unser nächstes Ziel ist Den Haag mit den verschiedenen Strafgerichten.
- Internationaler Gerichtshof (Organ der Vereinten Nationen (UN))
(leider unterwerfen sich bei weitem nicht alle Staasten diesen Gericht. Gerade die UN-Vollmitglieder: China, Frankreich, Russland und USA fehlen !!!)
- Internationaler Strafgerichtshof zuständig für das Völkertstrafrecht, wie Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit (außerhalb der Vereinten Nationen (UN)!)
(leider sind wieder Länder wie z.B. USA, China, Russland, Israel, Türkei kein Mitgliedstaat bzw. haben ihre Unterschrift zurückgezogen 😞) - International Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (seit 2017 geschlossen)
Dieses Gericht hat u.a. Karadzic zu 40 Jahren Haft verurteilt.
Meiner Meinung würde mit Anerkennung von diesen Gerichten zahlreiche Konflikte der Welt lösbar sein. Dieses Gericht würde doch den vielen alten Männer (OK, als Ausnahme bestätigt Kim Jong-un (nur 40 Jahre alt) die Regel) in die Schrankekn weißen und viele Menschenleben retten und einiges Leid ersparen.
Hier ein Bild vom Internationalen Strafgerichtshof.
An der Ampel gibt es hin und wieder so Schalter zum schnelleren Grünholen (sonst dauert es ein bißchen länger). Zwar kann ich kein Niederländisch, aber irgendwie versteht man es trotzdem.
Ein anders Beispiel für eine Sperrung des Radweges: "Deze Weg is dicht". Na besoffen wir der Weg wohl nicht sein ...
In Den Haag gibt es auchzahlreiche Hochhäuser mit einem luftigen Arbeitsplatz.
hier noch einmal etwas größer:
Am Abend gehen wir zur Strandpromenade,die aktuell umgebaut wird. Hier das Kurhaus und ...
... die Seebrücke, die einer Kirchweih gleicht. Fressbuden, Spielhallen und sonstige Nippes-Buden. Am Ende steht das Riesenrad und mit den Kran werden die Bungee-Jumper hochgezogen, damit sie quasi ins Meer stürzen können. Zum Abschluss kann man noch mit den Flying Fox zurückfahren und braucht nicht laufen.
2.Etappe: Scheveningen - Rotterdam - Doordrecht - Zevenbergen am 30.06.2024 (134km / 240m)
Zusammen radeln wir nun der Küste weiter entlang und treffen zottlige Zeitgenossen, die die Landschaft vor Verbuschung schützen.
Immer wieder haben wir einen Blick auf den weiten Strand vor der rauhen Nordsee.
Bei Hoek von Holland gehen wir richtig an den Strand. Auf der anderen Seite liegt der Rotterdamer Hafen.
Im Hafen liegen zahlreiche dicke Pötte, deren Ladung gelöscht wird.
Im Rotterdamer Hafen landen nicht nur große Frachtschiffe & Tanker an. Auf der anderen Flussseite fahren die großen Fähren von Hoek van Holland nach Großbritannien ab.
Vom Rotterdamer Hafen hätten wir direkt die 30km direkt nach Rotterdam Zentrum fahren können, doch wir entscheiden uns für einen kleinen Abstecher nach Delft. So folgen wir bei Maas-Sluis den Kanal.
Bemerkenswert ist, dass der Seite auf der Landseite der Schleuse tiefer liegt als die Seite zur Neuen Maas, die ohne Hindernisse ins Meer fließt. Ist ja auch logisch, da große Landesteile von Holland unter den Meersspiegel liegen.
So ist ständiges Abpumpen vom Wasser notwendig. Einst übernahmen dies die Windmühlen, die den Wasserstand regulierten. Heute sind natürlich die Pumpen elektrisch.
In Delft schauen wir uns den großen Marktplatz und die Keramiken mit den Delfter Blau an. Holland und Käse, sprich Gouda, bedient natürlch das weitere Klischee von Holland.
In Rotterdam schießen wir ein Gruppenfoto auf etwas anderer Art.
Der Spiegel ist Bestandteil vom Kunstdepot "Boijmans Van Beunigen". Relativ neu. Im November 2021 eröffnet. Es bietet nun Zugang zu 151.000 Kunstwerken. Schade, dass wir keine Zeit hat diese Salatschüssel zu besuchen. Interessant wäre es schon gewesen (siehe Artikel der DW ).
Rotterdam wurde im 2.Weltkrieg weitgehend zerstört (die dt. Luftwaffe hat hier einen erheblichen Anteil !) und nach den Krieg zog die Moderne ein.
Bekannt sind auch die Kubus-Häuser auf der anderen Platz-Seite.
Wir radlen weiter und queren einen Rheim-Arm, der hier Lek heißt, mit einer Fähre.
Dann kommen wir zum nächsten Highlight der Tour. Die Mühlen am Kinderdijk. Die 19 Mühlen dienten einst zur Wasserregulierung und sind heute beliebtes Foto-Objekt der Touristen (wie wir).
Weiter geht es zur ältesten Stadt von Holland: Dordrecht. Im Hafen liegt ein historischer Schlepper im Hafen.
Einst wurde der Hafen militärisch genutzt, doch heute sind fast nur noch Freizeit-Kapitäne unterwegs. Interessant ist die Flagge von Dordrecht (siehe Kirchturm). Österreich lässt grüßen. Fehlt nur noch der Doppeladler.
Zahlreiche Kanäle durchziehen die Stadt.
Die Tour de France der Frauen machte 2024 Station in Dordrecht und diente als Startpunkt der 2. Etappe.
Ansonsten ist Dordrecht ein Freiluft-Museum mit "Rembrand-Bildern" auf Hauswänden.
Hier noch die Grote Kerk von Dordrecht.
Dann verlassen wir die Stadt und radeln entlang der Autobahn über einen weiteren Fluss. Maas, Rhein, Waal ? - ich kann es Euch nicht sagen?
Dann fängt es zwei Kilometer vor unserer Unterkunft zum Tröpfeln an. Punktlandung, da wir trocken ins Quartier kommen und es dann richtig anfängt zu schütten.
3.Etappe: Zevenbergen - Hasselt am 01.07.2024 (154km / 300m)
Bei bewölkten Himmel geht es weiter. Zunächst durchqueren wir die Stadt Breda und dann folgen wir einen kleinen Flüßchen. Die Stimmung ist trotz des trüben Wetters gut.
Mehrmals überqueren wir die Grenze von Niederlande - Belgien ohne es wirklich zu bemerken. Auffallen tun uns nur die unterschiedlichen Straßenschilder und schlechtere Radwege in Belgien. Am Wegesrand entdecken wir dann eine Säule mit Rad. Dreht man an diesem Rad bekommt man die Geschichte vom 2.Weltkrieg erzählt, wie auch hier die Front mehrmals vorüber gegangen ist.
Eine kurze Rast legen wir bei der Abtei Averbode ein und bewundern das Spiegelbild der Prälatur und der Kirche
Wir sind in Belgien. Höchste Zeit etwas Klassiker-Luft zu schnuppern. So begeben wir uns auf die Rennstrecke von "Dwars door het Hageland". Das besondere an dieser Strecke ist, dass diese einen Natur-Belag hat.
Gefahren wurde diese im Jahr 2024 am 8. Juni. Teilgenommen haben auch 5 UCI-World-Teams, wie Alpecin, Cofidis und Quick Step. Weiter Daten zu den Platzierungen findest Du hier.
In Diest legen wir einen kurzen Foto-Stopp ein und quälen uns dann wie die Profis zur Zitadelle hoch.
Danach geht über Nebenstrecken durch Apfelplantagen
Und schon sind wir an unserem Tagesziel Hasselt.
Die Stadt ist ein Regional-Zentrum mit großer Fussgängerzone, aber trotz der Bemühungen der Stadt versprüht diese wenig Flair.
Da helfen auch die zwei Bronzestatuen wenig. Doch immerhin haben sie uns verleiten lassen, dass wir ein Bild schießen.
4.Etappe: Hasselt - Liège/Lüttich - Courtil am 02.07.2024 (143km / 1910m)
Das Wetter hat sich verschlechtert. Schon am Morgen regnet es und wir fahren in Regenklamotten los. Die Landschaft ist nun nicht mehr topfeben. Die Hügel werden höher und höher.
An einem Ortseinagn fällt mir dieser Mülleimer auf. Nette Idee, auf jeden Fall könnte es helfen die Straßengraben sauber zu halten. Doch mal ehrlich - für einen kurzen Stopp an einem echten Mülleimer sollte immer genung Zeit sein.
Nun passieren wir wieder eine Grenze. Man könnte meinen, dass man in einem anderen Land fährt, aber wir überqueren nur die Grenze der innerbelgischen Regionen Flandern und Wallonie.
Bald erreichen wir Liège / Lüttich. Am Monument au 14eme regiment de Ligne haben wir einen guten Blick über die verregnete Stadt und gleichzeitig wird uns bewusst, dass Lüttich im ersten Weltkrieg heftig umkämpft war.
Dann kommen wir zur Treppe "Montagne de Bueren". 374 Stufen und 67m Höhenunterschied hört sich zunächst nicht viel an. Doch uns war sie dann doch etwas zu lange, um das Rad runterzutragen.
Ein Stadtspaziergang hätte uns bestimmt Spaß bereitet , aber der Regen hat einfach nicht aufgehört. So begnügen wir uns mit einem flüchtigen Blick auf die ein oder andere Sehenswürdigkeit, wie hier das Rathaus.
Zum Glück lässt nach den Mittag der Regen etwas nach und nun kommen wir in die Ardennen, d.h. die Anstiege werden länger und steiler.
Die radsportverrückten Belgier scheinen hier und da auch einen Rennen abzuhalten, denn am Ende Steigung ist der Zielstrich mit den alles sagenden Ausdruck "Amen". Wir fallen auch fast aus den Pedalen als wir oben sind und stimmen mit ein.
Es fängt wieder zum Tröpfeln an und wir suchen Unterschlupf in einem Cafe und wärmen uns mit Tee und Crepe auf.
Das Cafe wird anscheinend von vielen Profi-Radsportlern besucht. HInter der Bar hängt eine ganze Ansammlung von Trikots. Vor der Tür stehen auch die Begleitfahrzeuge einiger Radsport-Teams.
In La Gleize schauen wir noch am Weltkriegsmuseum vorbei. Hier steht ein deutscher Panzer vom Typ Tiger. Von den Deutschen zurückgelassen, von den Amerikanern als Versuchsobjekt verwendet und sollte schließlich als Schrott recycelt werden. Anwohner tauschten den Panzer gegen eine Flasche Cognac und restaurierten das Ungetüm lange nach den Krieg.
Über eine ehemalige Bahntrasse kommen wir dann nach Stavelot, wo wir gleich mit einem schönen Wandgemälde begrüßt werden.
Stavelot ist eine der ältesten Orte in Belgien. Die Abtei wurde im Jahr 648 gegründet.
Doch eigentliches Hightlight von Stavelot ist für Radler, die "Stele Eddy Merckx", auch Cote de Stockeu genannt. Im Rennen Lüttich - Bastogne - Lüttich nimmt man eine scharfe Rechtskurve und ist dann sofort bei 12-13%.
Die Steigung ist nicht gleichbleibend und einzelne Rampen könnten die 20%-Marke erreichen. Zum Glück sind es nur gute 100 Höhenmeter und dann ist man beim Denkmal für Eddy Merckx.
Der "Kannibale" hat zu seiner Zeit ganz schön die Siege abgeräumt.
Trotz des schlechten Wetters ist die Stimmung super. Wir glaubten und am Ende der Steigung zu sein, doch weit gefehlt. Bis zum Gipfel waren es nochmal so viel Höhenmeter, wie bis zum Denkmal.
Der lange Regen setzt meine Navi zu und es fällt mehr oder weniger aus. Erst am Abend in der Unterkunft entdecke ich ein Loch, durch welches Wasser eindringt. Das Zimmer sieht mehr wie ein Trockeraum als ein Hotelzimmer aus.
Vom Abendessen sind wir etwas entäuscht. Als wir es buchten, gab es noch ein Tagesmenü, was zwar teuer aber akzeptabel war. Doch über den Sommer hat sich der Preis nochmals um 50% erhöht. Immerhin gönnen wir uns als Nachtisch eine Käseplatte aus regionaler Herkunft.
5.Etappe: Courtil - Trier am 03.07.2024 (131km / 1660m)
Das unbeständige Wetter bleibt uns auch heute treu. Anfangs ist es zwar noch trocken, aber die dicken Wolken kündigen schon bald Niederschläge an. Nach etwa 25km überqueren wir, wieder ohne es wirklich zu bemerken, die Grenze nach Luxemburg. Einige wenige Kilometer folgen wir den Vennradweg, doch dann ist dieser wegen Bauarbeiten gesperrt und wir weichen auf die Hauptstraße aus. Doch bald verlassen wir diese Route und sind auf selbstgeplanten Nebenwegen mit satten Steigungen unterwegs.
Für die Abfahrten wurden breite Straßen ausgesucht, damit man das Rad schön laufen lassen kann, doch mit den Regen hat keiner bei der Planung gerechnet. Man hätte weit bis Deutschland schauen können, wenn die Regenwolken nicht gewesen wären.
In Vianden stellen wir uns erst mal in einer Pizzeria unter und gönnen uns eine heiße Pizza zum Aufwärmen.
Leider blieb uns der Regen treu und so geht es feucht das Sauertal hinab.
Mit einigen Regenpausen kommen wir Trier näher. Dann ist die Straße wegen eines Unfalls gesperrt. Zum Glück biegt unser Track nach 100m in eine kleine Nebenstraße ein, so dass wir ohne Probleme weiterkommen. Die Autos hinter uns müssen alle umdrehen. In Trier haben wir eine Unterkunft nur wenige Gehminuten von der Fußgängerzone bzw. der Altstadt entfernt. So kommen wir doch zu etwas Sightseeing, wie zum Dom ...
... und den Porta Nigra. Beides schon bestens bekannt von der Friedensfahrt M22.
Nach zwei Tagen etwas gewöhnunsbedürftigen Essen für meine italienischen Freunde in Belgien, freuen sie sich riesig bei einem Landsmann einzukehren. Endlich wieder richtige Pasta. Danach waren sie so richtig glücklich.
Zum Abschluss kommen wir in der Fußgängerzone an einer Weinbar vorbei. Scheinbar ist es chic, wenn man unter offenen Himmel Wein trinkt. Gilt dies auch für die Obdachlosen, wenn diese ihren Wein ebenfalls unter offenen Himmel trinken? Beides dasselbe, aber die Sichtweise bzw. gesellschaftliche Akzeptanz ist doch diametral.
6.Etappe: Trier - Petite Rosselle am 04.07.2024 (117km / 780m)
Das trübe Wetter macht unserer guten Stimmung keinen Abbruch und wir radeln auf den Moselradweg stromaufwärts.
HIer schauen wir nicht auf einen See, sondern auf die Mündung der Saar in die Mosel.
Dann steht ein London Cab am Wegesrand. Wie kommt es hierher? Hat sich wirklich jemand von London mit den Taxi her chauffieren lassen?
Natürlich müssen legen für einen kurzen Fotostopp einen Abstecher zur Saarschleife ein. Direkt über der Schleife gibt es noch einen Baumwipfel-Pfad, der bleibende Eindruck beim Pasquale hinterlassen hat.
Neben den landschaftlichen Schönheiten genießen wir auch die kulinarischen. So kehren wir zur Mittagszeit in die Brauerei Merzig ein und gönnen uns frisch gezapftes Bier und einen Brotzeit.
Anschließend folgen wir der Saar. Vor einigen Wochen hat es ein heftiges Hochwasser gegeben, so dass einzelne Abschnitte noch wegen Überschlammung bzw auch wegen Sanierung gesperrt wraren. An einer Schleuse wohnen wir der Umsetzung eines Schubverbandes bei. Für uns Franken mit den Main-Donau-Kanal nix aufregendes, doch meine drei Freunde sehen so etwas eher selten.
Bei Völkingen begrüßt uns dann die Stahlindustrie mit riesigen Gebäuden. Hier das kilometerlange Walzwerk.
Und dann das alte Stahlwerk Völkingen, das nun Weltkulturerbe ist.
Die 4 alten Hochöfen sind zu klein, um wettbewerbsfähig zu sein. Inzwischen produziert ein moderner Hochofen mehr Stahl als diese 4 alten Hochöfen zusammen.
Rund um den Stahlwerk zieht sich eine Mauer, die kunstvoll aufgwertet wurde.
Seit 2012 wird im Saarland keine Kohle mehr gefördert. Ebenfalls wurde einige Kohlekraftwerke, wie Ensdorf (2017) stillgelegt. Die steigende Arbeitslosigkeit kann man am Wandgemälde gut nachempfinden.
Blick auf das Fördergerüst Delbrück II. Inzwischen natürlich schon lange stillgelegt.
Ein Stromkasten mit Spielkarte "Pizza Queen".
Vom Bergbau zeugen die Straßenzüge mit den alten Häusern der Kumpel. Derselbe Baustil über ganze Straßenzüge. Ein Glück, dass inzwischen die Fassaden verschiedene Farben haben.
Diesen Abend verbringen wir mit Verwandten von Antonio. Eine Cousin lebt hier. Nun wird es etwas kompliziert mit der weiteren Erzählung. Die Familie lebt nicht im Saarland, sondern im Frankreich und Dank diesen Besuches bekomme ich Einblick in die persönlichen Auswirkungen der Weltkriege. Lothringen war ein Zankapfel zwischen Deutschland und Frankreich und wechselte mehrmals die Staatszugehörigkeit. Nun ist es Frankreich, aber in deren Familie wurde immer Deutsch gesprochen. Erst in der Schule haben sie französisch gelernt. Zu welcher Nation gehören sie? Bei den Franzosen werden sie als Deutsche angesehen und aus deutscher Sicht sind sie Franzosen. Dank der EU und offener Grenzen kann man sagen, sie sind Europäer - wie wir alle!
Ähnlich dürften sich die 2. / 3. Generation der Gastarbeiter fühlen. Weder werden sie hier als Deutsche akzeptiert, obwohl sie hier aufgewachsen sind. In deren Heimat werden sie ebenfalls nicht akzeptiert, da sie ja Deutsche sind. Ein Dilemma.
7.Etappe: Petite Rosselle - Strasbourg am 05.07.2024 (151km / 1390m)
Heute geht es durch Lothringen. Immer auf kleinen Nebenstraßen oder Radwegen durch ländliches Gebiet und durchqueren das ein oder andere Dörfchen. Der Nachteil der ruhigen Nebenstraßen und kleinen Ortschaften ist, dass wir keinen Bäcker finden. Auch in Frankreich gibt es das Ladensterben wie bei uns, so dass man größere Orte zum Einkaufen ansteuern muss. Und selbst dort gibt es oft nur noch Supermärkte und keine handwerklichen Bäcker bzw. Metzger.
Nicht nur in Deutschland protestieren die Landwirte gegen die Politik, sondern auch in Fankreich. Während in Deutschland symbolhaft die Gummistiefel an die Ortsschilder oder grüne Kreuze aufgestellt werden, drehen die Franzosen einfach die Ortsschilder um.
In Graufthal legen wir einen kurzen Foto-Stopp bei den Felsenwohnungen ein.
Dann kommen wir nach Saverne, ein größerer Stadt, und finden endlich Verpflegung. Bis dahin haben wir uns nur mit Energie-Riegel am Laufen gehalten. Doch ein richtiges Baguette schmeckt doch viel besser und ist besser bekömmlich.
Letztendlich kommen wir nach Strasbourg und halten Europa-Parlament. Leider war die Etappe zu lange bzw. unsere Reisegeschwindigkeit zu gering, so dass wir nicht zur Gruppen-Führung rechtzeitig angekommen sind, die im Rahmen der Friedensfahrt angeboten wurde.
So begnügen wir uns mit einem Blick von außen, bevor wir dann ins Hotel fahren, wo schon die Teilnehmer der Friedensfahrt auf uns warten.
Vielen Dank an meine Radsport - Kameraden für die vielen gemeinsamen (auch feuchten) Kilometern, die wir gemeinsam gemeistert haben.
Die nächste Woche geht es dann im Rahmen der Friedesnfahrt M24 weiter nach Cumiana / Italien.
Ciao a presto
Roland
Tourdaten
Datum | Giorno | Etappe | Distanza | Dislivello |
29.06.24 | Sabato | Amsterdam – Schiphol – Leiden – Katwijk – Den Haag | 133 km | 200 hm |
30.06.24 | Domenica | Den Haag – Delft – Rotterdam – Dordrecht – Zevenbergen | 134 km | 240 hm |
01.07.24 | Lunedi | Zevenbergen – Breda – Hasselt | 154 km | 300 hm |
02.07.24 | Martedi | Hasselt – Stavelot – Courtil | 143 km | 1.910 hm |
03.07.24 | Mercoledi | Courtil – Stavelot – Trier | 131 km | 1.660 hm |
04.07.24 | Giovedi | Trier – Völkingen – Petite Rosselle | 117 km | 780 hm |
05.07.24 | Venerdi | Petite Rosselle – Strasbourg | 151 km | 1.390 hm |
963 km | 6.480 hm |
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