Endlich Sommer. Die Tage sind wieder herrlich lang und wollen genutzt sein. Warum nicht einmal zur Walhalla radeln.
Auch wenn zwischen Sonnenaufgang und -untergang 16 Stunden liegen, ist man gut beraten schon zeitig aufzustehhen, um das Tageslicht lange auszunutzen. Hin & zurück sind es weit mehr als 300km. Ob ich diese auch tatsächlich abspule, weiß ich am Morgen noch nicht. Bei der Planung habe ich mir Optionen offengehalten, die Tour schon früher zu beenden und mit den Zug in Regensburg, Parsberg, Neumarkt oder Schwaig einzusteigen. So starte ich kurz nach 6 Uhr bei kühlen Temperaturen unter 10°C. Über ausgetretenen Pfaden geht es nach Lauf ins Pegnitztal. Bei Happurg biege ich in die Hügel ein. Am Stausee ist es noch recht ruhig - nur etliche Angler säumen das Ufer.
In Förrenbach geht es über kleine Nebenstraßen hoch in die Hersbrucker Schweiz. Kein Verkehr. Nur Vogelgezwitscher zu hören. Urlaub pur. Dann geht es über ein schönes Tal hinab nach Kastl, wo ich bei einer Metzgerei den typischen Leberkäs-Semmel-Stopp einlege.
Kastl liegt im Lauterbach - Tal hier kann man 26km eben bis an die Vilsmündung radeln. Die Straße ist gut ausgebaut und entsprechend schnell wird gefahren. Natürlich gibt es auch einen recht schönen Radweg abseits der Hauptstraße, doch dieser ist nicht asphaltiert und so entscheide ich mich das Tal zu verlassen und über die Hügel an die Vils zu kommen. Bei Hausen setzt sich die örtliche Kirche in Szene.
Auf der Anhöhe sehe ich plötzlich einen Hirsch über das Feld springen. Er quert kurz vor mir die Fahrbahn und springt in hohen Bögen weiter durch das Getreidefeld. Etwas schneller geradelt und es hätte eine Kollision gegeben.
Danach geht es km - weit auf kleine Straße quer durch den Wald und komme erst bei Rieden an der Vils wieder zurück in die Zivilisation.
An der Vils führt mich ein Bahntrassenweg für ein paar km das Tal entlang. Dann geht es auf breiter Hauptstraße rauf auf den nächsten Hügel. Der Verkehr meint es heute gütlich mit mir - nur 2 Autos überholen mich. Dann biege ich gleich auf die nächsten Nebenstraße ab und fühle mich im Angesichts der Kastanien in Bilderbuch-Bayern.
Nachdem ich die Naab und Regen überquert habe befinde ich mich nun in vorderen Bayrischen Wald. Leichte Hügel und Zwiebeltürme prägen das Landschaftsbild.
Dann taucht ein Ortsschild auf, mit welchem ich gar nicht gerechnet habe: Karlstein
Wenn ich Karlstein höre, dann denke ich sofort an Karlstejn, dass ich im Jahr 2012 mit meinen Freund Zdenek auf den Weg nach Prag durchquerte. Der Tourbericht von damals ist nach wie vor online - nach so langer Zeit werden die Berichte manchmal immer wertvoller.
(2013 war ich ein zweites Mal über das Wochenende in Karlstejn).
Huch, was macht ein rostiges Boot im Vorgarten? Über Kunst kann man beliebig streiten.
Dann geht es zum heuitgen Tagesziel. Der Walhalla - eine Gedenkstätte in Form eines griechischen Tempels. Details siehe hier. Eigentlich wollte ich der Sophie Scholl einen Besuch abstatten, aber die Corona-Vorschriften verkomplizierten alles. Zu erwähnen sei, dass alte weiße Männer die große Mehrheit hat. Sind wir mal optimistisch, dass es bald auch hier bunter zugeht.
Die Walhalla habe ich zuerst von der Rückseite gesehen. Um ihre Schokoladenseite zu bewundern, bin ich extra über die Donau gefahren.
Zu erwähnen sei auch die notwendige Auftanken der Trinkflaschen. Wegen Corona sind viele öffenltiche Wasserstellen gesperrt. Ein guter Tipp sind Friedhöfe, wenn diese an der Fernwasserleitung angeschlossen sind. In Regensburg ging es noch besser. Mitarbeiter vom Wasserwerk haben einen Hydrant auf der Straße angeschlossen und ließen einfach Wasser abfließen. Rucki zucki waren meine Flaschen wieder voll. Fast eine Betankung on the Fly.
In Regensburg steppte natürlich wieder der (Touristen-) Bär. Die Innenstadt habe ich mir gespart. Doch über die frisch sanierte steineren Brücke wollte ich fahren. Der Blick zurück auf den Dom und den Geschlechter-Türme der nördlichsten italinieschen Stadt war es auf jeden Fall wert.
Am Haus der bayrischen Geschichte (https://www.hdbg.de) komme ich auf vorbei. Ein neues Museum - eigentlich schade, dass ich keine Zeit habe, es zu besuchen.
War die Fahrt in die Innenstadt mit zahlreichen Ampeln (die natürlich für Autos ausgelegt sind und somit für Radler immer auf rot stehen) gesät war, ging es umso einfacher raus aus die Stadt. Kaum die Donau überquert ging es den Hügel hoch und schon war ich wieder in der freien Natur.
Die Hügel sind nicht besonders hoch, aber dennoch war ein Kamm für Paraglider angelegt. Der Wind blies und der Schirm öffnete sich. Lange Flüge waren aber wohl nicht möglich.
Nächstes Etappenziel war die Künstler-Stadt Kallmünz an der Mündung von Vils in die Naab.
Die Höhlenwohnung ist wohl das meist fotografierte Objekt in diesen schönen bayrischen Kleinod.
Mit jeden Tritt komme ich näher in die Heimat. Bilderbuchwetter. Ein übriges tun die farbenprächtigen Felder und der Himmel weiß blau.
So entschließe ich mich nicht in Parsberg in den Zug einzusteigen. Stattdessen geht es weiter nach Velburg.
Dann kommt, was kommen muss, wenn man neue Strecken über Nebenstraßen wählt. Die Straße ist nicht asphaltiert. Alternativen nur mit großen Umweg verfügbar. Egal- auf der Hinfahrt war auch ein Straßenabschnitt frisch mit Rollsplitt überhäuft. Mit langsamer vorsichtiger Fahrweise komme ich problemslos durch dieses Hindernis.
In Neumarkt komme ich ins Schwarzach-Tal hier geht es quasi nur noch bergab bis Erlangen. Etwas Probleme habe ich über das Gewirr der Radwege den richtigen zu finden. Doch dann bin ich auch schon für ein kurzes Stück am alten Ludwig-Donau-Kanal. Hier könnten man über guten rollbaren Naturbelag bis Nürnberg rollen. Doch ich bevorzuge die Talroute über die Schwarzach.
Bei Gnadenberg verlasse ich das Schwarzachtal und steige noch einmal hoch in den Jura. Die Brück bei Unterrieden wird aktuell neu gebaut.
Dann der einzige richtige Verfahrer am heutigen Tag. Auf der Abfahrt verpasse ich einen kleinen Abzweig. Zum Glück merke ich es bevor ich komplett im Tal hinuntergeschossen bin. Doch die Bonus-Höhenmeter hätte ich mir doch gerne gespart. Dann geht es hinab ins bekannte Gefilde nach Leienburg und Schwaig. Ich schaue auf die Planung. 41km bis heim. Steige ich in den Zug, dann spare ich mir 25km. Der Zug braucht mindestens 45 Minuten. Zeitlich gespart wird da nix. Also genieße ich den Tag und fahre weiter. Möglichst einfach, d.h. durch Nürnberg und am Flughafen vorbei. Der Tag neigt sich nun wirklch zum Ende entgegen.
Rund um den Flughafen bin ich nicht allein. Etliche Plane-Spotter säumen den Zaun. So viele Leute um dieser Uhrzeit (22 Uhr) hätte ich nicht erwartet.
Bis ich daheim bin, ist es endgültig dunkel. Die Luft ist noch warm, so dass man noch in kurzer Hose fahren kann. Erschöpft und glücklich komme ich noch weit vor Mitternacht wieder heim.
Ciao
Roland
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