Hallo liebe Radfler!
Unser Michael Wöhning hat einen extremen Rad-Urlaub im Pamir unternommen. Wir haben sein Einverständnis diesen Bericht auf unsere Homepage zu stellen.
Euer Roland


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Ladakh in Wikipedia

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Michael




 
 



Hier eine kleine Übersicht der Radtour

Anmerkung: Die gerade Linie in bikemap ist die Zugfahrt.
 

Radroute 1902458 - powered by Bikemap
 
 
 
 
Die Anreise per Bahn nach Frankfurt und Flugzeug nach Delhi klappte problemlos. Mein Gepäck, das Rad und ich waren zeitgleich nachts um 0:35 in Neu Delhi. Mir war die nächtliche Ankunftszeit ganz recht, denn so konnte ich so weit wie möglich aus der Stadt raus fahren bevor der tägliche Wahnsinn auf Indiens Straßen begann. Das hat auch halbwegs funktioniert, allerdings sollte es etwa eine Woche dauern bis der Verkehr deutlich weniger wurde.


Die ersten Tage waren so mit Erlebnissen und Sinneseindrücken ausgefüllt, daß ich mir dachte, man müsste jeden Tag auf eine Woche ausdehnen, um wirklich alles aufnehmen und genießen zu können. Aber so viel Urlaub hatte ich nun mal nicht, also habe ich abends alles fleißig meinem Tagebuch mitgeteilt. Vielleicht habe ich mal die Zeit alles nachzulesen.


Nach der ersten Nacht im Zelt auf einer schönen Wiese stand morgens um 7:00Uhr der Besitzer vor mir. Nachdem ich ein paar Tage zuvor bei einer ähnlichen Gelegenheit in der fränkischen Schweiz von einem Landwirt davongejagt wurde war ich gespannt, was nun passieren würde. Der gute Mann sagte erst mal seinem Sohn Bescheid, der kurz darauf mit 2l Trinkwasser angeradelt kam. Kurz danach war die ganze Familie um mich versammelt und ich konnte gar nicht anders als zum Frühstück ins Dorf mitzugehen. Dort kam dann mehr oder weniger der Rest des Dorfes noch hinzu.

Diese Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft begleitete mich auf meiner ganzen Reise. Wobei ich glaube, daß hierbei auch eine gehörige Portion Neugierde sowie der Wunsch nach Abwechslung vom Alltag eine Rolle spielte.
Mein erstes Etappenziel war Srinagar, die Hauptstadt der Region Kaschmir. Nach einer knappen Woche bei Temperaturen bis 40°C, dem bereits erwähntem Verkehr und ersten Bekanntschaften mit den indischen Essgewohnheiten kam ich dort an. Auf einem der vielen Hausboote zu über-nachten war mir zu viel Nepp, ich hatte keine Lust auf Besuche von Souvenirverkäufern und jedes Mal jemanden rufen zu müssen, wenn ich per Boot an Land gebracht werden wollte. Ein schönes Guest-House am Ufer fand meinen Gefallen und nach einer Dusche, einem Stadtrundgang und einem guten Bier war es doch mal wieder angenehm, in einem Bett zu schlafen.


Bis mich um 6:00 Uhr der Muezzin weckte. Naja, ist hier halt so üblich.
 
Die weitere Strecke zu meinem eigentlichen Ziel der Reise Leh verläuft relativ nahe an der Grenze zu Pakistan. Und weil sich die beiden Staaten so sehr mögen, ist auf diesem Abschnitt sehr viel Militär unterwegs. Wobei ich mich noch heute frage, wo die immer hingefahren sind. Mich hat das jedenfalls an die 'Bewegungsfahrten' bei der Feuerwehr erinnert.
Ich hatte ja die Befürchtung, daß ich mal nachts in meinem Zelt aufgespürt, umstellt und als mutmaßlicher Terrorist festgenommen werde. Es ist aber nie etwas passiert. Ich habe immer erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit einen Platz für mein Zelt gesucht und auch immer einen schönen Platz gefunden.



Auf der Strecke von Srinagar nach Leh gab es ein paar höhere Pässe und so konnte ich mich schon mal ganz gut akklimatisieren. Aufgrund der meist sehr trockenen und sauberen Luft konnte ich nachts oftmals einen wunderschönen Sternenhimmel bewundern. Wegen des großen Temperaturunterschiedes zwischen Tag und Nacht gefror manchmal die Rest-Luftfeuchtigkeit zu Schneeflocken. So war es nicht ungewöhnlich, daß es schneite und man gleichzeitig die Sterne am Himmel sehen konnte.

Nach einem heftigen Graupelschauer auf dem Fatu-Pass und der folgenden eiskalten Abfahrt ins Moon-Valley übernachtete ich im nahegelegenen Lamayuru-Kloster. So hatte ich dann auch die innere Ruhe, mir das Kloster und die Umgebung genauer anzusehen.




2 Tage später traf ich in Leh ein und war enttäuscht. Der Stadt vorgelagert ist eine riesige Militär-kaserne und das Zentrum von Leh besteht hauptsächlich aus Souvenirläden. Davor sitzen deren Besitzer und quatschen jeden, der nach Tourist aussieht pausenlos an. Ich muß ja nicht lange bleiben - dachte ich. Zuerst suchte ich mir ein Guest-House und kaufte mir dann einen Rucksack und Brotzeit für einen Ausflug am nächsten Tag. Der Hausberg von Leh -Stok Kangri- war mein Ziel. Ich ließ alles entbehrliche Gepäck im Guest-House und startete frühmorgens mit dem Rad Richtung Basecamp. Es waren zwar einige größere Geröllfelder zu überqueren, so daß ich das Rad öfter mal tragen musste, aber für den Fahrspaß auf dem Rest des Weges in dieser grandiosen Landschaft lohnte sich die Mühe.


Rechtzeitig vor Sonnenuntergang kam ich im Basecamp an, baute mein Zelt auf und informierte mich, wann die verschiedenen Teams Richtung Gipfel starten würden. Mein Plan war, als letzter loszulaufen und dann den Lichtern zu folgen. Es waren 3 Teams, die ersten starteten um Mitternacht und ich lief um 2:00Uhr los. Auf dem Weg nach oben waren ein paar Geröllfelder sowie ein Gletscher zu überqueren. Der Weg war nicht immer eindeutig erkennbar, aber spätestens, wenn ich ein leeres Energieriegel-Papier fand wusste ich, daß ich richtig bin. Die grobe Richtung sah ich ja anhand der Stirnlampen vor mir. Nach etwa der halben Strecke hatte ich alle Gruppen eingeholt und in der Dämmerung des anbrechenden Tages fand ich den Weg auch alleine. Oben gab es ein bisschen Kletterei und wenn es nicht so saukalt und so windig gewesen wäre, hätte es vermutlich auch richtig viel Spaß gemacht. Pünktlich zum Sonnenaufgang stand ich schließlich auf dem Gipfel. Weil es aber so ungemütlich kalt war und ich ganz alleine da oben stand, wollte keine so richtige Freude aufkommen.


So machte ich mich zügig wieder an den Abstieg, schlief im Basecamp 2h in meinem Zelt und fuhr dann zurück nach Leh. Die nächsten 2 Tage verbrachte ich damit, mit der Post ein Paket nach Hause zu schicken und das vorgeschriebene Permit zu besorgen, damit ich in das Nubra-Valley fahren darf. Das Nubra-Valley Tal liegt in der Nähe des Dreiländereckes Indien/Pakistan/China und man benötigt eine besondere Erlaubnis dafür. Meine Lieblingswörter sind seitdem 'Tomorrow', 'not allowed' und 'Permit' ...
Leicht genervt aber gut ausgeruht fuhr ich über den Kardong La ins Nubra-Valley und erlebte dort eine ganz andere Welt. Aufgrund des relativ weichen Gesteins und der großen Wassermassen nach der Schneeschmelze im Frühjahr hat sich eine 10km breite Sandwüste gebildet und aus den Zeiten, als noch Karawanen u. a. von Ladakh nach Tibet zogen, leben hier auf 3.300m ü.NN noch Kamele. Ein Ritt auf einem Wüstenschiff ist etwas Wunderbares!


Das nächste Teilstück führte durch atemberaubende Landschaft über ein paar der höchsten Pässe der Welt quer durch die Himalaya-Hauptkette nach Manali. Die Gegend ist sehr dünn besiedelt, es ist wenig Verkehr und die 'Dörfer' bestehen nur aus Zelten, die im Frühjahr aufgebaut und im Herbst wieder abgebaut werden.


In Manali angekommen studierte ich die Landkarte und überlegte, was ich mit den restlichen Urlaubstagen noch anstellen könnte. Ich könnte zwar mit dem Rad wieder bis nach Delhi zurückfahren, aber die 400km auf dem Highway sind landschaftlich nicht sehr abwechslungsreich, der Verkehr einfach nur crazy und ich bin die Strecke ja erst vor 4 Wochen mit dem Rad gefahren. Also entschloss ich mich, lieber noch ein paar Tage in den Bergen zu bleiben und dann mit dem Zug nach Delhi zurückzufahren. Auf der Suche nach einem neuen Ziel fand ich auf meiner Karte 'Dahramsala- Exil Home Dalai-Lama'. 2 Tage später war ich dort und habe auch noch das Glück gehabt, daß der Dalai Lama gerade eine 3-tägige Einweisung (Teaching) über den Pfad der Erleuchtung gab. Mit einem speziellen Ausweis kam ich in das Kloster des Dalai-Lama und war von der Atmosphäre fasziniert! Leider durfte man den Dalai Lama nicht fotografieren, die Bilder habe ich deshalb gemacht, als das Teaching zu Ende und der Dalai Lama weg war.


Ich wohnte etwas außerhalb der Ortschaft im Kloster Tsechokling und blieb 2 Tage.
Eigentlich wollte ich ja dann mit dem Rad nach Pathankot fahren und von dort mit dem Zug nach Delhi zurückfahren. Ich hatte in Dharamsala sogar schon eine Fahrkarte gekauft. Aber auf der Suche nach dem Weg nach Pathankot entdeckte ich auf der Karte noch einen weiteren sehens-werten Ort: Amritsar - Der goldene Tempel der Sikhs! Das lag zwar nun nicht gerade auf dem Weg, aber es gab dort auch einen Bahnhof. Ich kaufte mir für 5€ eine neue Fahrkarte und am Abend des nächsten Tages war ich in Amritsar am goldenen Tempel. Es war ein sehr schöner Abschluß meiner Reise und ich war froh, daß ich diesen faszinierenden Ort noch für mich entdecken konnte.


Am nächsten Morgen trat ich dann aber endgültig die Heimreise an. Die Zugfahrt war schön und ich kam rechtzeitig in Delhi an. Ich genoss nochmal so richtig das Essen der Straßenküchen und anschließend auf dem Weg zum Flughafen konnte ich zeigen was ich in den 5 Wochen fahr-technisch gelernt habe. Mit meinem Rad wollte man mich erst gar nicht in das Flughafengebäude lassen, aber schließlich klappte doch alles und ein paar Stunden später kam ich in Frankfurt an. Ich fuhr dann mit dem Zug nach Karlstadt und den Rest mit dem Rad nach Schweinfurt. Das habe ich einfach nochmal für mich gebraucht.




Viele Grüße
Michael

SGS Radsport

Sportgemeinschaft Siemens Erlangen Radsport